1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Artenvielfalt im Fensterbau

Holzartenkombinationen bei Fensterkanteln
Artenvielfalt im Fensterbau

Für eine verbesserte Marktpositionierung von Holzprofilen ist es von Vorteil, Fenster nicht nur als reinen Funktionsgegenstand verkaufen zu können. Trendhölzer für die Innenlamelle werten die Bedeutung des Bauelements zum Einrichtungsgegenstand auf. Auf der bewitterten Seite steigt durch den Einsatz dauerhafter Holzarten wie Robinie die Wartungsfreundlichkeit. Das alles gilt es in einer Kantel zu vereinen. Die Holzforschung Austria hat die Möglichkeiten untersucht.

Im Rahmen des Kompetenzzentrums Holztechnologie an der Holzforschung Austria wurden zahlreiche Holzarten und deren Kombinationen auf ihre Eignung für den Fensterbau untersucht. Die einzelnen Kombinationen wurden mittels Hochfrequenzverfahren mit Harnstoffmelaminharz verklebt. Die durchgeführten Arbeiten umfassten neben Spalt- und Delaminierungsprüfung umfangreiche Untersuchungen zum Stehvermögen der Holzartenkombinationen unter Differenzklimabelastung sowie zum Abwitterungsverhalten am Freilandprüfstand.

