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Brennt es doch?

Mondholz: Versuch an der Gewerbe Akademie Freiburg Podiumsdiskussion
Brennt es doch?

Brennt Mondholz? Am 26. Juli fand ein öffentlicher Brandversuch an der Gewerbe Akademie Freiburg statt – unter reger Beteiligung von Funk- und Zeitungsreporter sowie zahlreicher Zuschauer. Die überlieferte 1. März-Schlagregel ist für diesen Versuchsaufbau widerlegt, die Frage der besonderen Eigenschaften des „Mondholzes“ war nicht Gegenstand der Untersuchungen und ist weiterhin offen.

„Mondholz – Mythos oder ein Baustoff mit Zukunft“
Podiumsdiskussion in der Gewerbe Akademie Freiburg am 15.9.00 um 19 Uhr. Teilnehmer u.a. Erwin Thoma, Goldegg/ Österreich, Dr. Ute Seelinger, Uni Freiburg, Jens Triebel, Uni Dresden, Günther Kuhs, Freiburg, Ehrenvorsitzender des Bundes Deutscher Zimmermänner, B.Straßberger, Architekt, Kehl.

Bestimmend für das Vorhaben war die überlieferte Schlagregel „Holz, am 1. März nach Sonnenuntergang gefällt, brennt nicht.“ Um dieses erstaunliche Datum überprüfen zu können, wurden am 29. Februar, am 1. und am 2. März dieses Jahres je ein Hartholz- (Buche) und ein Weichholzstamm (Fichte) aus dem gleichen Forst am Schauinsland bei Freiburg in 900 Meter Höhe nach Sonnenuntergang geschlagen (Vgl. BM 5/00). Die Bäume lagen mit der Krone talwärts bis Ende Mai im Wald, wurden dann herausgezogen, auf 4-Meter Stücke abgelängt und Ende Juni als 35 mm Bretter eingeschnitten. Die Erdabschnitte wurden künstlich auf 12% Holzfeuchtigkeit, die übrigen Hölzer aufgehölzelt an der Luft getrocknet. Um gleiche Stammabschnitte miteinander vergleichen zu können, entnahm man 1 m über dem Erdschnitt jeweils aus einem Mittelbrett ein unbesäumtes Probestück von 80 cm Länge, hobelte es auf 12 mm Stärke aus und montierte es auf ein Haltegestell, so dass alle Brennproben im gleichen Abstand senkrecht vor der Zündquelle stehen konnten. Bei allen Hölzern wurden vor der eigentlichen Brandprobe die Holzfeuchtigkeit mit einem Gerät der Firma Gann (Hydronette H35) bei 20°C gemessen und die Anzahl der Jahrringe gezählt.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Beflammt wurden jeweils die rechten Seiten der Probehölzer, wobei darauf geachtet wurde, astfreie Bereiche mit stehenden Jahren als Mittelpunkt der Flamme zu treffen. Gemessen wurde der Zeitraum vom Beflammen bis zum Durchbrennen, d.h. der Flammenbildung auf der Rückseite.
• Bei dem beschriebenen Versuchsaufbau gab es keinen Unterschied der Durchbrennzeiten, der auf eine eventuelle Bedeutung des Schlagtermins rückschließen ließ. Eher findet sich ein Zusammenhang mit der jeweiligen Jahrringdichte.
Schwierigkeiten
• Die Frage einer besonderen Qualität des sogenannten „Mondholzes“ war nicht Gegenstand der Betrachtungen und bleibt weiterhin offen.
