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Neue Tabellen braucht das Land

Der neue RAL-Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren
Neue Tabellen braucht das Land

Der neue RAL-Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren wird oft kritisiert. Dabei bieten die neuen Tabellen einige Hilfestellungen zur Befestigung. Klassisches Verklotzen vereinfacht viel; die notwendigen Kräfte lassen sich dann aus den Tabellen ablesen. Wenn man ein Fenster an Schrauben aufspannt, bleibt es schwieriger.

Autor: Ralf Spiekers

I Dass die Befestigung von Fenstern ein großes Thema ist, leugnet keiner, der sich mit der Montage nur ansatzweise befasst. Da wird geschraubt und befestigt, was das Zeug hält. Die Elemente werden immer größer, die Steine immer weicher. Und genau um diese Punkte geht es in dem neuen RAL-Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren, der im Jahr 2014 erschienen ist. Was muss die Schraube im Mauerwerk halten können? Hier kann die Antwort nur lauten: Das kommt drauf an. Im konkreten Fall bedeutet das, dass, wenn man klassisch ablastet, man die Tabellen aus dem Leitfaden zur Montage nutzen kann. Ablasten bedeutet letztendlich, dass man das Fenster klassisch verklotzt und nicht – wie leider auch immer wieder zu sehen – wie ein Tierfell im Mauerwerk aufspannt.

