Als Tischler Schreiner Deutschland (TSD) zusammen mit drei weiteren Berufsverbänden und der IG Metall Ende April 2022 die Initiative zur Fachkräftesicherung in den sanierungsrelevanten Handwerksberufen ins Leben rief, zählte auch die Aufnahme eines Branchendialogs zu den zentralen Forderungen. Dieser startete nun in Berlin, wo sich vier Staatssekretäre aus drei Ministerien gemeinsam mit den Initiatoren an einen Tisch setzten.
Fachkräfte für Klimaziele erforderlich
Wer die Klimaziele und damit verbundenen Sanierungsmaßnahmen ernsthaft und qualitativ hochwertig umsetzen will, braucht dafür gut ausgebildete Fachkräfte, die über alle im Gebäude vertretenen Gewerke hinweg moderne Produkte installieren und integrieren können. Eben diese Aufgabe hat sich auch die Politik gestellt und im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wie ernst es dem Gesetzgeber mit der zentralen Thematik ist, unterstrichen unisono die vier Staatssekretäre, die ihrerseits für drei Ressorts sprachen (Bundeswirtschaftsministerium, Bundesarbeitsministerium und Bundesbauministerium).
Dr. Rolf Bösinger (Staatsekretär im BMWSB) hob gleich zu Beginn des Treffens hervor, wie zentral die Thematik in diversen politischen Initiativen behandelt werde, und Leonie Gebers (Staatssekretärin im BMAS) unterstrich die große Bedeutung der ausbildenden Betriebe für die Fachkräftesicherung in Deutschland. Gleichzeitig hatten die Sozialpartner den Branchendialog vor allem deshalb angeregt, um erste konkrete Maßnahmen ins Gespräch zu bringen. So mahnte TSD-Präsident Thomas Radermacher die bildungspolitische Fehlentwicklung an, dass seit Jahrzehnten die akademische Ausbildung bereits in der Schulpolitik bevorzugt werde. Stattdessen warb er für ein ressortübergreifendes Umdenken und eine bundesweite Studien- und Berufsorientierung, die gleichberechtigt und ergebnisoffen über berufliche und akademische Bildungspfade informiert – auch an Gymnasien.
Förderung flexibilisieren
Zudem unterstrich Radermacher die Notwendigkeit nach mehr Flexibilität bei der Förderung: „Wenn sich im Laufe der teils langwierigen Antragsverfahren für ein förderfähiges Bauvorhaben – wie zum Beispiel der Erweiterung oder Modernisierung einer Bildungseinrichtung – die Baukosten aufgrund externer Faktoren, die der Antragsteller nicht zu verantworten hat, massiv erhöhen, gibt es aktuell keine Möglichkeit, nachzusteuern.“ Auch das, so Radermacher im Nachgang des Treffens, behindere letztendlich die Vermittlung „profunder Fachkenntnisse“. Diese, erworben nach einer umfassenden Ausbildung, seien allerdings eine große Stärke des Handwerks und damit unterstützenswert, wie Sven Giegold (Staatssekretär im BMWK) zuvor bereits unterstrichen hatte.
Förderung und Tarifbindung
Ein weiteres Thema, dem sich die Runde intensiv widmete, betraf die Frage, wie Förderung und Tarifbindung miteinander zu verbinden seien. Hier vertritt die Fachkräfteinitiative der Ausbauhandwerke die Auffassung, dass gute und tariflich abgesicherte Arbeits- und Ausbildungsbedingungen ein Schlüssel in der Fachkräftesicherung sind. Gleichzeitig warben die Sozialpartner für den Gedanken, dass vor allem Ausbildungsbetriebe, die aufgrund ihrer Tarifbindung bereits eine gewisse Vorbildfunktion einnähmen, Vorteile durch Entlastungen oder bei Förderungen genießen sollten.
„Insgesamt habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich die Ressorts durchaus offen für unsere Vorschläge gezeigt haben“, konstatiert TSD-Hauptgeschäftsführer Martin Paukner, der zuversichtlich ist, dass der Branchendialog auch bei der Bündelung der unterschiedlichen politischen Initiativen unterstützen wird, um das Thema zielgerichtet weiter voranzubringen. (bs)