Bevor der Versuch gestartet wurde, tauchten zwei Schwierigkeiten auf: Geplant war ursprünglich die Holzproben einer Holzart gleichzeitig in einem Parallelversuch dem Feuer auszusetzen, um so den Zuschauern augenfällig eventuelle Unterschiede vorzuführen. Allerdings zeigte sich, dass es nicht möglich war, die Energiemenge bei verschiedenen Bunsenbrennern gleich einzustellen, so dass eine Vergleichbarkeit nicht gegeben sein würde. Deshalb wurde ein Schweißbrenner verwendet, der auf der Holzoberfläche 1200 °C erzeugte. Dadurch verkürzte sich die jeweilige Probezeit und man konnte während der öffentlichen Brennprobe alle Probestücke nacheinander den gleichen Verhältnissen aussetzen.
• Die verschiedenen Bauernregeln als Quelle für Schlagtermine sind wahrscheinlich ein Sammelsurium aus Erfahrungswerten, in die genaue Naturbeobachtung einging (wie es beim „Mondholz“ denkbar ist), und religiösen Kalenderdaten, die mit besonderen Kraftquellen in Verbindung gebracht werden (z. B. geweihtes Osterwasser, Beschwörungszauber zum Neujahr). Beide wären in ihrer heutigen Bedeutung für den Werkstoff Holz qualitativ unterschiedlich zu behandeln.
Bedenken kamen auch, was denn passieren würde, wenn die unterstellten besonderen Eigenschaften des Holzes vom 1. März nicht an den engen Zeitrahmen eines Tages gebunden seien: dann wären die Durchbrennzeiten allesamt länger als normal, ohne dass dieses als Besonderheit auffallen würde. Um dieser Gefahr zu entgehen, beschloss man, die Probestücke noch um ein Vergleichsholz je Holzart zu erweitern, die zu anderen Schlagterminen gefällt waren.
So vorbereitet und erweitert startete die kleine Versuchsreihe am 26. Juli. Interessiert hatte nicht, ob das Holz des 1. März überhaupt brennt, sondern die Frage, ob zeitliche Unterschiede im Abbrand festzustellen wären, die etwa durch eine unterschiedliche Bildung der Kohleschicht hervorgerufen sein könnten. Die dargestellten Ergebnisse des Versuches bedürfen der Auswertung und Ergänzung, um beurteilt werden zu können (Tab 1).
Dass sogenannte Vergleichshölzer hinzugezogen wurden, erwies sich im Prinzip als richtig, leider aber konnten sie nicht aus dem gleichen Forst entnommen werden. Deshalb wurde dazugekaufte Buche verwendet, deren Schlagtermin und –Ort unbekannt war, und Fichte, die im Jahr 1999 auf einer Höhe von 1100 m geschlagen und luftgetrocknet worden war.
Schneesturm, Rotholz, Jahresringe
Die Versuchsvorgaben auf dem Papier sind eine Sache, die Realität ist oft eine andere: Am Abend des 29. Februar brach um 2o Uhr ein Schneesturm über den Südschwarzwald herein, der es unmöglich machte, die fraglichen zwei Bäume an diesem Abend zu fällen. Stattdessen wurden sie am folgenden Morgen vor Sonnenaufgang um 6.oo Uhr geschlagen. Das heißt eigentlich wurden zwei Proben vom 1. März untersucht, die eine vor Sonnenaufgang, die andere nach Sonnenuntergang gefällt.
Noch eine weitere Besonderheit muss benannt werden: Der unter dem 29. Februar aufgeführte Fichtenstamm wies einen ausgeprägten Rotkern auf, was sich auch in den gemessenen und angegebenen Holzfeuchtigkeitswerten ausdrückt (Kern: 12,9 % , Splint: 11,.9 %).
Eine sinnvolle Bewertung der vorliegenden Daten kann nur vorgenommen werden, wenn nicht allein die Brennzeiten betrachtet werden, sondern wenn diese mit der Anzahl der Jahrringe pro Zentimeter in Verbindung gesetzt werden (Tab. 2). Die Holzfeuchte weist zwar Unterschiede auf, insgesamt schienen diese aber zu gering zu sein, um wesentliche Auswirkungen auf die Brenndauer zu haben. Sie wurden deshalb für die Auswertung als gleich und deshalb neutral gesetzt.
