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Präzise Entscheidung

Wettstein AG: Qualität beginnt beim Zuschnitt
Präzise Entscheidung

Das perfekte Ergebnis ist erklärte Philosophie der Wettstein AG. Dafür nutzt der Vorzeigebetrieb in der Schweiz seine lange Erfahrung und innovative Technologien. Die jüngsten Investitionen in den Zuschnitt und die Kantenbearbeitung sowie eine clevere Methode für die Flächenbeschichtung sind herausragende Beispiele dafür. Manfred Maier

Alles ist fast staubfrei, hell, gut strukturiert und aufgeräumt. Der erste Eindruck bestätigt sich beim Betriebsrundgang: Bei der Wettstein AG in Riedt bei Erlen, nur wenige Kilometer von Konstanz, geht es um höchste Qualität und Effizienz mit ausgetüftelter Verfahrenstechnik und ergonomischen Arbeitsplätzen mit zahlreichen Eigenentwicklungen. Geschäftsführer Stephan Wettstein, Absolvent der Fachhochschule Biel, verdeutlicht: „Wir setzen alles daran, unsere sehr hohen Ansprüche an die Produktqualität mit stetig optimierter Fertigungstechnologie umzusetzen.“ Hervorgegangen aus einer klassischen Schreinerei entwickelte sich die Wettstein AG zu einem leistungsfähigen Dienstleister und Zulieferanten. Mit 25 Profis werden unter dem Label „Elements“ Möbelteile aller Art und Komponenten mit hohem Vorfertigungsgrad für Industrie und Handwerk produziert. Entwickelt mit namhaften Designern, fertigt das Unternehmen das eigene Spezial-Möbelprogramm „Unic“ für den Fachhandel. Dazu gehören u. a. individualisierbare Konferenztische, Stehtheken und komplette Empfangsanlagen.