Die dabei im Laufe der vier Jahre gesammelten Erkenntnisse zeigen, dass die Liste der im Fensterbau geeigneten und einsetzbaren Holzarten durchaus erweiterbar und auch eine Vielzahl von Holzartenkombinationen möglich sind, die der bisher allgemein gültigen Regel der Symmetrie des Aufbaus nicht folgen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Innenlamelle. Die Möglichkeiten und Grenzen dieser Erweiterung sollen im Folgenden erörtert werden.
Delaminierung und Spaltprüfung
Die sowohl vor als auch nach der Freilandbewitterung durchgeführte Spaltprüfung ist für alle untersuchten Holzarten positiv verlaufen, da ein Anteil von Leimbruch bei der Prüfung der unbewitterten Kantel nur bei einzelnen Proben in geringem Umfang aufgetreten ist.
Ebenso wurde die Prüfung der Delaminierung (Wasserlagerung) vor der Freilandbewitterung von allen Holzarten bestanden, da die durchschnittliche Delaminierung der 10 Proben nur bei Fichte/Nuss 5 Prozent überschreitet. Dagegen konnte durch die Wiederholung der Prüfung nach der Freilandbewitterung festgestellt werden, dass die Eiche tendenziell Schwierigkeiten mit sich bringt und Buche – auch im Innenbereich – nicht für den Fensterbau geeignet ist.
Diese Ergebnisse sind nicht weiter überraschend, da die Verklebungsschwierigkeiten der Eiche [1] ebenso wie das hohe Quell- und Schwindvermögen der Buche in tangentialer und radialer Richtung hinlänglich bekannt sind.
Untersuchung des Stehvermögens
Zur Untersuchung des Stehvermögens wurden die Kantel im Klimaraum (23 °C und 50 % rel. Luftfeuchte) über eine mit Wasser gefüllte Wanne gelegt. Hierdurch ergibt sich auf der dem Wasser zugewandten Seite eine Ausgleichsfeuchte von 20 – 23 Prozent und auf der abgewandten Seite von ca. 10 Prozent. Im Falle der Vergleichsproben aus Fi/Fi/Fi wurden die Ergebnisse einer Diplomarbeit [2] in guter Näherung reproduziert, da auch dort lamellierte Fichtenkanteln untersucht wurden.
Auffällig ist die geringe Krümmung bei beiden Kombinationen mit Robinie, die sogar unter jener der Vergleichsproben liegt. Diese lässt sich durch das äußerst geringe Längsquellvermögen dieser Holzart erklären (bl = 0,1 %). Relativ hoch liegen dagegen die Verformungen bei Eiche. Mit bl = 0,4 – 0,6 Prozent ist das Längsquellvermögen bei Teak eines der Höchsten unter den in diesem Projekt untersuchten Holzarten. Dies schlägt sich im Verformungsabbild der Kombination Teak/Fi/Fi nieder, bei der starke Krümmungen sichtbar wurden.
Bei der Kombination Teak/Fichte/Buche, wo die Kurven in etwa im Bereich der Vergleichsproben liegen, scheint die Buche innen- bzw. trockenseitig etwas stärker als Fichte gegen die Verformung zu wirken, die hier mehr im Bereich der Vergleichsproben liegt und auch keine starke Streuung aufweist.
Allgemein kann festgehalten werden, dass es auch bei asymmetrischer Holzartenkombination bei der Kantelzusammensetzung zu keinen Problemen beim Stehvermögen kommt, wenn das Längsquellmaß der verwendeten Holzarten außen und innen bl = 0,4 Prozent nicht überschreitet. Bei der Verwendung von Holzarten mit einem höheren Längsquellmaß, ist bei asymmetrischem Aufbau jedenfalls die Eignung zu überprüfen.
Freilanduntersuchungen
Nach der abschließenden Auswertung der Freilanduntersuchungen hat sich gezeigt, dass bei den unbehandelten Proben, vor allem Eiche und Nuss sowie erwartungsgemäß am stärksten Buche Delaminierungserscheinungen an der Längsfuge aufweisen. Damit ist die Eignung der Buche, im Fensterbau abermals widerlegt. Dieses Ergebnis stimmt relativ gut mit jenem der Delaminierungsprüfung der Fugen im Labor überein, jedoch überrascht der Nussbaum, der eigentlich nicht für Verklebungsschwierigkeiten oder ungewöhnlich hohes Quell- und Schwindverhalten in Radial- oder Tangentialrichtung bekannt ist. Es ist daher bei der Verwendung von Eiche oder Nuss besonderes Augenmerk auf eine sehr hohe Verklebungsgüte zu richten.
Die Robinie hat sich mit geringer Rissbildung und Delaminierung, unbehandelt und mit guter Oberflächenqualität mit Dünnschichtlasur ein weiteres Mal als für den Fensterbau sehr interessante Holzart erwiesen. Da hinlänglich bekannt ist, dass die Holzart zu Drehwüchsigkeit neigt, ist beim Einsatz darauf zu achten, gute Holzqualitäten auszuwählen.
Thermobuche ist im Außenbereich unbehandelt aufgrund ihrer hohen Sprödigkeit und den damit verbundenen tiefen Rissen in Radialrichtung ungeeignet. Mit Dünnschichtlasur ist die Rissbildung zwar sehr gering, jedoch neigt das Holz zur Bildung unschöner Flecken, was jedoch keinen Mangel hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit darstellt. Das Gleiche gilt für Thermofichte und -teak. Bezüglich der Thermohölzer ist aus anderen Studien bekannt, dass ein Haftungsproblem von Beschichtungen an der Oberfläche auftreten kann.
Schlussfolgerung
Eine Zusammenfassung der für den Fensterbau geeigneten Holzarten in Kombinationen, die im Rahmen des Kompetenzzentrums untersucht wurden, gibt die obenstehende Tabelle wider.
Allgemein kann angesichts der gewonnenen Ergebnisse festgehalten werden, dass sich auch bei asymmetrischer Holzartenkombination bei der Kantelzusammensetzung zahlreiche Holzarten eignen. Es kommt hierbei zu keinen Problemen bezüglich des Stehvermögens, wenn das Längsquellmaß der verwendeten Holzarten außen und innen bl = 0,4 Prozent nicht überschreitet. Für die Verwendung im Außenbereich sollten Holzarten gemäß Merkblatt H0.06 [3] des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. empfohlenen Holzarten zur Anwendung kommen. Im Innenbereich können durchaus dort nicht angeführte Holzarten zur Anwendung kommen, es sind jedoch die in diesem Punkt ausgeführten Voraussetzungen zu beachten. Die Eignung von Holzarten mit einem Längsquellmaß von bl > 0,4 Prozent ist für den jeweiligen Fall nachzuweisen. Gleiches gilt für Holzarten mit hohem Radial- und Tangentialschwindmaß, bei welchen allen voran der Widerstand gegen Delaminierung gegeben sein muss, wie ihn beispielsweise die ungeeignete Buche nicht erbringen konnte. Bei der Verwendung aller Holzarten muss darüber hinaus die Verklebungsgüte und Dauerhaftigkeit bzw. die Eignung zur Oberflächenbeschichtung nachgewiesen werden. ■

Literaturverzeichnis

[1] Spatt Michael, Wieser Martin (2000): Verklebung von Eichenholz – Endbericht des 1. Forschungsjahres und Endbericht des 2. Forschungsjahres (2001, Co-Autorin Buchgraber Monika). Hrsg.: Holzforschung Austria, Wien.
[2] Tillian Manfred (1986): Diplomarbeit: Zur Verformung lamellierter Holzfensterkanteln. Hrsg.: Universität für Bodenkultur, Wien.
[3] Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., (2000): VFF Merkblatt HO.06: Holzarten für den Fensterbau – Anforderungen, Holzartentabelle. Hrsg.: VFF, Frankfurt/Main.
[4] Wernig H., Schober K. P. (2004): Fenstersysteme – Marktübersicht, Konstr. und Einbau in Außenwände aus Holz. Hrsg.: Holzf. Austria, Wien.
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de