Konkrete Maßnahmen zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung fordert BW-Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold von der Politik. Er wisse zu schätzen, dass die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann die berufliche Bildung zum Schwerpunkt ihrer Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz gemacht hat. Aber: „Aus Sicht des Handwerks genügt es nicht, den Akademisierungswahn nur zu beklagen. Die Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher Bildung muss auch in konkretem Regierungshandeln zum Ausdruck kommen“, so Reichhold.
Unterrichtsdefizit zu hoch
Die Fortschritte in der Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen seien zwar positiv, an den Berufsschulen gebe es aber durchaus noch Handlungsbedarf – beispielsweise sei das Unterrichtsdefizit dort immer noch viel zu hoch. „Ein vergleichbarer Unterrichtsausfall an allgemeinbildenden Gymnasien würde zur Chefsache erklärt”, beklagt Reichhold.
Unterstützung erwarte das Handwerk auch bei der regionalen Schulentwicklung. „Minister Hauk hat völlig zurecht die Absenkung der Mindestklassengröße an Berufsschulen im ländlichen Raum gefordert”, betonte Reichhold. Es entspreche nicht dem Grundsatz der Gleichwertigkeit, dass Jugendliche, die sich für eine Berufsausbildung entschieden haben, einen Schulweg von über zwei Stunden auf sich nehmen müssen, während Abiturienten eine wohnortnahe Schule besuchen können. Reichhold erwartet hier ein proaktives Vorgehen: „Es geht nicht an, dass die Landesregierung, so wie bei der Entscheidung über die Erhöhung der Internatskostenzuschüsse, erst dann tätig wird, wenn sie von den Verwaltungsgerichten aufgefordert wird.” (bs)
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