Die Kundenorientierung könnte größer kaum sein. Stephan Wettstein will dies als eine besondere Stärke des Familienbetriebs verstanden wissen: „In enger Partnerschaft mit unseren Kunden entwickeln wir kreative Ideen und individuelle Lösungen. Daraus entstehen Produkte mit hohem Mehrwert.“ In puncto Lieferbereitschaft fügt er wie selbstverständlich hinzu: „Flexibilität und Geschwindigkeit sind unser täglich Brot.“
Grenzenlose Vielfalt
Fertigungstechnisch hat sich die Wettstein AG stets an der technologischen Spitze bewegt. Der erfahrene Betriebsleiter Urs Fischer nennt ein Beispiel: „Als erster Betrieb in der Schweiz haben wir schon vor 16 Jahren ein automatisches Plattenlager von Lewecke in Betrieb genommen.“
Der Marktwandel habe Organisation und Fertigung vor neue Herausforderungen gestellt, konstatiert Stephan Wettstein: „Die Möbel- und Einrichtungswelt hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Die Losgrößen werden immer kleiner. Hinzu kommt die nahezu grenzenlose Vielfalt bei Beschichtungsmaterialien und Trägerwerkstoffen.“
Das Plattenaufteilen und die Kantenbearbeitung sollten vor diesem Hintergrund auf eine neue, zukunftsorientierte Basis gestellt werden. Urs Fischer weist auf Losgröße 1 hin: „Wir wollten noch flexibler und schneller werden. Der bisher praktizierte Grobzuschnitt und auch die doppelseitige Format- und Kantenbearbeitung waren etwas starr und konnten unsere vielfältigen Ansprüche nicht mehr sinnvoll erfüllen.“
Dauerhaft präzise Fertigschnitte
Mit den Investitionsüberlegungen in eine neue Plattenaufteilsäge und in die einseitige, flexiblere Kantenbearbeitung ging eine verfahrenstechnische Voraussetzung einher. Urs Fischer: „Präziser Fertigschnitt ist die entscheidende Voraussetzung. Natürlich fügen wir, aber das exakte Maß und die Winkligkeit muss von der Säge kommen.“ Höchste Präzision und Wiederholgenauigkeit sowie sichere Maschinenverfügbarkeit waren demzufolge die zwingenden Forderungen im Pflichtenheft.
Die Entscheidung fiel auf die Schelling-Säge „fh 4“ mit 4300 mm Schnittlänge, 18 kW Motorleistung und einem Sägeblattüberstand bis 95 mm. „Grundsätzlich war der durchgehend massive Maschinenbau mit hochgenauen Führungen für das Sägeaggregat und den Einschubwagen der Schelling-Maschinen für uns entscheidend“, wird bei Wettstein dazu kommentiert. Neben den klemmkraftgesteuerten Scheren-Spannzangen nennt Urs Fischer ein weiteres Detail, das dem Wunsch nach hoher Fertigschnitt-Präzision entgegenkommt: „Durch den Doppelstreifenausrichter vor und nach dem Druckbalken wird jedes Format stabil ausgerichtet und somit eine exakte Winkelgenauigkeit gewährleistet.“
Hingewiesen wird darüber hinaus auf die verschiebbaren Luftkissentische für schonendes Handling und die Drittschnittautomatik, die es erlaubt, Formate mit unterschiedlichen Breiten in einen gemeinsamen Streifen zu verplanen.
Softwaretechnisch und logistisch wurde die fh 4 an das vorhandene ERP-System und das ebenfalls vorhandene Plattenlager nahtlos angebunden. Für Schnittstellen und eine neue Lagersoftware zeichnet das Softwarehaus 3Tec aus dem ostwestfälischen Vlotho verantwortlich.
Die Plattenaufteilsäge steuert das automatische Plattenlager: Die mit der HPO-Schnittplanoptimierung von Schelling in der AV aufbereiteten Betriebsaufträge werden an der Säge aufgerufen und abgearbeitet. Der Lagerroboter stapelt vor, auf einer der Säge vorgelagerten Zwischenstation werden die Platten vor dem Aufteilen zeitneutral und lagegerecht etikettiert. Mit dem XBoB-Restemanagement von Schelling werden Restplatten mit einem Etikett versehen. Jeder Rest wird in der Optimierung verwaltet und wieder verplant.
Nullfuge mit Imalux
Mit dem hohen Qualitätsanspruch verbindet sich auch die Neuinvestition in die flexible Kantenbearbeitung. Die Nullfuge und das Laserverfahren standen dabei im Fokus. Als Ima auf der Ligna 2015 das mit Philips Photonics entwickelte Direkt-Lasersystem vorstellte, bot sich dafür eine neue Alternative: Das neuartige Lasersystem „Imalux“ kommt ohne aufwendige Optik aus, kostet nur etwa die Hälfte der bisher bekannten Lasersysteme und kommt mit deutlich weniger Energie aus. Die Verfügbarkeit dieses Verfahrens auf Ima-Novimat-Maschinen gab letztlich den Ausschlag, diese Technologie als erster Betrieb in der Schweiz einzusetzen.
Rund 70 % der Teile, überwiegend helle und dunkle Unifarben, werden bei der Wettstein AG heute mit Imalux bekantet. Für Spezialfarben und Echtholzkanten kommen aktuell weiterentwickelte EVA-Schmelzklebstoffe zum Einsatz.
