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Zwei wie Feuer und Flamme

Schreinerei Moll verbindet Technik-Knowhow mit professioneller Beratung
Zwei wie Feuer und Flamme

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – deshalb überzeugen Sven und Florian Moll ihre Kunden mit Visualisierungen aus Palette CAD. Die Software sagt inzwischen auch der CNC, was sie zu tun hat. Durch Umstellung von Planung und Fertigung haben sich viele neue Möglichkeiten eröffnet, die die Brüder mit Freude ausreizen. BM-Redakteurin Natalie Ruppricht

Einer der ersten Sommertage des Jahres. Ich besuche die Schreinerei Moll in Neuffen am Fuße der Schwäbischen Alb – ein kleiner Betrieb, der sich erstmals mit CNC-Technik und CAD/CAM auseinandersetzt, denke ich. Doch weit gefehlt: Sven und Florian Moll sind Profis. In ihrer modernen Werkstatt empfangen sie mich wie einen guten Kunden: höflich, zuvorkommend und sehr gut vorbereitet. Die herzliche Stimmung passt zum Wetter. Auf einem großen Bildschirm gegenüber dem Eingang ist eine Küche zu sehen. Foto oder Visualisierung? Auf den ersten Blick bin ich nicht ganz sicher.

Kleine Schritte in Richtung Zukunft
Schnell wird klar: Die Brüder brennen für das, was sie tun und ergänzen sich ausgezeichnet. In vierter Generation haben sie den 1911 vom Urgroßvater gegründeten Betrieb modernisiert. Vater Wilhelm Moll (65), der als Inhaber das Unternehmen noch führt, lässt seinen Söhnen viele Freiräume. „Ihr wisst selbst am besten, was ihr braucht“, hat er gesagt, als sie sich auf die Suche nach einer Software zur Planung und Umsetzung ihrer Projekte machten. Zunächst wollten die beiden nur visualisieren, später auch eine CNC ansteuern. Überzeugt hat sie die fotorealistische Darstellung und intuitive Bedienung der Holztechnik von Palette CAD. Inzwischen arbeiten sie mit Version 9.0. Aquarelldarstellung und Marker-Colorierung kommen ebenfalls gut an: „Die Kunden sagen viel schneller ja“, freut sich Florian, „vor allem die Frauen.“ Der Familienbetrieb ist im privaten Möbel- und Innenausbau tätig. 70 bis 80 % aller Angebote werden zu Aufträgen. Das liegt aber nicht nur an der Software, sondern auch an einer professionellen und äußerst sympathischen Beratung.
Eine gute Präsentation ist die halbe Miete
Der Ersttermin findet immer beim Kunden statt. Florian Moll (35), Schreinermeister und staatlich geprüfter Gestalter, nimmt sich viel Zeit für ein ausführliches Gespräch – gerne nachmittags oder am Abend. In Ruhe schaut er sich den Raum und die Umgebung an. Er will wissen, wie sich die Leute einrichten, wie sie leben, nimmt Wünsche und Vorstellungen auf. Zur Inspiration hat er die Bilder-Box dabei: drei Ordner mit Aufnahmen bereits realisierter Projekte, sortiert nach Wohnbereichen. Zudem nimmt er gleich Maß und fotografiert die aktuelle Wohnsituation.
Zurück in der Werkstatt, arbeitet er zwei Varianten aus – keine Fertigungszeichnungen, nur eine Grobplanung: „In diesem Stadium will ich schnell zum Ziel kommen. Es muss gut aussehen und den Kunden überzeugen.“ Um die Entwürfe mit Leben zu füllen, verwendet er Pflanzen und Accessoires aus der Palette-Bibliothek und fügt auch mal die Tiger-Tapete der Afrika-begeisterten Kundschaft ein, damit es möglichst realistisch wirkt. „Früher haben wir von Hand gezeichnet. Ein falscher Strich und du musstest von vorne anfangen. Heute haben wir viel mehr Möglichkeiten.“
Für die Präsentation seiner Entwürfe lädt Moll dann in die Werkstatt ein. „Zeichnungen und Pläne geben wir nicht mehr raus.“ Dafür ist die 3D-Visualisierung schon offen, wenn die Gäste eintreffen und auf dem großen, höhenverstellbaren Tisch stehen Getränke, Brezeln und viele Handmuster bereit. Der Raum ist in weiß gehalten, damit das Material wirkt. Weil sie keine Ausstellung haben, setzen die Brüder auf Lieferanten, die gute Verkaufsunterlagen zur Verfügung stellen. „Gerade Kleinbetriebe sollten nicht nur auf den Preis schauen, sondern sich Partner suchen, die sie in Marketing und Beratung unterstützen“, finden sie. Ihre Dekore kommen von Egger, die Beschläge von Häfele. Werden Elektrogeräte benötigt, empfehlen sie einen Händler im Nachbarort. Doch auch die eigene Mustersammlung wächst stetig: Immer, wenn etwas Neues ansteht, wird ein DIN-A4-Muster geölt oder lackiert, gefast, gerundet, sandgestrahlt oder gar mit der Axt bearbeitet. Findet die zweite Besprechung doch mal beim Kunden statt, kann der sich dank „Palette Move“ mit dem Tablet virtuell in der neuen Umgebung bewegen. So oder so: Aus zwei Entwürfen entwickelt sich im Gespräch meist ein neuer. Kleinere Anpassungen in Farbe, Material oder Maßen setzt Florian Moll direkt um. Zuletzt gibt es ein schriftliches Angebot mit allen Details. Die Schreinerei hat derzeit zwei Monate Vorlauf. Sie ist im Umkreis von 50 km um Neuffen tätig, hat Kunden in Esslingen, Reutlingen und Stuttgart. 99 % aller Anfragen kommen über Empfehlungen.
