„Vorhang zu“, schreibt uns Judith Heine. „So, nun ist’s vorbei, das schöne Tischlerinnentreffen – für LeserInnen, die das Wort das erste mal hören: Wir sind gestandene Handwerkerinnen – egal, ob nun seit Geburt oder später durch eigene Entscheidung zur Frau geworden – die sich seit einem viertel Jahrhundert treffen, um sich über Berufsalltag auszutauschen, sich gegenseitig zu stärken, zu vernetzen, eine gute Zeit zu haben.“ Zum 26. Tischlerinnentreffen haben sich im September auf dem Rittergut Lützensömmern bei Erfurt in Thüringen rund 120 Frauen getroffen. Auch der Termin für das nächste Treffen steht schon: Es findet vom vom 22. – 25. September 2016 in der Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch, südöstlich von Berlin statt. Das neue Orgateam kommt aus Berlin.
Ihre Eindrücke vom diesjährigen Tischlerinnentreffen in Thüringen beschreibt Judith Heine so: „Ein Jahr mal lustige, mal anstrengende Organisation hat sich gelohnt: Wir haben uns in Lützensömmern zum „TT“ zusammengefunden – und sind nun wieder in alle Winde verstreut. Ich hoffe, ich spreche für alle Teilnehmerinnen, wenn ich sage, dass wir ein paar schöne, gemütliche Tage hatten. Der Regen hat uns weitestgehend verschont, und Workshops, die für draußen geplant waren (Erlebnispädagogik, Baumklettern…) konnten stattfinden, puh! Ich fand es total gut, dass es wieder eine Mischung aus Handwerksthemen gab – Zimmereiverbindungen, Elektroworkshop, Betonworkshop, Holzbildhauerei … – aber auch fachfremde Themen. So konnte frau sich im Gitarrenworkshop, bei „Stimme und Körper“ oder Erlebnispädagogik auch mit etwas anderem als Handwerk beschäftigen.
Erwähnenswert ist die Diskussion, die von einigen Frauen zur Idee und Motivation des Tischlerinnentreffens ins Leben gerufen wurde. Sehen wir uns als politisch relevantes Frauentreffen, sind wir Teil der Frauen-Lesben-Trans-Community? Wird das TT kommerzieller (frau denke an die Präsentation einer Maschinenmarke)? Wie wollen wir weitermachen? Die Antworten sind so vielfältig, wie wir Frauen es auch wieder auf diesem Treffen waren: Junge Frauen auf der Suche nach der passenden Ausbildung, Azubinen, Gesellinnen – frisch gebackene oder schon länger werkelnde, Selbstständige und Meisterinnen.
Wir hatten viel Spaß bei der Tombola: Ich bin sicher nicht die Einzige, die stolz mit Einhandzwingen und Qualitätshammer aus dem Raum ging. Spaß hatten wir auch auf der offenen Bühne, danke an alle Frauen und ihren Mut, uns Lieder, Gedichte, Geschichten zu präsentieren.
Danke an diejenigen, die sich getraut haben, trotz all der schönen Momente, ihre Stimme kritisch zu erheben und uns den Spiegel vor zu halten: Auch wir Frauen sind nicht frei von sexistischem Verhalten, wir fügen uns in unsere Rollen ein und haben diese manchmal auch auf dem Treffen reproduziert. Und auch, wenn wir Frauen, wir Lesben und Transfrauen zu Gruppen gehören, die Diskriminierung erfahren, sollten wir nicht vergessen, dass auch andere Menschen leiden, weil sie nicht gewissen Normen entsprechen. Weder diese Menschen noch wir wollen uns in unseren Schubladen aufhalten und vor uns hinstauben.“ Und sie schließt ab: „Das Treffen war wieder einmal ein Ereignis, das uns Mut gemacht und uns bereichert hat. Wir freuen uns auf das nächste Jahr, auf die Workshops, den fachlichen wie persönlichen Austausch, auf politische Diskussionen und eine Menge Spaß!“
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