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Auf Furnier setzen

Furnier bietet dem Holzhandwerk interessantes Alleinstellungsmerkmal
Auf Furnier setzen

Auf Furnier setzen
Furnier wird immer öfter von anderen Materialien ersetzt. Oftmals nicht, weil die Kunden das wünschen, sondern weil die Industrie dem Preisdruck des Handels nachgibt. Gerade an dieser Stelle hat das Holzhandwerk die Chance, den Kundenbedürfnissen besser gerecht zu werden. Im Handwerk wird mittlerweile annähernd so viel Furnier verarbeitet wie in der Industrie.

Seit Jahren beobachtet man in der Industrie eine Substitution von Furnieroberflächen. Zum einen wird Furnier aufgrund aktueller Geschmacks- und Designtrends durch andere Materialien (z. B. lackierte Oberflächen, Glas), die eine größere Vielfalt ermöglichen, ersetzt. Zum anderen haben sich immer stärker Kunststoffimitate durchgesetzt. Dass dies jedoch nicht dem Wunsch der Kunden entspricht, wenn sie sich intensiv mit dem Oberflächenmaterial eines Möbels auseinander setzen, hat eine aktuelle Marktstudie der Initiative Furnier und Natur (IFN) bei der Befragung von Endverbrauchern eindeutig gezeigt: Furnier liegt in der Gunst und Beliebtheit der Kunden und Verbraucher klar vor Kunststoffimitaten. Das Fazit der Studie: Kunststoffimitate sind bei den Kunden nicht gewünscht. Die rückläufige Entwicklung des Furnierverbrauchs in Deutschland (siehe Kasten) hat ihre Ursachen also nicht darin, dass die Kunden kein Furnier mehr möchten, sondern darin, dass die Hersteller (insbesondere in der Möbelindustrie) dem Preisdruck aus dem Handel nachgeben und von Furnier auf das preiswertere Imitat umstellen.

Handwerk punktet durch Kundenkontakt
Gerade an dieser Stelle hat das Holzhandwerk eine Chance, den Kundenbedürfnissen besser gerecht zu werden. Die Studie hat nämlich auch gezeigt, dass es den Möbelverkäufern nicht gelingt, ihren Kunden die Wertigkeit von furnierten Oberflächen zu kommunizieren. Das Handwerk ist offensichtlich besser in der Lage, seinen Kunden die Einzigartigkeit von Furnieroberflächen nahe zu bringen. Der direkte Kontakt zum Kunden bietet dem Handwerk hier Vorteile. Viele Tischler berichten darüber, wie leicht es ihnen fällt, ihre Kunden im Furnierlager von Furniere zu überzeugen. Gerade die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Material führt oftmals zu einer großen Begeisterung bei den Kunden.
Um auch im Handel, die Vorteile von Furnier für den Kunden sichtbar und deutlich zu machen, hat die IFN auch vor fünf Jahren die Furniersiegelkampagne entwickelt, um mittels des Siegels für den Kunden auch ohne Beratung furnierte Möbel von Imitaten abzugrenzen. Mittlerweile nutzen auch über hundert Tischler dieses Marketinginstrument.
Die Substitution von Furnier, insbesondere in der Industrie, hat zur Folge, dass Furnier zunehmend im Handwerk verarbeitet wird. Im Handwerk wird mittlerweile annähernd so viel Furnier verarbeitet wie in der Industrie. Eine an der Universität Hamburg 2001 entstandene Studie weist noch aus, dass über 70 Prozent des damals produzierten Furniers in der Möbel- bzw. Türenindustrie verwendet wurden. Heute kann man davon ausgehen, dass der Anteil insgesamt unter 35 Prozent der produzierten Menge liegt. Durch Zuliefererprodukte wie Plattenwerkstoffe oder auch Furnierkanten liegt die Menge bei unter 50 Prozent, die noch industriell in diesen wichtigsten Bereichen verwendet werden.
Die Verarbeitung von Furnier gehört seit Jahrhunderten zur Königsdisziplin im Holzhandwerk. Bei der Herstellung der edelsten Oberflächen gab es praktisch kaum eine Alternative zu Furnier. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ein Lehrling das Furnieren von der Pieke auf erlernte. Gleichzeitig wurden in einer Tischlerei die gesamten Anlagen zur Furnierverarbeitung vorgehalten. Eine Furnierpresse gehörte selbstverständlich zum Standard einer Möbeltischlerei.
Heute hingegen wird jede Anlageninvestition bzw. die Investition in das Know-how des Nachwuchses stärker betriebswirtschaftlich hinterfragt. Größere Tischlereien und Innenausbauer beantworten die Frage, ob es sich dennoch rechnet mit „Ja“. Sie halten die notwendigen Kompetenzen zur Furnierverarbeitung weiterhin vor. Für den hochwertigen Innenausbau gibt es zum Furnieren keine Alternative. Auch dort werden zunehmend andere hochwertige Materialien neben Furnier eingesetzt, aber ein Imitat bleibt immer die zweite Wahl. Die kleineren Tischlereien sind jedoch oft nicht mehr in der Lage, noch Furnier zu verarbeiten. Insbesondere hier geht Know-how verloren. Dies zeigt auch die jährlich durchgeführte Furnierumfrage des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel und der Initiative Furnier und Natur. Die Furnierverwendung in (kleineren) Schreinereien und Tischlereien nimmt in den letzten Jahren ab.
Es schlägt die Stunde der Spezialisten
Zulegen kann jedoch Furnier bei Innenausbaubetrieben und spezialisierten Unternehmen (z. B. Yacht- und Bootsbau). D. h., Furnier wird weiterhin handwerklich auf hohem Niveau verarbeitet, aber die Zahl der Unternehmen, die Furnier verarbeiten und damit auch der Furnierverbrauch sinken. Damit vergeben die Schreinereien und Tischlereien die große Chance, sich mit hochwertigen Echtholzoberflächen gegenüber dem Wettbewerb aus der Industrie, der zunehmend auf Imitate setzt, abzugrenzen.
Im Tischlerhandwerk gibt es mittlerweile viele Fertigungsspezialisten. So haben sich z. B. im Fensterbau und auch im Treppenbau Spezialisten herausgebildet. Sie fertigen montagefertige Produkte zur eigenen Montage wie auch für ihre Kollegen. Was heute fehlt, sind auf die Verarbeitung von Furnier spezialisierte Unternehmen. Die Chancen, sich als Furnierspezialist im Handwerk zu etablieren, kann man jedoch als gut bewerten. Hier kann sich das Handwerk mit seinen Produkten deutlich von industriellen Produkten der Möbelindustrie, die zunehmend weniger Furnier einsetzt, abgrenzen und sich ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten. ■

