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„Ändern Sie mit Feingefühl“

Übernahme im Team
“Ändern Sie mit Feingefühl”

Markus Reber (36) und Markus Töpper (38) haben zusammen die Schreinerei Schumacher in Freiburg-Tiengen übernommen. Eine Schreinerei mit Tradition: Gerade als die Übernahme perfekt war, wurde auch das 30-jährige Bestehen gefeiert. Sensibilität, aber auch Durchsetzungsvermögen waren notwendig, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Ein Teil des Kundenstamms konnte übernommen werden, einen weiteren Kundenstamm brachten die beiden Schreinermeister und staatlich geprüften technischen Fachwirte aus ihrem vormaligen 2-Mann-Betrieb mit, den sie drei Jahre lang in der Freiburger Innenstadt geführt hatten. Die Räume der Schreinerei Schumacher wurden gemietet, die Maschinen sind gekauft und werden nun sukzessive den Erfordernissen angepasst, ein erfahrenes Mitarbeiterteam war vorhanden. Gute Voraussetzungen, um sich im Freiburger Umfeld, das von starker Konkurrenz geprägt ist, auf Dauer durchzusetzen.

BM Warum haben Sie sich entschieden, einen Betrieb zu zweit zu übernehmen?
Reber Bei mir war der Gedanke an die Selbstständigkeit schon seit der Meisterschule vorhanden. Aber ich wollte nicht an allen Fronten alleine kämpfen.
Töpper So teilt sich die Verantwortung und das Risiko. Zudem ist der finanzielle Aufwand für den einzelnen nicht so groß.
BM Wie haben Sie sich kennen gelernt?
Töpper Wir kannten uns von der Meisterschule. Anschließend habe ich als angestellter Meister gearbeitet und hatte gerade einige Differenzen mit meinem damaligen Chef, als Markus anrief und fragte “Wie sieht’s aus, wollen wir uns selbstständig machen?” Da sagte ich Ja. Wir haben noch einen Monat zusammen in einer Schreinerei gearbeitet und uns beschnuppert. Anschließend pachteten wir eine kleine Schreinerei, die aber bald zu eng wurde. Weil wir mit den Kapazitäten an Grenzen stießen, haben wir uns nach einem größeren Unternehmen umgeschaut.
BM Wie haben Sie die Schreinerei Schumacher gefunden?
Reber Wir haben uns bei Lieferanten und Händlern umgehört. Den Tipp erhielten wir von einem Maschinenhändler und so kam es zu einer ersten Kontaktaufnahme mit Herrn Schumacher.
BM Warum wollte der Inhaber den Betrieb übergeben?
Reber Aus Altersgründen. Eine Übernahme durch einen Familienangehörigen war anscheinend nicht in Frage gekommen. Der Vorteil eines Fremden ist, dass Distanz vorhanden und man nicht allzu vertraut ist. In der Familie “menschelt” es noch mehr. Bei uns gibt es klare Verhältnisse: Der eine ist Mieter, der andere Vermieter.
BM Warum hat sich Herr Schumacher für Sie entschieden? Was war ihm wichtig?
Reber Herr Schumacher wollte einen Nachfolger, der seinem Namen gerecht wird. Er hat unsere Qualifikation überprüft und sich unseren ehemaligen Betrieb angesehen. Die Werkstatt musste tipptopp sein und das war sie.
Töpper Die Technik im Büro war nicht auf dem neusten Stand und genügte unseren Anforderungen nicht. Zwei Rechner mussten her, leistungsfähige Software, ein Plotter. Herr Schumacher schaut mich oft etwas misstrauisch an, wenn ich im Büro sitze und Papierkram erledige. Mündliche Absprachen waren bei ihm noch gang und gäbe, aber die Zeiten haben sich einfach geändert.
BM Wie sind Sie bei der Abwicklung der Übernahme vorgegangen?
Töpper Bis die Übernahme perfekt war, hat es einige Zeit gedauert: Wir haben die Bilanzen der vergangenen Jahre analysiert, eine Rentabilitätsvorschau erstellt, die Maschinen sind geschätzt worden und dann sind wir zur Bank gegangen.
Reber Wir haben ausgezeichnet mit unserer Hausbank, der Sparkasse, zusammen gearbeitet. Die Beratung und Betreuung war sehr gut. Es wurden alle Fördertöpfe ausgeschöpft; wir haben zuerst das Existenzgründer- und anschließend das Existenzfestigungsprogramm in Anspruch genommen.
Tipp: Unterschreiben Sie keine Verträge, ehe die Fördermittel beantragt sind.
BM Den Maschinenpark haben Sie übernommen?
Reber Ja, die Maschinen waren zwar nicht neu, aber gut gewartet.
Später haben wir dann die Kantenanleimmaschine und die Breitbandschleifmaschine ersetzt. Außerdem kam eine gebrauchte CNC-Maschine dazu.
Tipp: Die Kosten sollten anfangs eingegrenzt werden. Es ist vorteilhaft, zuerst mit den vorhandenen Be-triebsmitteln weiter zu arbeiten.
