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Tischler an der Außenhülle

Fassadensystem auch für das Handwerk
Tischler an der Außenhülle

Seit drei Jahren wird die innovative Fassade von Uniglas verbaut: ein montagefreundliches Holzbausystem mit geklebten Holz-Glas-Verbundelementen. Die Bau- und Möbeltischlerei Bösche sieht sie als zukunftsträchtige Chance und arbeitete sich für das Norddeutsche Kompetenzzentrum für Nachhaltiges Bauen darin ein. Anke Samhammer-Habrich

 

Tischler an der Außenhülle

I Die Uniglas GmbH wollte ihren Holzbaukunden ein einfach zu montierendes Holz-Fassadensystem bieten. Deshalb hat sich ihr österreichischer Gesellschafter Petschenig Glastec Gmbh mit der Holzforschung Austria, der TU Wien und dem Klebstoffhersteller Hermann Otto GmbH zusammengetan. In sechsjähriger Forschungsarbeit entwickelten sie die Uniglas Facade: ein Komplettsystem aus tragend verklebten Verbundelementen, die lediglich Glas und Holz kombinieren. Diese Elemente können die Aussteifung der Pfosten-Riegel-Konstruktion übernehmen, was ein schlankes Tragwerk ermöglicht. Da keine Metallunterkonstruktion eingesetzt wird, sind die Wärmebrücken im Stoßbereich gering und das System kann auch bei Niedrig- und Passivhäusern eingesetzt werden. In die Festverglasung lassen sich auch Fenster, Türen und Hebeschiebeelemente integrieren. Als Basis liefert Uniglas den Holzfachbetrieben zudem das passende Planungstool. In Österreich kann dieses Fassadensystem von der unteren Baubehörde genehmigt werden; in Deutschland wird Anfang 2016 eine bauaufsichtliche Zulassung erwartet.
Als Handwerkspartner der Frerichs Glas GmbH aus Verden (Aller) bei Bremen, kam die nahegelegene Tischlerei Bösche schon vor drei Jahren in Kontakt mit der HGV-Fassade. Sie hatte die Ausschreibung über Pfosten-Riegel-Fassaden mit integrierten Fenstern und Sonnenschutz für das Büro- und Ausstellungsgebäude des Norddeutschen Kompetenzzentrums für Nachhaltiges Bauen (NZNB), ebenfalls in Verden, erhalten. Das regionale Netzwerk aus Baubetrieben wollte damit gleichzeitig ein Demonstrationsobjekt für sein Anliegen des energieeffizienten und ökologischen Bauens schaffen. Deshalb ist das gegliederte und mehrstöckige Gebäude ein mit Strohballen gedämmter Holzrahmenbau mit Kalkputz.
Nachhaltiges Anwendungsobjekt
Zu Beginn der Planungsphase 2013 wollte es der Zufall, dass die Uniglas Facade auf den Markt kam und Frerichs Glas nach einem Anwendungsobjekt suchte. Planer Henner Hake, Holztechniker der Tischlerei Bösche, berichtet: „Wir prüften das System. Interessant war, dass die Elemente statt einer Metallkonstruktion, die wir zukaufen müssen, mit gezahnten Koppelleisten aus Birkensperrholzfurnier befestigt werden können. Diese können wir selber herstellen und erzielen so eine höhere Wertschöpfung.“
Äußerst angetan waren auch der Bauherr samt den Architekten für Nachhaltiges Bauen GmbH über diese neue Alternative zur geplanten Holz-Aluminium-Fassade. Geschäftsführerin Dorothee Mix schildert die Beweggründe: „Die Kombination aus Glas mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und ganz ohne das energieaufwendig herzustellende Aluminium entspricht ganz unserem Ziel vom ökologischen Bauen. Zudem war wichtig, dass Hersteller und Verarbeiter in unserer Region angesiedelt sind.“ Auch für Uniglas ist der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig. Im Juli 2015 veröffentlichte sie eine Muster-Umweltprodukt-Deklaration (EPD), die vom Institut für Fenstertechnik (ift) Rosenheim erstellt wurde. Sie gilt für alle Holzbauteile von einem Quadratmeter Fassadenfläche, also die Koppelleisten und das Pfosten-Riegel-System sowie die Verklebung. Die Planung war zunächst aufwendiger, weil Verarbeiter und Glashersteller noch eine Zustimmung im Einzelfall einholen mussten. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem ift. „Dieser besondere Aufwand bedeutete jedoch“, fährt Henner Hake fort, „dass wir in diesem Fall aus Zeitnot die Koppelleisten mit Unterstützung der Firma Petschenig extern planen und fertigen lassen mussten.“ Reinhard Cordes, Geschäftsführer der Frerichs Glas GmbH, erläutert die HGV-Elemente: „Die Basis ist das Mehrscheiben-Isolierglas. Es wird mit einem speziell entwickelten Zwei-Komponenten-Silikon auf die uns gelieferten 12 mm dicken Koppelleisten geklebt. Dazu müssen die Klebeflächen der Koppelleisten unlasiert sein. Für das NZNB kamen Dreifach-Gläser mit VSG außen und ESG-H innen zum Einsatz. Die gesamte Fassade erreicht einen UCW-Wert von 0,7 W/m2K. “ Auch bei der Tischlerei Bösche wurde ein Teil der Koppelleisten verarbeitet: Sie wurden in die Außenfälze der Holz-Alu-Fensterrahmen eingefügt, um diese später als Lüftungsflügel in die Fassade einfügen zu können.
„Lego für Große“
Der Planungs- und Koordinierungsaufwand auf der Baustelle waren zudem ziemlich aufwendig, weil bei den 210 m2 Fassadenfläche, verteilt auf zwölf Einzelfassaden, 100 verschiedene Scheibengrößen zum Einsatz kamen. Außerdem sind die Geschossdecken mit dunkel emaillierten Gläsern abgedeckt. Die Montage war dann jedoch sehr einfach, wie Henner Hake betont: „Wie Lego für Große. Mit drei bis vier Mann haben wir eine Fassade von 15 auf 7 m innerhalb von fünf bis sechs Stunden festverglast.“ Dazu klebten die Monteure auf die tragende Pfosten-Riegel-Konstruktion aus PEFC-zertifiziertem Kiefern-Brettschichtholz zunächst ein Dichtband. Darauf schraubten sie die Holz-Glas-Verbundelemente mit ihren Koppelleisten. Durch die Zahnung entsteht eine Fugenbreite von 20 mm. Diese Wetterfuge wurde abschließend mit einer Polyethylen Rundschnur gefüllt und mit Fassaden-Silikon versiegelt. Tischlermeister Axel Bösche abschließend: „Wir sehen unseren erhöhten Aufwand für die nachhaltige Konstruktion als Investition in die Zukunft. Liegt die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung vor, zählen für uns vor allem mehr Wertschöpfung und die einfache Montage, auch bei kleineren Objekten.“ I

Die Autorin

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Anke Samhammer-Habrich, M. A., ist freie Fachjournalistin, spezialisiert auf Glas- und Solararchitektur sowie Autorin des Wintergarten-Ratgebers des Wintergarten Fachverbands in Rosenheim.
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