Ein System ist nur so gut wie der, der es pflegt
Seit Mitte 2015 eine CNC angeschafft wurde, ist Palette CAD auch in der Fertigung eines der wichtigsten Werkzeuge. Sobald der Auftrag im Haus ist, macht sich der technisch begabte Sven Moll (38) an die Arbeit. Er hat nach der Schreinerlehre noch eine Ausbildung im Groß- und Außenhandel und schließlich den Meister gemacht. Die Fertigungszeichnung erstellt er in der Regel neu. Korpen und andere Möbelelemente kann er entweder frei planen, sie im Schrankkonfigurator erstellen oder aber aus alten Aufträgen oder der eigenen Bibliothek laden. Sie bestehen – wie in der Werkstatt später auch – aus Seiten, Böden, Rückwand und Front. Jedes dieser Bauteile bezeichnet Palette als „Schreinerplatte“. Dafür kann der Anwender Standards definieren: Wo sitzt der Griff, wo läuft die Rückwandnut, wieviele Bänder sind nötig, wie werden die Kanten ausgeführt? Neue Beschläge, Dekore und andere Zulieferteile werden einfach importiert – entsprechende Daten stellen die Hersteller zur Verfügung. Die Software versieht jede Platte mit den notwendigen Bearbeitungsschritten. Hinterlegt man Parameter, lässt sich die Planung an jede Raumsituation anpassen. „Schon in der Grundausstattung bietet Palette viele Möglichkeiten“, findet Sven Moll. „Und je intensiver man seine Bibliothek pflegt, desto individueller kann man damit arbeiten.“ Er hat beispielsweise die Position der Sockelstellfüße in Abhängigkeit von Breite und Tiefe des Unterbodens definiert und lässt bei den Bohrungen ein Zehntel stehen, um die Sauger der CNC nicht zu beschädigen.
In der Werkstatt sind Zuschauer willkommen
Per Mausklick erfolgt die CNC-Übergabe: In wenigen Sekunden sind die Fertigungsdaten für 250 Teile einer Küche auf den Server geschrieben. Gleichzeitig spuckt Palette eine Materialliste inklusive Artikelnummern aller Lieferanten aus. Diese verwendet Moll für seine Bestellung und übergibt sie an SwiftOpt. Das Programm generiert den Zuschnittplan und Etiketten mit Barcode, Teilenummer und Bezeichnung. Das Warenwirtschaftssystem hat Sven Moll übrigens selbst programmiert, auf Excel-Basis und mit einer Access-Datenbank im Hintergrund. Damit werden auch Kantenlager und Mustersammlung verwaltet. Palette bietet aber auch Schnittstellen für viele Standardsysteme an. An einer großen Küche plant Sven etwa einen Tag. Dafür geht die Produktion heute schneller vonstatten. Durch CNC und CAD/CAM hat sich die Arbeit also ins Büro verlagert.
Doch auch in der Werkstatt geht nach wie vor einiges. An der stehenden Plattensäge erfolgt zunächst der Grobzuschnitt mit Übermaß, bevor die Etiketten aufgeklebt werden. Für einen optimalen Materialfluss sortieren die Brüder Seiten und Böden gleich auf unterschiedliche Werkstattwägen. Beim Scan des Barcodes lädt die CNC automatisch das richtige Programm. Sie formatiert die Platten mit dem Dia-Fräser, bohrt Lochreihen und Topfbänder, sägt Rückwandnuten und Gehrungen. Anschließend wird noch die Kante aufgefahren und zuletzt lackiert, wobei Molls auch vor Hochglanzoberflächen nicht zurückschrecken. Dank der großen Fenster zur Werkstatt können Kunden die Produktion ihres Möbels live verfolgen. „Mit fünf Achsen eröffnen sich in der Konstruktion völlig neue Möglichkeiten. Das ist auch spektakulär anzusehen. Und weil wir das Material nicht mehr so oft über den Tisch schieben, wird die Oberfläche geschont.“
In die Software haben Molls rund 10 000 Euro investiert, die CNC lag unter 100 000 Euro. Durch die schrittweise Anschaffung war das Projekt finanziell überschaubar. Die Brüder wollten aber auch nicht beide Prozesse auf einmal umstellen: „Das wäre für einen Kleinbetrieb zu viel gewesen.“ In der jährlichen Service-Pauschale sind Updates und Telefon-Hilfe enthalten. Als Beta-Tester arbeiten sie ohnehin eng mit den Entwicklern der Palette Holztechnik zusammen. „Wenn man etwas will, muss man sich rühren“, sagt Sven Moll. „Ein Geben und Nehmen“, ergänzt Florian.

Macht Lust auf die Arbeitshose

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Meine Meinung

Ich hätte nicht erwartet, dass ein kleiner Familienbetrieb so modern aufgestellt, so gut organisiert sein und so tolle Projekte stemmen könnte. Technik-Fan Sven und Gestalter Florian ergänzen sich optimal. Nahe der Burgruine Hohenneuffen zeigen mir die Brüder eine märchenhafte Küche und traumhaft hohe Zimmertüren mit umlaufender, schwarzer Schattenfuge aus eigener Fertigung. Ich will am liebsten meine Arbeitshose anziehen und ein paar Tage in ihrer Werkstatt arbeiten.

 

Weitere Eindrücke aus der Neuffener Ideenschmiede

 

 

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