Tipp: Schauen Sie sich den Zustand gebrauchter Betriebsmittel genau an und achten Sie darauf, nicht zuviel zu zahlen. Gut ist es, mit den Maschinen gearbeitet zu haben.
BM Hat der Vorgänger Sie eingearbeitet?
Reber Ich habe noch kurze Zeit bei Herrn Schumacher mitgearbeitet und mit ihm zusammen auch kalkuliert. Das war sehr hilfreich. Wir sind auf einer ähnlichen Wellenlänge.
Töpper Ein Jahr lang hat Herr Schumacher uns noch unterstützt und als freischaffender Mitarbeiter mitgearbeitet, Kundenkontakte gepflegt und Arbeit- vorbereitung gemacht, allerdings nur sporadisch, ohne feste Zeiten. Für uns war das eine Hilfe, weil der Sprung von der Zwei-Mann-Schreinerei zu einem 10-Mann-Betrieb doch groß war.
Tipp: Treffen Sie mit dem Inhaber klare Regelungen über Zusammenarbeit, Kompetenzen und Zutritt und halten Sie diese schriftlich fest, vermeiden Sie Spielräume. So lassen sich Missverständnisse umgehen.
BM Welche Forderungen stellte der Vorgänger?
Reber Ein Wunsch von Herrn Schumacher war, dass wir den Namen übernehmen. Er hatte den Betrieb aufgebaut, da steckt Herzblut drin. Und so ist dann der Name Schreinerei Schumacher, Inhaber Markus Reber und Markus Töpper, entstanden. Da der Kontakt zum Kundenstamm der Schreinerei Schumacher bruchstückhaft war, stellten wir durch die Übernahme des Namens eine gewisse Kontinuität sicher.
BM Wie gestaltete sich die Übernahme des Kundenstamms?
Töpper Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums, das einen Monat nach der Übernahme stattfand, kam es zu einer ersten Kontaktaufnahme mit ehemaligen Kunden (Architekten, Stadt, Partner, usw.). Da konnten wir anknüpfen. Bei den Kunden hatte es zwischenzeitlich aber auch Umbrüche gegeben – Positionen sind neu besetzt worden, Jüngere nachgerückt. Unser Pluspunkt war die Aussage ,Wir übernehmen die Mitarbeiter’ – das hat Vertrauen und Kontinuität geschaffen. Letztendlich müssen wir uns jedoch jedes Mal von Neuem beweisen.
BM Die Übernahme der Mitarbeiter verlief reibungslos?
Reber Mit den Mitarbeitern haben wir persönlich ohne das Beisein des Vorgängers gesprochen. Außerdem haben wir ihnen unsere alte Werkstatt gezeigt, damit sie unsere Herkunft und unseren bisherigen Hintergrund kennen. Wir hatten keine Schwierigkeiten, die Leute waren uns gegenüber sehr positiv eingestellt.
BM Haben Sie das Produkt- und Leistungsangebot geändert?
Reber Das Produktspektrum hat sich nicht geändert: Wir fertigen Möbel und Innenausbau mit gehobenem Anspruch für Privatkunden genauso wie für die öffentliche Hand: Ladenausbau, Arztpraxen, Kindergarten, Universität . . .
BM Sind auch die Arbeitsabläufe unverändert geblieben?
Reber Bei einem alteingesessenen Betrieb haben sich mit den Jahren viele Arbeitsabläufe eingeschliffen, die nicht unbedingt produktiv sind.
Wir hatten das Glück, auf ein junges Team zu treffen, das Veränderungen gegenüber offen ist.
Tipp: Analysieren Sie die Arbeitsabläufe. Ändern Sie jedoch eingefahrene Strukturen mit Fingerspitzen-gefühl, sonst stoßen sie auf Widerstände.
BM Welche Fehler haben Sie gemacht?
Reber Wenn wir mit der Kostenkontrolle schon in der kleinen Firma begonnen hätten, hätten wir uns im neuen Unternehmen leichter getan. Ein halbes Jahr hat die Einarbeitung gedauert.
Tipp: Anfangs ist Controlling sehr wichtig. Die Kosten in einer großen Firma sind schwer überschaubar. Und die Bank will natürlich auch Zahlen.
Töpper Ein zweiter Fehler war, dass ich anfangs bei Produktions-Engpässen in der Werkstatt geholfen habe. In dieser Zeit war das Büro nicht besetzt und es gab keine Folgeaufträge.
Eine Ausbildung in Sachen Büro-Organisation, also die klassischen Aufgaben der Sekretärin, hat uns gefehlt. Es wäre eine große Entlastung gewesen, wenn wir uns rechtzeitig jemanden dazu genommen hätten.
BM Sie beide arbeiten jetzt seit sechs Jahren zusammen. Funktioniert das reibungslos?