… und es brennt doch
Die alte Einschlagregel „am 1. März geschlagenes Holz brennt nicht“ konnte durch den Versuch nicht bestätigt werden. Ohne Bedeutung erwies sich auch der Sonnenstand dabei. Bei den verwandten Hart- und Weichholzproben scheint dagegen ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Jahrringe pro Zentimeter und der Durchbrennzeit zu bestehen: je feinjähriger das Holz gewachsen war, desto länger widerstand es einem Durchbrand.
Allerdings gelten diese Aussagen nur für diesen Versuchsaufbau, denn das Beflammen mit einem Schweißbrenner, der 1200°C mit einem erheblichen Druck auf die Holzoberfläche bringt, stellt sicherlich eine Extremsituation dar.
Zu einem ähnlichen Ergebnis, zumindest in Bezug auf das Brandverhalten, kam Jens Triebel 1998 in seiner Diplomarbeit an der Universität Dresden (Holz-Zentralblatt 11.12.98 und 23.12.98). Aber auch hier gilt der Vorbehalt der Methode, da er für seine Versuche kleine Holzwürfel mit der Kantenlänge von nur 1 cm verwendete, die kurzzeitig beflammt und deren Abbrand dann gewichtsmäßig erfasst wurde.
Ein abweichendes Ergebnis veröffentlichte die Tischler-Meisterschule Nord, Pinneberg, in BM 1/00 mit deutlichen Unterschieden im Brandverhalten, allerdings könnte es fraglich sein, ob die Vergleichbarkeit der Proben wirklich gewährleistet werden konnte.
Es bleibt die Frage offen, ob ein „normaler“ Brandverlauf mit langsam ansteigenden Temperaturen und einer sich allmählich bildenden Kohleschicht an einem massiven „1.-März-Holz“ Unterschiede zu einem Holz mit einem anderen Schlagtermin erkennen lässt.
Noch viele Fragen offen
Ist mit dem Ergebnis den Befürwortern des „Mondholzes“, die besondere Holzqualitäten (gute und ruhige Trocknung, Rissarmut, gute Widerstandskraft gegen Insekten- und Pilzbefall) durch die Wahl des richtigen Schlagtermins beeinflusst sehen, ein Bein von ihrem Stuhl gesägt worden? Es scheint zunächst so. Doch wenn man ein wenig nachdenkt, bemerkt man, dass der untersuchte Termin gar kein „Mondtermin“ gewesen ist. Das Verblüffende bestand ja gerade darin, dass es sich um einen reinen Kalendertermin handelte und keine Rücksicht auf einen auf- oder absteigenden Mond, auf irgendwelche Sternzeichen und deren jeweilige Beziehungen genommen wurden. Oder anders ausgedrückt: die überlieferte 1. März-Schlagregel ist für diesen Versuchsaufbau widerlegt, die Frage der besonderen Eigenschaften des „Mondholzes“ war nicht Gegenstand der Untersuchungen und ist weiterhin offen. Bleibt zu vermuten, dass die in verschiedenen schriftlichen Quellen belegten „Schlagregeln“ ein Sammelsurium von Erfahrungswerten, wie es die Mondholzregeln sein könnten, weil sie auf Lebensprozesse und Gestirnsstellungen eingehen, und religiös und mystisch beeinflussten Kalenderdaten darstellen. Denn wie kann es zu dem eigenartigen 1. März-Datum kommen? Vielleicht ist es hilfreich, wenn man sich erinnert, dass erst der Julianische Kalender, eingeführt von Julius Cäsar im Jahre 45 v. Chr., den Jahresanfang auf den 1. Januar festsetzte. Davor wurde bei den Römern der Jahreswechsel am 1. März gefeiert. Findet sich vielleicht ein Nachhall der alten Glücksriten und –Zaubereien in unseren Katalogen der überlieferten Bauerregeln ?
Christian Zander, Sölden
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