Die Herstellung von Furnier ist sehr arbeitsintensiv

Deutsche Furnierhersteller punkten mit exklusiven Produkten

Der Werkstoff Furnier ist auf dem Vormarsch – zumindest weltweit. Seit 1990 hat sich die weltweite Produktionsmenge von Furnieren von ca. 5 Mio. m3 auf heute ca. 12 Mio. m3 mehr als verdoppelt. Anders sieht es in Deutschland aus. Dort hat sich im gleichen Zeitraum die Produktion von Furnieren von mehr als 200 000 m3 auf heute unter 100 000 m3 halbiert. Der aktuelle Holzmarktbericht des Ministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) weist aus, dass 2008 insgesamt 180 000 fm Rohholz in deutschen Furnierwerken eingesetzt wurden. Auf dieser Basis lässt sich eine Produktionsmenge von ca. 99 000 m³ dekorativer Furniere berechnen.
Die Grafik rechts zeigt die Entwicklung der Furnierproduktion in Deutschland auf Basis der Zahlen des Holzmarktberichts seit 2002. Man sieht, dass der Rückgang bei der Produktion dekorativer Furniere durch eine Steigerung bei der Produktion von Furnieren für die Sperrholzproduktion etwas aufgefangen werden konnte. Der Außenhandel mit dekorativen Furnieren war für 2008 ausgeglichen: Es wurden ca. 72 000 m³ Furniere importiert und ca. 72 500 m³ Furniere exportiert. D. h., es ergibt sich in Deutschland rechnerisch ein Verbrauch von knapp 100 000 m³ Furnier. Mit dem hohen Anteil an Ein- und Ausfuhren im Bezug zur Produktionsmenge ist die deutsche Furnierwirtschaft stark international ausgerichtet und leidet auch besonders unter der aktuellen Weltwirtschaftskrise. Das Fazit für 2009 wird auch negativ ausfallen. Endgültige Zahlen werden erst Mitte dieses Jahres vorliegen, aber es zeichnet sich ab, dass Produktion und Verbrauch in Deutschland deutlich zurückgegangen sind. Die Außenhandelsstatistik zeigt für 2009 einen deutlichen Rückgang der Handelsströme.
Die Herstellung von Furnieren ist sehr arbeitsintensiv. So lässt sich der Rückgang der Fertigungskapazität in Deutschland erklären. Preiswerte oder auch mittelpreisige Sortimente werden daher immer seltenerer in Deutschland hergestellt. Die Produktion hat sich nach Osteuropa bzw. zunehmend nach China verschoben.
Überleben werden deutsche Furnierhersteller, die sich auf hochwertige Sortimente konzentrieren. Gleichzeitig sind die Furnierhersteller zunehmend vom traditionellen Produkt Rohfurniere abgerückt und bieten heute Fixmaße und Weiterverarbeitung. Die Unternehmen, die aus Rohfurnier ein für den Verwender einfach zu verarbeitendes Produkt machen, sind national wie auch international sehr erfolgreich. Die deutschen Hersteller von Furnierkanten z. B. sind Weltmarktführer. In einer langjährigen Entwicklungsarbeit ist es ihnen gelungen, das nur mit handwerklicher Expertise zu verarbeitende Produkt Furnier deutlich leichter verarbeitbar zu machen. Damit hat die lackierte Furnierkante nicht nur in der Möbelindustrie, sondern auch im Handwerk Verbreitung gefunden. Es ist also möglich, Furnier zu verarbeiten, ohne die komplette Werkstattausstattung zum Furnieren zu verwenden. Somit profitiert insbesondere das Handwerk von den Produktinnovationen der Furnierwirtschaft.
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