Einen Trend zur Entschleunigung hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) aus der Megatrendforschung und der im Vorfeld der imm cologne 2017 durchgeführten Ausstellerbefragung abgeleitet.
Mit zunehmender Schnelligkeit der Ereignisse halte der Rückzug in die eigenen vier Wände an. Ein Indiz dafür: Weihnachten wurde im vergangenen Jahr herbeigesehnt wie selten zuvor. Steigende Weihnachtsbaumverkäufe und ein umsatzstarker Einzelhandel seien ein Zeichen für die Sehnsucht der Menschen nach Rückzug, Glücklichsein und -machen sowie nach Ruhe.
Nostalgiecharakter schafft Werte
Daher sei es nicht verwunderlich, dass viele aktuelle Möbel einen Nostalgiecharakter haben. Denn diese Entwürfe haben Zeitbezug, kommen aus einer (vermeintlich) besseren Welt und sind verlässlich wie gute alte Freunde. Die seit der letzten Saison bekannten Möbel in Anlehnung an das Mid-Century-Design erfreuen sich weiter hoher Nachfrage. In dieses Nostalgiebild passen auch die sogenannten Klassiker – also Möbel, deren Formensprache fast jedem bekannt vorkommen.
Ob aus der Bauhaus-Zeit oder aus den 1950ern: Klassiker erfreuen sich starker Beliebtheit. Sie sind wertstabil, nachhaltig und langlebig. Für manche Käufer seien sie sogar Wertanlage für Generationen, die weitervererbt werden können, wie eine Luxusmarkenarmbanduhr.
Kultiges Heimatdesign
Auffällig beliebt sind daneben regionale Kulturthemen, die bestimmte Traditionen widerspiegeln. Allen voran wurde, so der VDM, im vergangenen Jahr eine starke Oktoberfest-Romantik mit entsprechenden Stilelementen beim Wohnen festgestellt: die Kuckucksuhr, das Hirschgeweih, der hölzerne Stuhl mit ausgesägtem Herz, die rustikale offene Feuerstelle. Plüsch, Barockes, ja zuweilen Kitsch — Heimatdesign hat für viele Menschen einen kultigen Charakter bekommen.
Dabei gehe es nicht um eine Entscheidung „Plüsch oder Purismus“. Allerdings falle das Typische in der individuellen Auswahl immer mehr weg, sodass man von einem unkonventionellen Wohnstil mit uneinheitlich ausgesuchten Möbeln und Wohnaccessoires sprechen müsse.
VDM-Bilanz: Wohnen in der Zukunft wird noch individueller, vielfältiger, persönlicher. (bs)
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