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Durchblick behalten

Isolierglas-Spülung kann sinnvoll sein
Durchblick behalten

Schmutzige Schlieren im Scheibenzwischenraum alter Fensterverglasungen verhindern einen ungetrübten Ausblick. Normalerweise würde man die Verglasung bzw. das Fenster komplett austauschen. Ist das momentan nicht möglich, gibt es eine praktische Zwischenlösung: das Spülen des Scheibenzwischenraumes des Glases. Reiner Oberacker

I In einem Wohnobjekt stellte sich folgendes Problem dar: Im Erdgeschoss eines Reihenhauses sollten nach dem Kauf des Anwesens kurzfristig Wohnräume für eine Studenten-WG hergerichtet werden. Eines der Zimmer hat eine vierteilige (Hebe-)Fenstertür mit ca. 1700 x 450 mm großen Isolierglasscheiben mit 10 mm Scheibenabstand, die mit hoher Wahrscheinlichkeit vor 60 Jahren beim Bau des Hauses eingebaut wurde. Die Scheiben zeigten starke schwarze Schlieren, die sich im Scheibenzwischenraum befinden. Da mehrere Fensterelemente aus Kosten- und Termingründen nicht ausgetauscht werden sollten, stellte sich die Frage, was man dagegen machen könnte. Das Belassen der schmutzig wirkenden Scheiben schied aus. Der komplette Austausch der Fensterelemente war aus steuerlichen Gründen nicht möglich und ist in drei Jahren geplant. Neue Scheiben für drei Jahre einbauen zu lassen, wäre mit rund 700 Euro nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch in höchstem Maße nicht nachhaltig.

Prinzip wie bei einer Aquarium-Reinigung
In den frühen 1980er-Jahren ist eine Geschäftsidee nach Europa gekommen, bei der die Reinigung des Scheibenzwischenraumes (SZR) von Isolierglas durch Spülen durchgeführt wurde. Erstmals wurde das Verfahren 1984 auf der Fachmesse Glas in Düsseldorf gesehen und bald danach wurde es bei einer Sachverständigen-Tagung demonstriert und kritisch diskutiert. Für die Reinigung des Scheibenzwischenraumes bei Zweifach-Isolierglas wurde die Außenscheibe mit einem 12-mm-Kernbohrer im Eckbereich mit drei Öffnungen versehen, durch welche zunächst mit einem Hochdruckreiniger Reinigungsflüssigkeit in den SZR gejagt wird, die dann über die unteren Bohrungen wieder ablief bzw. abgesaugt wurde. Danach wurde durch die Bohrungen ein längliches Röllchen Stahlwolle eingeführt und mit einem starken Magneten von außen zu den Ablagerungen im SZR bewegt. Anschließend wurde nochmals mit Hochdruck gespült, die Bohrungen mit „Fliegendraht-Stopfen“ aus Kunststoff abgedeckt und die Scheiben mit vielen Wassertropfen und -schlieren im SZR hinterlassen. Nach etwa vier Tagen war der nach außen geöffnete Scheibenzwischenraum abgetrocknet und ließ ein positives Ergebnis zurück: Die schwarzen Verschmutzungen und Ablagerungen waren nahezu vollständig verschwunden. Und dies, obwohl der Reinigungsspezialist, der diese Verfahren – trotz der großen Skepsis in der Branche – seit 30 Jahren persönlich anwendet, von vornherein auf die besondere Verschmutzung und die extrem schlechten Scheiben hinwies. Bei Kosten von zusammen 160 Euro sind die Scheiben wieder ansehnlich und sie dürften die geplanten drei Jahre bis zum Fenstertausch mitmachen.
Nicht für alle Isolierverglasungen geeignet
Die Wärmedämmung des Isolierglases durch die verbleibenden kleinen Öffnungen verändert sich nicht merklich – bei beschichteten und gasgefüllten Isoliergläsern sähe dies wesentlich anders aus. Durch die Bohrungen entweicht das Gas (Krypton oder Argon) aus dem Scheibenzwischenraum und die Dämmwirkung des Isolierglases wäre erheblich beeinträchtigt.
Es zeigte sich, dass bei ältere Isoliergläsern, die mit Luft gefüllt sind oder auch in ähnlich gelagerten Fällen diese Vorgehensweise sinnvoll und nachhaltig sein kann, die von der großen Mehrheit der Branchenbeteiligten kritisch gesehen bzw. ganz abgelehnt wurde. Es gibt aber Fälle, in denen mit diesem Verfahren nicht nur dem Nutzer hinsichtlich Zeit und Kosten, sondern auch der Umwelt (Einsparung von Ressourcen und Energie) geholfen wurde. I

Der Autor
Reiner Oberacker war bis vor Kurzem langjähriger Leiter der Technischen Beratung im Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg und ist derzeit Dozent an der Fenster-Akademie in Karlsruhe und als freiberuflicher Berater tätig.
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