Der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) ging mit der Erlebnisschau „SchreinerPhänomenal” im Juni 2000 in Zürich auf Tournee und zeigte sie auch in Schaffhausen, Chur, Luzern, Aarau und Bern. Mit dieser Wanderausstellung wollte der Verband seinen rund 2600 Mitgliedern mit etwa 20 000 Beschäftigten „eine Plattform schaffen, auf der sich Anbieter und Verbraucher in ihren Vorstellungen näher kommen können. Sie dient der Kommunikation und ist für beide Seiten eine Bereicherung. Der Schreiner lernt im Gespräch die Bedürfnisse seiner Kunden kennen und ist herausgefordert, diese umzusetzen. Der Kunde hingegen wird erstaunt sein, was der Schreiner heutzutage zu bieten hat”. Das Schreinerhandwerk hat sich tatsächlich beträchtlich verändert: es kann heute komplexe Lösungen für die verschiedensten Lebensbereiche offerieren und arbeitet dabei mit den unterschiedlichsten Materialien wie Metall, Glas, Kunststoffe und Holzwerkstoffe. Durch neue Technologien werden die Produktionsweisen stetig weiterentwickelt, und der Schreiner positioniert sich als Unternehmer im gestalterischen Umfeld. Nicht selten tritt der Schreiner – besonders bei Umbauten und Renovationen – als Koordinator und Planer auf. All diese Tatsachen sind leider noch weitgehend unbekannt, weshalb ein Großteil des Angebots ungenutzt bleibt.
Es bedarf also der Öffentlichkeitsarbeit. Mit diversen Aktionen unterstützt der VSSM seine Mitglieder darin, die Konsumenten auf die Produkte und Dienstleistungen der Schreiner aufmerksam zu machen. Mit der Ausstellung „SchreinerPhänomenal” konnte das in der Schweiz bereits bekannte Werbeprogramm „Der Schreiner – Ihr Macher” neu und vielfältig als „Der Schreiner – Ihr Badmacher, Ihr Tischmacher, Ihr Reparaturmacher, usw.” weitergeführt werden. Sie wurde von einem Team, bestehend aus Kathrin Peyer (Atelier für Gestaltung), Pascal Glarner (Glarner Waldvogel), Niklaus Arn (Arn & Arn) und Daniel Hany (Hany Licht & Ton) konzipiert und stellte in einem Themenpark all das vor, womit sich der Schreiner befasst. Man suchte Symbolhaftes, Phänomenales für jeden Themenkreis, um späteren Umsetzungen genügend Raum zu bieten, und vermied bewusst Materialauslagen, wie man sie beispielsweise auf Fachmessen für Holz und Handwerk zu sehen bekommt.
Für jedes der Themen wurde also ein Raum mit Schreinerprodukten als Requisiten phantasievoll gestaltet. Die Container-Räume gruppierte man kabinettartig um ein Hauptzelt, so dass die Besucher die Szenarien in drei kleinen Rundgängen erleben und neue Aspekte spielerisch und unterhaltsam entdecken konnten. Alle fünf Sinne waren angesprochen. Beim Thema „Der Schreiner als Parkettmacher” konnte man z. B. in eine harmonische Klangwelt eintauchen, die Paneele mit Händen und Füssen „begreifen” und dadurch – über die eingebaute Elektronik – Klangbilder erzeugen. Oder es wurde beim Baden in Farben und beim Duschen in Musik schnell klar, dass der „Schreiner als Badmacher” mehr als ein rein funktionales Badezimmer kreieren kann. Man konnte durch eine Decke nach den Sternen greifen, seinen „Riecher” testen, sich im Türenlabyrinth verirren oder an der Tafelrunde den Worten von König Artus lauschen. Und, um das „Phänomen Schreiner” auch nach außen vor Augen zu führen, wurde für die Hüllen der Ausstellungscontainer die Vielseitigkeit des Materials Holz inszeniert: transparente Kunststoffstegplatten füllte man mit Holzspänen, was die Außenseite der Container in der Nacht wie eine Holzlattung wirken ließ und am Tag den Eindruck des Ungewöhnlichen hervorhob.
Jürgen Kluge
Teilen:
