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Spannende Verbindung

Zwei Schreiner und Architekten entwickeln Verbindungsbeschlag
Spannende Verbindung

Beschläge für den Möbel- und Innenausbau werden heute zumeist in den Konstruktionsabteilungen der einschlägigen Beschlägehersteller entwickelt. Manch eine Idee dafür entstammt aber auch der täglichen Praxis von Tischlern und Schreinern. So auch der über Häfele vertriebene Keilverbinder der Schreiner und Architekten Robert Kern und Thomas Kandler aus Bayern.

Autor: BM-Redakteur Heinz Fink
Der Keilverbinder im Video:
Das heute nahezu unüberschaubare Angebot an Beschlägen für den Möbel- und Innenausbau lässt uns fast vergessen: Zu allen Zeiten haben findige Schreiner und Tischler aus ihrer täglichen Praxis heraus Werkzeuge, Beschläge und Verbindungsmittel entwickelt. Man denke nur an die komplexen Mechanismen in den historischen Möbeln von Abraham und David Röntgen oder an den Schweizer Schreiner Hermann Steiner, welcher bereits in den 60er-Jahren den Holzflachdübel und die dazugehörige Fräsmaschine – heute besser bekannt als „Lamello“ – erfand und damit die Verbindungstechnik im Plattenbau revolutionierte.

Eine Art moderne Variante dieser „Schreiner-Daniel-Düsentriebs“ sind Thomas Kandler und Robert Kern aus der Nähe von München. Beide gelernte Schreiner und studierte Architekten – ersterer mit eigenem, designorientierten Schreinereibetrieb und letzterer Inhaber eines Architekturbüros. Jeder aber auch Handwerker aus Überzeugung, Tüftler aus Leidenschaft und professioneller Gestalter an der Schnittstelle zwischen Handwerk und Architektur, haben sie eine uralte Schreinerverbindung ins 21. Jahrhundert transformiert: Auf der Basis einer klassischen Holzverbindung haben sie einen zeitgemäßen, formschlüssigen Verbindungsbeschlag, bestehend aus nur zwei einfachen Grundkomponenten, entwickelt – und damit nicht genug, gleich dazu ein komplettes Regalsystem entworfen.
Neugier und Notwendigkeit als Antrieb
Die „Erfindung“ nahm ihren Lauf, als sich ein Bauherr von Robert Kern im neuerstellten Anbau seines Wohnhauses eine umfangreiche Bibliothek wünschte, die von Wand zu Wand, von Decke bis Boden reichen und vollkommen ohne sichtbare Beschläge auskommen sollte. Als Architekt von Berufs wegen dazu berufen, Neues zu erdenken und als Handwerker gewohnt, scheinbar unlösbare Konstruktionen zu einer einfachen, praktikablen Lösung zu bringen, entwickelte Robert Kern den dafür notwendigen Beschlag gleich selbst.
Auf dem Prinzip der klassischen Gratverbindung, bestehend aus einer Gratnut mit schrägen Wangen und einem darin eingeschobenen, schwalbenschwanzförmigen Gratzapfen, entwickelte er ein modernes Pendant: Die Gratnut besteht aus einem stranggepressten Aluminiumprofil mit einem Querschnitt von etwa 12 x 10 mm, als Gegenstücke dienen kleine, bodenträgerähnliche Keilhülsen aus Polymerkunststoff. Die Aluminiumschiene wird, abgelängt auf das entsprechende Maß, in die Kanten der Konstruktionsböden eingenutet, verschraubt und auf die mittels 3 mm starken Holzschrauben an den Seiten befestigten Keilhülsen aufgeschoben. Über das Maß der Anzugskraft der Schraube lässt sich die Spannung der Keilverbindung justieren, sodass eine feste, kraftschlüssige Verbindung entsteht und dadurch eine zusätzlich Regalaussteifung durch den Verbindungsbeschlag erfolgt.
Vom Verbindungsbeschlag zum Regalsystem
Nun wären Thomas Kandler und Robert Kern, die sich während ihres Architekturstudiums an der Fachhochschule München kennengelernt haben, keine echten „Holzwürmer“, wenn sie die Auslotung der Möglichkeiten der neuen Verbindung im Möbelbau nicht umgetrieben hätte. Mit den Möglichkeiten beider, auf eigene Werkstätten zurückgreifen zu können, entwickelten sie gemeinsam die ersten Prototypen, Funktionsmodelle und Praxisanwendungen für den neuen Verbindungsbeschlag.
Schon im Vorfeld nahm Robert Kern Kontakt zu einem befreundeten Patentanwalt auf, um die Entwicklung schützen zu lassen. Dieser erkannte die Vorzüge und die Flexibilität der Idee und beauftragte sogleich eine Bibliothekswand für seine Kanzlei. Motiviert durch diesen, aber auch durch von weiteren Kunden geäußerten positiven Zuspruch bauten Kandler und Kern das Konstruktionsprinzip seither kontinuierlich aus und entwickelten daraus das Regalsystem „7172“ – als Namenspate dienten die Geburtsjahre der beiden Gestalter!
Ein entscheidender Schritt dabei war die Idee, die Nut für das Profil umlaufend in den Böden einzufräsen. Die Nuten an den Vorder- und Hinterkanten können jetzt zusätzliche Funktionsaufgaben übernehmen: Über unterschiedliche, dekorative Einlagen lässt sich das System individualisieren oder offene Fächer lassen sich mittels verschiedenfarbiger Filzflächen verschließen. Bei größeren, raumhohen Regalen dienen U-förmige, auf die Keilverbinder aufgeschobene Elemente zur weiteren Aussteifung des rückwandlosen Systems. Durch eingefügte Schubkasten- und Karteimodule können die Nutzungsmöglichkeiten zusätzlich erweitert werden, und über die Auswahl verschiedener Materialien für das Trägermaterial und die Beläge lässt sich die Anmutung des Regals verändern.
Die ersten Projekte haben Robert Kern und Thomas Kandler mit ihrem neuen System auch schon realisiert. Mitte März werden sie ihr Regalsystem „7172“ im Rahmen der Designmesse „Blickfang“ in München einem größeren Publikum vorstellen – nicht nur um neue Kunden, sondern auch um Fertigungs- und Vertriebspartner dafür zu finden.
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