Russland hat einen neuen Formaldehyd-Grenzwert für Möbel eingeführt, der nach Aussage deutscher Möbelverbände einem Importverbot gleichkommt. Er ist ab dem 1. Juli 2014 gültig, auch in Weißrussland und Kasachstan, und liegt bei 0,01 ppm (parts per million / der millionste Teil). Dies entspricht dem natürlichen Formaldehyd-Gehalt der Holzart Eiche und einem Zehntel des jetzigen Standards E1. Der russische Möbelverband Amedoro kommt in einem Gutachten zu dem Ergebnis, dass der Grenzwert mit dem aktuellen Stand der Technik nicht umgesetzt werden kann.
Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer der Verbände der Holz- und Möbelindustrie Nordrhein-Westfalen (VHK) und Elmar Duffner, Präsident vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) kritisieren den neuen Wert als unrealistisch und warben in der Politik um Unterstützung und Einflussnahme. „Mit solchen praxisfernen Regelungen würden sämtliche Exporte in diese Regionen als nicht regelungskonform gestoppt“, so Heumann.
Der geplante Grenzwert wurde von der russischen Gesundheitsschutzbehörde auch gegen den Widerstand der heimischen Möbelwirtschaft durchgesetzt. Um den Druck und die Chancen einer Korrektur zu erhöhen, helfe das Engagement jedes einzelnen Möbelunternehmens bzw. Branchenakteurs, so die Verbände.
Russland gehört seit Jahren zu den wichtigsten Wachstumsmärkten der deutschen Möbelindustrie. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich der Wert der deutschen Möbelausfuhren nach Russland vervierfacht und lag im vergangenen Jahr bei knapp 300 Mio. Euro. Auch Weißrussland und Kasachstan – zusammen mit Russland Teil einer gemeinsamen Zoll- und Wirtschaftsunion – sind wichtige Zukunftsmärkte.
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