Auch wenn es viele Themen gibt, die für die Fenstermontage relevant sind – so wie es in den oben gezeigten Bildern natürlich an mehr fehlt, als nur an der richtigen Befestigung – beschränken wir uns für diesen Beitrag auf das Thema Verschraubung. Im rechten Bild wird ein Problem deutlich: unzulässig lange freie Schraubenschäfte und fehlende Verklotzung. Wählt man diese Art der Befestigung, muss die Schraube alle Lasten aufnehmen. Dieses Verbindungsmittel ist aber gerade hinsichtlich der auftretenden Scherkräfte nicht geprüft. Besser ist es also, das Fenster zu verklotzen, um dieses für die Befestigung komplizierte Thema auszuklammern.
Auflagerkräfte ermitteln
Zugegebenermaßen spart der neue Leitfaden zur Montage nicht an Formeln. Und genau das irritiert die Monteure und Handwerker. Dabei hilft ein Blick in die Tabellen – in diesem Beitrag speziell Tabelle 1, im Leitfaden ist es die Tabelle 5.5.
Hintergrund: Sind nach DIN 18055 Fenster – Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische Beanspruchung – die Anforderungen ermittelt, so ergibt sich der konkrete bauliche Bedarf aus der Einbausituation, z. B. durch die regionale Lage, die Geländekategorie, die Gebäudegeometrie, die Gebäudehöhe. Die typischen Klassen in der CE-Kennzeichnung von Fenstern sind die Klassen B 1 bis E xxx, denen Prüfdrücke zugeordnet werden. Beispielsweise beträgt in der Klasse B 2 der Prüfdruck 0,8 kN/m2, in der Klasse B 3 sind es 1,2 kN/m2 (siehe Tabelle 3).
Auf Basis der Tabelle 1 kann nun die Auflagerkraft F je Befestigungspunkt bei der gegebenen Windlast B 3 und umlaufender Befestigung mit Abständen von 700 mm ermittelt werden. Für ein Beispielfenster mit 1600 mm x 2400 mm ergeben sich in Summe 12 Befestigungspunkte (je 2 untere und obere Befestigungspunkte sowie je vier seitliche Befestigungen), die einzeln mit 0,38 kN abtragen müssen, d. h. jede Schraube muss ca. 38 kg tragen. Wenn nun die Windlast entsprechend geringer ist, z. B. nur die Klasse B 2 gefordert ist, bedeutet das, dass sich die Windlast entsprechend verringert. Für diesen Fall gilt: 0,8/1,2 x 0,38 kN = 0,25 kN oder ca. 25 kg. Auch eine erhöhte Anzahl von Befestigungsmitteln verringert die notwendigen abzuleitenden Kräfte.
Hilfreich ist auch die zweite Tabelle 5.6 des neuen Leitfadens. Sie ermöglicht das Ablesen der Werte für die zweiseitige Befestigung.
Wie groß muss die Lasche sein?
Auch ein weiteres, immer häufiger auftretendes Problem wird durch den neuen Leitfaden gelöst: Die Dimensionierung der Lasche ist in der Tabelle 5.7 abzulesen (in diesem Beitrag Tabelle 2). Die Auswahl biegesteifer Maueranker aus Stahl (S 235) mit Rechteckquerschnitt und einer Breite von 50 mm kann so in Abhängigkeit von der Kraft FV/H am Auflager und der Auskragung l abgelesen werden. Zum Beispiel reicht bei einer Kraft von 1,2 kN, also ca. 120 kg, und einer Auskragung l von 100 mm eine 8 mm dicke Lasche. Das entspricht einem Widerstandsmoment von 534 mm³. Wird anstelle eines Flachstahls ein Profil vom gleichen Werkstoff eingesetzt, so muss dieses mindestens das angegebene Widerstandsmoment aufweisen.
Einfache Lösungen gesucht
Doch auch wenn einige Fragen durch den neuen RAL-Leitfaden gelöst wurden, kritisiert Peter Ertelt, Vorsitzender des Bundesfachbeirats Fenster und Fassade beim Verband Tischler Schreiner Deutschland: „Leider bleiben weitere Fragestellungen hinsichtlich der Befestigung offen. Die Tabellen lösen zum Beispiel nicht das Thema der Zusatzlast oder auch die Abgrenzung des Regelfalls vom Sonderfall. Das haben wir seitens Tischler Schreiner Deutschland immer wieder bemängelt.“ Und er setzt hinzu: „Wir brauchen einfache Lösungen und Hilfestellungen. Da sitzen alle montierenden Betriebe, ob Handwerk oder Industrie, in einem Boot. Und daran werden wir als Berufsorganisation arbeiten.“
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Tabellen im neuen RAL-Leitfaden ein erster lösungsorientierter Ansatz sind, der ausgebaut werden muss. Nicht wirklich gelungen ist die Abgrenzung von Regelfall und Sonderfall. Die Tabelle 5.2., die eben den Regel- vom Sonderfall abgrenzen soll, wird zur Recht kritisiert und bedarf der Erläuterung (siehe Pressearchiv unter www.tischler-schreiner.de: „Wesentliche Änderungen im Leitfaden zur Montage 2014“).
Dennoch: Die eine oder andere Tabelle im Leitfaden ist hilfreich. Dies zeigt dieser Beitrag und das darf durchaus auch mal gesagt werden. „Man sieht nur mit dem Herzen gut,“ sagte Antoine de Saint-Exupéry. Also: Öffnen Sie sich dem Hilfreichen am neuen Leitfaden, den tabellenbasierten Lösungsansätzen. I

RAL-Leitfaden Montage Hier bestellen
Der „Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren – Ausgabe 2014“ kann zum Preis von 54 Euro zuzüglich Versand im Internetshop des Bundesverbandes Tischler Schreiner Deutschland bestellt werden.
Die Neuausgabe wurde überarbeitet, erweitert und angepasst. Der Leitfaden gibt die anerkannten Regeln der Technik wieder und ist somit eine praktisch unentbehrliche Hilfe für Architekten, Planer, Bauleiter und Monteure. In der Lieferung inbegriffen ist ein ein Montage-Taschenbuch.
Die Ausführungsbeispiele wurden beispielsweise um Passivhauslösungen und aktuelle Montagematerialien ergänzt. Zudem wurden auch die künftigen Anforderungen an die Psi-Werte berücksichtigt und die Leitwerte der Baustoffe aktualisiert.
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