Wissenschaftlern und Gestaltern aus Kassel gelang es, einen endlosen Faden aus den Fasern von Weidenholz zu spinnen. Naja, spinnen ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck. Vielmehr fügten die Fachleute aus dem Forschungsverbund Tethok – Textile Tektonik für den Holzbau an der Universität Kassel leichte, flexible und zugfeste Flechtweiden mit einem Querschnitt von wenigen Quadratmillimetern stirnseitig zu einem Endlosfaden. So entsteht ein neuartiges Halbzeug für die Weiterverarbeitung zu textilen Strukturen: Das Produkt lässt sich aufspulen und anschließend mit unterschiedlichen Verfahren verknoten, weben, flechten, legen oder wickeln. Es wird daran gedacht, mit diesem Endlosfaden auch leichte, geformte Bauteile zu konstruieren.
In der Tradition der Korbflechter
Weidenholz ist seit Jahrtausenden aus dem Korbmacherhandwerk bekannt. Es ist besonders biegsam und hat ein besonders günstiges Verhältnis von Gewicht und Zugfestigkeit. Der Anbau des schnell nachwachsenden Rohstoffs ist auf der Nordhalbkugel besonders auf wasserreichen Böden landwirtschaftlich interessant. Projektleiterin Stefanie Silbermann: „Im Grunde nehmen wir buchstäblich einen Faden wieder auf, der vor etlichen Jahrzehnten abgerissen ist – Korbflechterei hat in Mitteleuropa eine lange Tradition.“ (ra)