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Als Tischlerin nach Frankreich

Austauschprogramm der Berufsschule Bergisch Gladbach
Als Tischlerin nach Frankreich

Als Tischlerin nach Frankreich
Die Arbeit in der französischen Schreinerei Bois Creations Daspremont hat der Tischlerin Yvonne Peters viele neue Eindrücke, Freunde und neues Wissen vermittelt
Die Idee und letztlich den Wunsch, noch während ihrer Lehrzeit an einem länderübergreifenden Austauschprogramm teilzunehmen, hatte Yvonne Peters schon im ersten Jahr ihrer Tischlerlehre gehabt. Daß ihr Vorhaben sich dann bereits im zweiten Lehrjahr erfüllte, verdankte sie schließlich ihrer hartnäckigen Eigeninitiative, dem Verständnis ihres Lehrmeisters und der Berufsschule Bergisch Gladbach, sowie der Hilfe von Freunden. Einen Monat lang arbeitete sie in der französischen Schreinerei „Bois Creations Daspremont“ in Amboise. Hier ihr Bericht.

Nach dem allmorgendlichen Händeschütteln und Begrüßen der Kollegen begann ich mit meiner täglichen Arbeit: dem Bauen von kleineren Möbelstücken, Zuschnitt von Plattenmaterial, Montieren von Türbändern etc. Also nichts Weltbewegendes, wenn man im Schreinerhandwerk arbeitet. Trotzdem war es für mich etwas Besonderes, ich führte diese Arbeiten nämlich nicht in der heimischen Schreinerei „Kellershohn“ aus, sondern bei „Bois Creations Daspremont“ in Amboise, mitten in Frankreich gelegen.

Im ersten Ausbildungsjahr entschloß ich mich dazu, ein Praktikum im Ausland zu machen, um schon während meiner Lehrzeit andere Arbeitsweisen und andere Bereiche kennenzulernen. Von meinem Berufsschullehrer, Herrn Schwarz, bekam ich über den schuleigenen Internet-Anschluß genügend Adressen von Organisationen, die Arbeits- und Studienaufenthalte im Ausland ermöglichen. Vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) erfuhr ich, daß man ein Stipendium für ein Praktikum in Frankreich erhalten kann.
Nachdem mein Chef, Herr M. Müller, mit einem Praktikum einverstanden war und mir zusicherte, mich für einen Monat freizustellen, begann für mich die Suche nach einer passenden Schreinerei. Das erwies sich zuerst als schwierig (in Frankreich gibt es noch weniger Tischlerinnen als in Deutschland). Glücklicherweise konnte mir ein Freund, der zu der Zeit in Frankreich arbeitete, eine Praktikumsstelle in einer großen Möbelschreinerei vermitteln.
Nachdem die Gladbacher Berufsschule und der französische Betrieb eine Praktikumsvereinbarung unterschrieben hatten, konnte ich im Mai 1998 meinen Antrag auf ein Stipendium beim DFJW einreichen. Gefördert wird ein Frankreichaufenthalt von maximal drei Monaten. Neben dem Stipendium bot mir das DFJW noch weitere Hilfen. Die Möglichkeit, vor dem Praktikum einen Intensivsprachkurs in Frankreich zu machen, den das DFJW dann mitfinanziert hätte, konnte ich leider nicht in Anspruch nehmen, da ich für diese zusätzlichen drei bis vier Wochen keinen Urlaub mehr bekommen hätte. So schickte mir das DFJW ein deutsch-französisches Wörterbuch für Schreiner zu. Das Büchlein und die französischen Unterlagen meines Berufsschullehrers waren mir eine große Hilfe beim Lernen des Fachvokabulars.
Nach einer vor Aufregung ziemlich unruhigen Nacht fuhr ich Ende Juni mit dem Thalys-Express nach Paris und von da aus weiter nach Amboise. Ich war sehr gespannt, was mich für den nächsten Monat dort in der Schreinerei erwarten würde. Außerdem fühlte ich mich unsicher, was die französische Sprache betraf. Trotzdem sah ich dem Praktikum sehr positiv entgegen und war neugierig auf die andere Arbeitsweise, die fremde Werkstatt und auf Land und Leute.
Zwei Tage hatte ich Zeit, mich in Amboise einzuleben. Mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat ich am frühen Morgen dann die 2000 m² große Schreinerei. In der Werkstatt arbeiteten knapp dreißig Schreiner, die mich sehr freundlich aufnahmen. Nachdem ich mir die Werkstatt und den Maschinenpark angesehen hatte, begrüßte mich auch der Chef des Ateliers. Nach einem kurzen Gespräch über meine bisherige Ausbildung bekam ich meinen ersten Arbeitsauftrag.
Die Schreinerei fertigt Inneneinrichtungen, von exklusiven Einzelanfertigungen für Privatleute bis hin zu kompletten Geschäfts- und Büroeinrichtungen, unter anderem auch für eine große deutsche Handelskette. Größtenteils wurden Möbel aus Plattenwerkstoffen kunststoffbeschichtet oder lackiert hergestellt. Für letzteres gab es extra einen Lackierer. Auch ich stieg direkt in die Produktion mit ein. Ich arbeitete die meiste Zeit mit einem anderen Schreiner an einem großen Auftrag für eine Büro- und Ladeneinrichtung zusammen. Zwischendurch arbeitete ich aber auch an kleinen Einzelstücken.
Ich konnte dort unter Spitzenbedingungen arbeiten, die Werkstatt war supersauber, sehr ordentlich und sehr gut organisiert. Obwohl die Schreinerei sehr viel produzierte und Zeitlimits einhalten mußte, war es ein sehr lockeres Zusammenarbeiten. Das Verhältnis zu den meisten Kollegen war hervorragend und weitete sich auch auf Grillabende oder Unternehmungen am Wochenende aus.
Ich kam sehr gut in Frankreich zurecht, meine Unsicherheit, was die Sprache betraf, verflog ziemlich schnell. Wenn ich trotzdem innerhalb der Arbeit einmal Verständigungsprobleme hatte, waren die meisten der Kollegen bereit, mir die Arbeit, wenn nötig, auch ein drittes Mal zu erklären.
Durch das Praktikum habe ich Land, Leute und Lebenskultur viel besser kennengelernt, als wenn ich nur Urlaub gemacht hätte. Der Aufenthalt hat mir viele neue Eindrücke, neue Freunde und neues Wissen vermittelt.
Wenn ich wahrscheinlich auch nicht mein ganzes Leben als Tischlerin arbeiten werde, hat mir das Praktikum doch sehr viel gebracht. Egal, ob ich nach meiner Ausbildung zu einem Studium überwechsle oder vielleicht auf Wanderschaft gehe, ich weiß jetzt schon, daß dies bestimmt nicht der letzte Auslandsaufenthalt war.
gez. Yvonne Peters
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