Töpper Man muss sehr sensibel miteinander umgehen; das Menschliche muss einfach stimmen. Wir sind unterschiedlich, aber wir ergänzen uns gut: Ich habe immer schon ein bisschen gesponnen; bin der Kreative und zuständig für das Büro, die Kundenbetreuung, den Entwurf. Mein Partner ist rationaler und sehr pflichtbewusst. Er befasst sich schwerpunktmäßig mit der AV und der Werkstatt. Wir bemühen uns um ein ausgeglichenes Engagement. Wobei das nicht immer einfach zu beurteilen ist: Bei mir sieht man oft nicht, was getan worden ist, weil sich vieles im Kopf abspielt.
BM Welche Ziele haben Sie für die Zukunft gesetzt?
Töpper Wir sind mit der Größe zufrieden und wollen nicht expandieren. Wenn es einen Auftragsüberhang gibt, kooperieren wir mit anderen Betrieben. Allerdings könnten wir noch produktiver werden, indem wir Arbeitsabläufe optimieren.
Reber Spezialisieren wollen wir uns nicht, weder von den Produkten noch vom Material her. Aber unser Aktionsradius soll sich in Zukunft schon er-weitern.
Regina Adamczak
Die Gründung in Kürze
Zeitpunkt: Dezember 1998
Rechtsform: Gesellschaft des bürgerlichen Rechts
Standort: Freiburg-Tiengen
Gebäude: 530 m² zur Miete, 4200 DM/Monat
Startkapital: 300 000 DM
Mitarbeiter: 2 Betriebsleiter, 2 Meister, 4 Gesellen, 2 Azubis, 1 Bürokraft
Produktspektrum: Innenausbau im gehobenen Bereich
Umsatz/Jahr: 1,4 Mio./2000, angestrebt: 1,6 Mio./2001
Auftragsvorlauf: 4 – 6 Wochen
Gründung im Team
Die Vorteile einer Partnerschaft klingen verlockend. In der Praxis gibt es jedoch immer wieder heftige Reibereien bis hin zur Trennung, wenn das Verhältnis zwischen den Gesellschaftern im Laufe der Zeit immer schlechter wird.
Das sind die Vorteile
• Partner bringen notwendige Kompetenz. Haben Sie z. B. Schwächen im kaufmännischen Bereich? Liegt es Ihnen nicht so sehr zu verkaufen? Fehlt Ihnen technisches Know-how, um Ihr Produkt überzeugend zu präsentieren und die Produktion zu überwachen? Solche Defizite kann ein Gesellschafter ausgleichen.
• Partner sorgen für zusätzliche Kontakte. Zwei Leute kennen ganz einfach mehr Ansprechpartner, haben Verbindungen zu einer größeren Zahl von möglichen Lieferanten und Abnehmern.
• Partner erleichtern die Finanzierung. Mehr Eigenkapital und Kreditsicherheiten stehen zur Verfügung. Kreditinstitute engagieren sich eher, wenn wenigstens zwei haftende Gesellschafter vorhanden sind.
• Partner übernehmen Verantwortung. Gerade in der Startphase ist es für nur eine Person oft unmöglich, alle Aufgaben eines Unternehmers 100-prozentig auszuführen.
Häufige Gründe für Ärger
• Der Gesellschafter fordert grundlos eine höhere Gewinnbeteiligung.
• Er schraubt sein Engagement für das Unternehmen kräftig zurück.
• Sein(e) Lebenspartner(in) sorgt für eine deutliche Verschlechterung des „Klimas“ zwischen den Teilhabern.
• Der Partner fühlt sich ausgenutzt, glaubt, alles allein erledigen zu müssen.
• Der Teilhaber geht allzu großzügig mit dem gemeinsam verdienten Geld um.
Tipps für die Partnerwahl
• Lassen Sie sich bei der Auswahl Zeit. Versuchen Sie möglichst genau zu ergründen, ob der Kandidat oder die Kandidatin ähnlich wie Sie empfindet und denkt. Verlassen Sie sich dabei nicht nur auf Ihr eigenes Urteil. Bitten Sie Bekannte, Geschäftsfreunde usw. um ein Urteil.
• Ergründen Sie die Lebensziele des möglichen Teilhabers. Ist er bereit, das notwendige Engagement auf sich zu nehmen?
• Beziehen Sie Ihre(n) Lebensgefährten/-in in die Entscheidung mit ein.
• Legen Sie genau fest, was Sie zusammen erreichen wollen. Wie groß soll das Unternehmen in welcher Zeit werden? Wie viel Geld wollen oder können Sie gemeinsam aufbringen? Bitten Sie um einen Nachweis des vorhandenen Eigenkapitals oder möglicher Kreditsicherheiten.
• Schreiben Sie sorgfältig auf, welche Dinge Sie im Gesellschaftsvertrag (ohne ihn geht es nicht!) in welcher Weise regeln wollen. Dazu gehören u. a. Gewinn- und Aufgabenverteilung, Beteiligungsverhältnisse, Befugnisse, Entnahmen und Urlaubsregelung.
• Stellen Sie einen detaillierten Zeitplan auf. Wann muss wer von Ihnen eine bestimmte Aufgabe erfüllt haben?
• Denken Sie gemeinsam über die richtige Rechtsform nach.(Quelle: Dta-Ratgeber „Existenzgründung“) o
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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