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Der weite Weg zur Weltmeisterschaft

Worldskills in São Paulo
Der weite Weg zur Weltmeisterschaft

Auf dem Flugticket steht São Paulo. Das Ziel heißt: Weltmeistertitel. Doch der Weg nach Brasilien führt 2015 über die kleinen Gemeinden Burgberg im Allgäu und Dinkelscherben bei Augsburg sowie über die niedersächsische Hauptstadt Hannover.

Autor: Fridtjof Ludwig
Wo noch im vergangenen Jahr zwei große Fußballnationen um den Einzug ins Finale kämpften, treffen sich in diesem Sommer die besten internationalen Handwerker. Vom 11. bis 16. August 2015 finden in São Paulo die Weltmeisterschaften der Berufe statt: die Worldskills. Mit dabei ist auch das deutsche Tischler-Schreiner-Nationalteam mit Johann Georg Bernwieser und Manuel Chmiel. Den letzten Schliff erhalten die jungen Talente bei ihren Trainern in Burgberg und Dinkelscherben sowie inmitten der Öffentlichkeit auf der Ligna in Hannover.

Die Weltspitze verzeiht keine Fehler
Bernwieser fährt derzeit regelmäßig ins Allgäu, um sich im Betrieb von Michael Martin auf die anspruchsvollen Aufgaben in der Kategorie Bauschreiner vorzubereiten. Und die haben es in sich: Bei der Herstellung der wunderschönen und sehr anspruchsvollen Verbindungen geht es nicht nur um Präzision und die richtige Technik. Die Abläufe müssen sitzen wie im Schlaf. Fehler verzeiht die Weltspitze in der Regel nicht. Da hilft nur üben, um die nötige Sicherheit zu gewinnen.
Michael Martin, Bernwiesers Trainer, ist indes kein unbeschriebenes Blatt: In diesem Jahr feiert er das zehnjährige Jubiläum seines eigenen Weltmeistertitels. Er weiß also, was seinen Schützling bei den Worldskills erwartet, ist damals selbst an seine Grenzen gegangen, hat sich durchgekämpft und bis zum Schluss nicht die Ruhe verloren. Denn darauf, sagt Martin, kommt es vor allem an: Man muss die Ruhe bewahren, darf sich nicht kirre machen lassen und sollte bis zum Ende an die eigene Stärke glauben.
Wer Bernwieser beim Training beobachtet, glaubt sofort, dass er den Rat seines Trainers beherzigen wird. Der bayerische Schreinergeselle ist die Ruhe selbst und stets hoch konzentriert. Aber nicht nur Talent und Können sind in Brasilien entscheidend. Um ganz weit nach vorn zu kommen, muss auch das Glück mitspielen. Denn am Ende kann eines von mehr als 500 Pünktchen darüber entscheiden, ob man sich Weltmeister nennen darf. Doch so weit denken derzeit weder Bernwieser noch Chmiel. Ihre Devise: Schritt für Schritt.
Zuerst war da die Ausbildung: Während Bernwieser diese in der Martin Heimgreiter GmbH in Waakirchen absolvierte, lernte Chmiel in der Schreinerei Gerhard Stärk in Kaufbeuren-Neugablonz. Gekrönt wurde der frisch erworbene Gesellenbrief mit ihrem jeweiligen Sieg beim praktischen Leistungswettbewerb. Hier zeigten die beiden jungen Talente eindrucksvoll ihre Fähigkeiten und lösten gleichzeitig ihr Ticket nach Brasilien.
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen
Manuel Chmiel feierte im vergangenen Jahr einen gelungenen Einstand. Neben dem Erfolg beim praktischen Leistungswettbewerb auf Bundesebene errang er eine Belobigung im bayerischen Landesentscheid der Guten Form 2014. Der Möbelbau liegt ihm also. In Südamerika soll die Erfolgsserie weitergehen. In der Kategorie Möbelschreiner führt dieser Weg über Dinkelscherben. Dort ist es die Aufgabe von Florian Langenmair, die Interessen und Stärken des jungen Möbelschreiners zu fördern und weiter auszubauen, damit dieser auch in Brasilien punkten kann.
Langenmair tritt als Trainer in die Fußstapfen seines Vaters. Beide sind von derselben Leidenschaft für die Weltmeisterschaften beseelt. Und Walter Langenmair steht seinem Sohn nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Erfahrung ist auch hier immens wichtig. Denn gerade in dieser Kategorie ist das Zeitmanagement ein ganz entscheidender Faktor, der zu einhundert Prozent sitzen muss.
Denn während die Bauschreiner an den vier Wettkampftagen zwei Wettbewerbsarbeiten fertigen und bereits am ersten Tag den Druck der Abgabe spüren, dürfen sich die Möbelschreiner nicht von ihrem vermeintlichen Zeitvorteil verleiten lassen: Sie müssen in der gleichen Zeit nur eine Wettkampfarbeit bewältigen. Doch auch hier gilt es, zügig zu arbeiten und nicht in Verzug zu kommen, wenn man nicht im Hintertreffen landen will.
Und so geht es sowohl in Burgberg als auch in Dinkelscherben darum, immer noch präziser und schneller zu werden, denn dann könnte das Nationalteam die Erfolgsgeschichte des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks fortschreiben. Dieses hat in 40 Jahren mehr Weltmeistertitel gewonnen als die Fußballnationalmannschaft in den vergangenen acht Jahrzehnten.
Rückendeckung von starken Partnern
Die Teilnahme an den Worldskills sowie die Vorbereitungsphase werden vom Bundesinnungsverband TSD organisiert. Sponsoren und Unterstützer sind außerdem Festool, Spax International, das Fachmagazin BM, Dictum, Schorn & Groh, Klöpferholz, die Emmerich Werkzeugfabrik sowie der Berufsbekleidungsspezialist Christoph & Oschmann. Eine wichtige Rolle spielen natürlich auch die äußerst engagierten Trainer. Diese Aufgabe übernehmen seit 2014 die beiden Schreinermeister Michael Martin und Florian Langenmair aus Bayern.

Wer darf teilnehmen? Die Worldskills im Fokus
„Skill“ ist englisch und bedeutet Fähigkeit oder Geschick. Bei den Worldskills messen sich die Nachwuchstalente verschiedener Gewerke aus Industrie und Handwerk. Neben Schreinern und Tischlern kämpfen zum Beispiel auch Maurer, Friseure und Mechatroniker um die Medaillen. Insgesamt treten mehr als 1000 Teilnehmer in 50 Berufen an.
Der Wettbewerb findet alle 24 Monate statt – dieses Jahr in Brasilien und somit erstmals in Lateinamerika. Die Ursprünge der Weltmeisterschaften der Berufe liegen in Spanien, wo sie 1947 Premiere feierten. Seit 62 Jahren gibt es eine internationale Veranstaltung, an der Deutschland regelmäßig teilnimmt.
Die Schreiner treten in zwei Kategorien an (Möbeltischler/Bautischler) und qualifizieren sich über den praktischen Leistungswettbewerb (PLW): Zunächst werden auf Innungs- und Kammerebene die besten regionalen Talente ermittelt. Dabei sind die Noten in der praktischen Gesellenprüfung ausschlaggebend. Die Kammersieger dürfen am Landeswettbewerb teilnehmen, anschließend geht’s zum Bundesfinale. An je zwei Tagen fertigen die jungen Gesellen eine Arbeitsprobe an, die von der Jury bewertet wird. Sofern sie nicht älter als 22 Jahre sind, dürfen die Gewinner an den Worldskills teilnehmen.
Die deutschen Bau- und Möbelschreiner zählen seit Jahrzehnten zur Weltelite und haben bereits vier Bronze-, acht Silber- und fünf Goldmedaillen gewonnen.

Die Generalprobe: Live-Training auf der Ligna
Ein Meilenstein in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften war die Ligna in Hannover: Im Trubel der Öffentlichkeit absolvierten Bernwieser und Chmiel in der Live-Werkstatt am Messestand von Tischler Schreiner Deutschland eine ganze Trainingswoche unter nahezu realen Wettbewerbsbedingungen.
Jetzt geht es noch mindestens einmal zu den Trainern nach Burgberg und Dinkelscherben, bevor sie Anfang August nach São Paulo fliegen. Das Motto der Stadt lautet „Non ducor, duco“: „Ich werde nicht geführt, ich führe.“ Natürlich hoffen alle auf die Führung im Wettbewerb. Doch allein schon ihre Teilnahme an den Worldskills und das hohe Maß an Teamarbeit, das sie an den Tag legen, ist eine hohe Auszeichnung für das Gewerk.
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