Das war eine überraschende Meldung zum Start der Ligna 2017 im Mai in Hannover: Altendorf vertreibt mit seinem Team in Deutschland über die eigenen Formatkreissägen hinaus auch die liegende Plattenaufteilsäge s 45 von Schelling: Beide Unternehmen sind davon überzeugt, dass diese Vertriebskooperation ein interessantes und Erfolg versprechendes Konzept ist.
Altendorf ist für die Erstberatung der Kunden aus dem Tischler- und Schreinerhandwerk zuständig. Den Service und das Aufstellen der Maschinen übernimmt das Schelling-Team. Für Altendorf steht das Produkt nicht im Wettbewerb zur eigenen Formatkreissäge. Für die s 45, so das Unternehmen, sprechen die Vorteile beim serienmäßigen Aufteilen großer Platten, die F 45 punkte mit ihrer hohen Flexibilität bei der individuellen Weiterverarbeitung der zugeschnittenen Plattenformate.
Aufteilen und Gehrungen schneiden in einem
Eine der Besonderheiten der s 45: Sie löst das Sägen von Gehrungen zeitgleich mit dem Plattenzuschnitt – bis zu einer Länge von 5800 mm. Möglich sind auch Gehrungsschnitte, Gehrungsnuten und Schifterschnitte, beispielsweise für die Konstruktion von Pyramiden oder Trapezen. Auch lassen sich mit ihr Nuten und Falze bei Biegeplatten, Akustikdecken oder Wandverkleidungen anfertigen. Platten mit empfindlichen Oberflächen werden dank intelligenten Klemmern mit stufenlosem Druck schonend gehandhabt.
Gehrungen mit verleimter PVC-Kante und flache Gehrungen lassen sich verarbeiten. Für Letztere werden Höhenverstellung und Einschub dank CNC-gesteuerten Achsen auf bis zu 0,05 mm genau positioniert. Furnierte und beschichtete Teile können in einem Arbeitsgang besäumt und auf Gehrung geschnitten werden. Auch Ausschnitte für Fenster- bzw. Glaseinsätze sind mit der Plattenaufteilsäge realisierbar. Das Spannen der Werkstücke mit dem Druckbalken sorgt dabei stets für sehr hohe Präzision.
Vielfältige Einsatzgebiete
Technisch kann die s 45 Platten mit Gehrungsschnitten von 0 bis 46 Grad in einem Arbeitsgang ohne Trenn- oder Nachschnitt aufteilen. Die Bearbeitung kann wahlweise manuell, halb- oder vollautomatisch erfolgen. Auch die Kombination von Gehrungs- und Winkelschnitten an ein und demselben Teil ist kein Problem. Der 18,5-kW-Motor sorgt für Power und Tempo. Mit einem Sägeblattüberstand von 102 mm lassen sich auch Pakete problemlos verarbeiten. Der Einschubwagen mit bis zu 120 m/min Verfahrgeschwindigkeit sorgt für schnelle Arbeitszyklen.
Die s 45 lässt sich in Verbindung mit dem Schelling-Flächenlager „vs“ auch zur flexiblen und weitgehend automatisierten Säge-Lager-Kombination ausbauen. (cn)
www.altendorf.com / www.schelling.at
Nachgefragt bei Altendorf-Geschäftsführer Jörg F. Mayer
„Die s 45 ist für unsere Kunden die ideale Ergänzung, wenn es um komplexe Arbeiten an Plattenwerkstoffen geht.“
BM sprach mit Altendorf-Geschäftsführer Jörg F. Mayer über die neue Vertriebskooperation mit Schelling.
Herr Mayer, Altendorf hat zur Ligna mit der Nachricht überrascht, ab sofort den Vertrieb für die liegende Plattenaufteilsäge s 45 von Schelling in Deutschland zu übernehmen. Wie kam es dazu?
Jörg F. Mayer: Altendorf bietet insbesondere mit der F 45 eine Formatkreissäge an, die sehr vielseitig und flexibel einsetzbar ist. Zu den Anwendungen gehören unter anderem Winkel- und Gehrungsschnitte an Plattenmaterialien. Allerdings stellen wir immer wieder fest, dass unsere Kunden nach Lösungen für Aufträge suchen, für die sie großformatiges Plattenmaterial in höherer Menge zuschneiden müssen. Und bei denen ebenfalls Winkel- und Gehrungsschnitte gefordert sind. Hier spielt die Schelling s 45 ihre Vorteile aus: Die Maschine ermöglicht aufgrund des schwenkbaren Aggregats identische Anwendungen, kombiniert mit den Vorteilen und dem Komfort einer liegenden Plattensäge. Die s 45 ist somit für unsere Kunden die ideale Ergänzung bzw. Erweiterung, wenn es um komplexe Arbeiten an Plattenwerkstoffen geht.
Soll die Vertriebskooperation auf Deutschland beschränkt bleiben oder künftig auch auf andere Länder ausgeweitet werden?
Mayer: Aufgrund der dualen Vertriebsorganisation von Altendorf in Deutschland und der damit verbundenen Kundennähe ist die Kooperation zunächst auf Deutschland beschränkt. Allerdings sind wir mit Schelling durchaus im Gespräch, diese Zusammenarbeit auf weitere Märkte auszudehnen.
Altendorf durchbricht mit der Vertriebskooperation seine Monokultur Formatkreissäge. Verbirgt sich eine langfristige Strategie dahinter?
Mayer: Mehrfach hat Altendorf in der Vergangenheit neben der Formatkreissäge auch andere Holzbearbeitungsmaschinen vertrieben. In diversen Auslandsmärkten, so beispielsweise in Australien, vertreibt Altendorf heute bereits komplementäre Produkte, weil wir dort mit unserer
Vertriebsorganisation den entsprechenden Marktzugang haben. Mit der s 45 können wir nun in Deutschland eine Formatierungssäge für größere Platten anbieten. Dem Formatieren bleiben wir hier also treu.
In Kombination mit einer liegenden Plattensäge werden auch in kleineren Betrieben zunehmend automatische Plattenlager mit komplexer Softwareanbindung installiert. Wie weit recht hier das Knowhow von Altendorf?
Mayer: Wir nehmen für uns nicht in Anspruch, quasi über Nacht die Kompetenz für liegende Plattensägen und komplexe Lagerlösungen erlangt zu haben. Deshalb sieht die Kooperation immer auch eine personelle Unterstützung seitens Schelling vor. Dadurch ist immer sichergestellt, dass unseren Kunden aus dem Tischler- und Schreinerhandwerk das gesamte Schelling-Knowhow rund ums horizontale Plattenaufteilen zur Verfügung steht. Das umfasst natürlich auch den Bereich Plattenlager und -anbindung.
Erfolgt der Service für die s 45 durch Altendorf oder Schelling?
Mayer: Zunächst erfolgen sowohl der Aufbau, die Inbetriebnahme als auch der Aftersales-Service für die s 45 durch das Schelling-Fachpersonal.
Herr Mayer, herzlichen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte BM-Chefredakteur Christian Närdemann.
Jörg F. Mayer, Geschäftsführer der Wilhelm Altendorf GmbH & Co. KG.Foto: Altendorf
