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Aufruf zu innovativem Handeln

Im Zeichen des Aufbruchs
Aufruf zu innovativem Handeln

Miserable Preise, Qualitätsprobleme, uniforme Produkte und ein nicht gerade positives Image beim Verbraucher: Die arg gebeutelte Fensterbranche sucht nach erfolgversprechenden Wegen aus der Misere. