Unternehmerpaare in Deutschland vernachlässigen oft ihre Gesundheit, sind unzufrieden mit der Qualität ihrer Kommunikation, kümmern sich zu wenig um ihre Paarbeziehung und haben Schwierigkeiten, Firma und Privatleben zu trennen. Sie stehen aber in Krisensituationen fest zusammen, begegnen sich mit Wertschätzung und Loyalität, können Glücksmomente genießen und haben Humor.
Das sind die Ergebnisse einer Studie der Becker Consulting GmbH, die im Juni und Juli diesen Jahres durchgeführt wurde. Fast 4.000 Fragebögen gingen per E-Mail und Brief an (Ehe-)Paare, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als Inhaber oder Geschäftsführer leiten – im Handwerk, der Landwirtschaft und der Hotellerie. 322 Personen haben geantwortet, 159 Männer und 163 Frauen. Weil diese nicht nicht zufällig ausgewählt wurden, sondern über ihre Teilnahme selbst entschieden und somit ein hohes Involvement haben, ist die Studie nicht repräsentativ. Dennoch lassen die Ergebnisse interessante Trends erkennen und bieten Einblicke in die Lage von deutschen Unternehmerpaaren.
In allen Branchen empfinden es die beiden Partner als Mangel, dass sie sich zu wenig um ihre Gesundheit und die eigenen Bedürfnisse kümmern – vor allem die Männer. Beide glauben – ebenfalls branchenunabhängig –, dass die Kommunikation untereinander und in der Firma besser sein könnte. Auf diesem Feld sowie beim Thema Beziehungspflege schneiden die Frauen etwas besser ab. Die große Mehrheit der Paare beklagt außerdem, dass sich Firma und Privatleben nur schwer trennen lassen. Das scheint im Gastgewerbe am schwierigsten zu sein. Ein weiteres generelles Problem ist der Mangel an Zeit für sich selbst, für Hobbys und für die Paarbeziehung.
Insbesondere im Handwerk haben viele Paare Probleme, sich Klarheit über ihre langfristige Lebensperspektive zu verschaffen – sowohl in der Firma als auch privat. Für die Frauen ist das ein größeres Problem als für die Männer. Auch wenn die Entscheidungsfindung überwiegend klar geregelt ist, werteten die Frauen bei dieser Frage nicht so positiv wie die Männer. Das heißt, sie wissen manchmal nicht so genau, was sie allein entscheiden können und was nicht.
Die zwölf Fragen der Studie lassen sich den drei Handlungsfeldern Ich, Paar und Firma zuordnen. Die Firma kommt insgesamt am besten weg. Dort werden die Bausteine „Entscheidungswege und -regeln“ sowie „Erfolge und Misserfolge“ im Durchschnitt sehr gut bewertet, der Baustein „Menschen im Mittelpunkt“ zufriedenstellend. Am zweitbesten schneidet das Handlungsfeld Paar ab. Dort finden sich zwei sehr gut bewertete Bausteine („Wertschätzung & Loyalität“ sowie „Humor & Glücksmomente“) und ein zufriedenstellender („Unterschiede & Gemeinsamkeiten“). Allerdings haben drei Bausteine wenig Punkte erhalten: „Kontakt und Gespräch“, „Spaß, Freude und Paarbeziehung“ sowie „Firma und Privatleben“. Insgesamt sehen Männer die Paarbeziehung etwas negativer als Frauen. Das schwächste Ergebnis erzielt das Handlungsfeld Ich: Zwei Bausteine werden nur zufriedenstellend bewertet („Vision und Ziele“ sowie „Verantwortlichkeiten und Lebensrollen“), der Baustein mit der insgesamt schlechtesten Punktzahl ist „Selbstliebe & Gesundheit“. Frauen sehen ihre Rolle als Individuum in der Konstellation Unternehmerpaar etwas negativer als die Männer. Das könnte an dem Baustein „Verantwortlichkeiten und Lebensrollen“ und damit an dem bekannten Thema Doppelbelastung liegen.
Fazit
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse, was bei Unternehmerpaaren in Deutschland schon gut und sehr gut funktioniert. Zwischen den Partnern herrschen Vertrauen und absolute Verlässlichkeit. Die Studie bestätigt aber auch, was eine Meisterfrau auf den Fragebogen schrieb: „Die Firma geht immer vor!“ Für manche Unternehmerpaare sicher ein Dilemma: Einerseits ist die Firma ihre unverzichtbare wirtschaftliche Heimat, andererseits darf sie nicht alles dominieren. So macht das Ergebnis zum Schluss deutlich, an welchen Themen man arbeiten kann, um auf der Skala von Erfolg und Lebensglück noch ein bisschen höher zu klettern.
Wer sich im Detail für die Ergebnisse interessiert, kann die Studie über www.powerpaare.net zum Preis von 15 Euro netto beziehen. (nr/Quelle: Becker Consulting)
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