Die Kantenbearbeitungsmaschine Novimat Contour R3 zeichnet sich durch robusten Industriestandard aus und hat technologisch einiges zu bieten. Urs Fischer: „Das neuartige Kopierfräsaggregat KFA mit vier programmierbaren Profilen hat mich regelrecht begeistert.“
Bei dieser für Ima patentierten Technologie bearbeitet das KFA die vorgegebene Werkstückkontur mittels Bahnprogramm. Für ein optimales Fräsergebnis an der Werkstückkante sorgt eine spezielle Anordnung der Tasteinrichtung. NC-Achsen nehmen alle Abstimmungen im Fräswerkzeug und der Tasteinrichtung vor.
Ein Automatisierungspaket sorgt für die Ein-Mann-Bedienung. Das Rückführungssystem „Return“ von Barbaric für Teilegewichte bis 100 kg fördert die Werkstücke entweder gerade oder um 90 bzw. um 180° gedreht zur Aufgabestelle zurück oder stapelt die Teile ab.
Präzision zahlt sich aus
Stephan Wettstein und Urs Fischer sehen die Ziele für die sorgfältig vorbereiteten Investitionen mehr als erreicht: „Lager und Plattenaufteilsäge spielen zuverlässig zusammen. Mit hochpräziser Maschinentechnik konnten wir unsere Produktqualität weiter optimieren. Außerdem sind wir schneller und flexibler geworden.“ Das, so Urs Fischer, gelte ausdrücklich auch für die Kantenbearbeitung: „Imalux liefert exzellente Nullfugen und zeigt sich mit homogenem, automatisch gesteuertem Energieeintrag absolut prozesssicher.“
Positiv bewertet wird zudem auch die Unterstützung durch Schelling in der gesamten Planungs- und Installationsphase: Nach der Übernahme von Ima durch Schelling stammt das neue Zentrum der Fertigung praktisch aus einer Hand.
PUR-Hotmelts rationalisieren Beschichtung
Schon seit Jahren geht Wettstein einen neuen Weg in der Flächenbeschichtung mit reaktiven, feuchtigkeitsvernetzenden PUR-Hotmelts. Die Vielfalt bei Trägerwerkstoffen und Beschichtungsmaterialien war auch hier das Motiv, gewohnte Methoden infrage zu stellen. Urs Fischer: „Vorher hatten wir so um die zehn Leimsorten im Einsatz. Nach einer überschaubaren Investition beschichten wir heute fast alles mit nur einem Klebstoff.“
Der mit etwa 135 °C vorgeschmelzte PUR-Klebstoff wird mit einer beheizten Auftragswalze von Barberan im Durchlaufverfahren auf den nach einer vorgeschalteten Reinigungsstufe sauberen Trägerwerkstoff appliziert (ca. 80 g/m²). Die Beschichtungsmaterialien werden auf der Belegestation an einem selbst entwickelten Anschlag mit dem richtigen Überstand aufgelegt und durch leichtes, partielles Andrücken fixiert. Nächste Station ist der Kalander, verpresst wird „kalt“ und ebenfalls im Durchlauf: Mit etwa 5 m/min presst die Gummi-Rollenpresse das Beschichtungsmaterial auf das Trägermaterial. Die Aushärtung durch chemische Reaktion beginnt, die Werkstücke sind bei hoher Anfangsfestigkeit sofort stapelfähig und werden am Tag darauf weiterverarbeitet. Der Kalander kennt keine Längenbegrenzung, bemerkt Urs Fischer: „Überlange Teile sind dadurch auch kein Problem mehr.“
Für furnierte Teile ist ein zweiter Weg installiert. Über eine Winkelübergabe gelangen die Werkstücke in eine Kurztaktpresse, in der sie ebenfalls „kalt“ und nur 60 s lang verpresst werden.
Weil praktisch keine Feuchtigkeit in die Materialien eingetragen wird, haben sich ganz neue Möglichkeiten eröffnet, wie Urs Fischer betont: „Das Schöne ist, dass dieses Verfahren einen asymmetrischen Aufbau ermöglicht. Kunststoffbeschichtete Standardplatten können wir einseitig mit edlen Werkstoffen beschichten, wohlgemerkt ohne Verzugserscheinungen.“ Das funktioniere auch mit teurem Furnier, Linoleum oder HPL bei Tischplatten in größeren Formaten.
Stephan Wettstein schätzt auch den logistischen Vorteil: „Gleich ob Furnier, Folie, HPL, Glas, Metall, Leichtbau und mehr: Praktisch alle Werkstoffe können mit demselben Klebstoff miteinander verklebt werden. Kurze Presszeiten und weniger Energieaufwand kommen hinzu: Unterm Strich bleiben wesentliche Zeit- und Kostenvorteile.“
Hinzu kommt die qualitative Seite: PUR-Verleimungen verfügen über eine höhere Lösemittel-, Wasser- und Wasserdampfbeständigkeit als herkömmliche Schmelzklebstoffe oder Leimdispersionen.
Stephan Wettstein streicht über eine mit Ulme furnierte Platte und fügt hinzu: „PUR-Klebstoff füllt die Poren nicht. Selbst bei Furnieren grobporiger Hölzer bleibt eine deutlich natürlichere Anmutung als bei anderen Verleimungen.“ Mit diesem feinen Holz-Feeling schließt sich der Wettstein-typische Qualitätsanspruch zu einem runden Bild.

Der Autor

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Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier war viele Jahre BM-Chefredakteur und arbeitet heute als freier Fachjournalist.
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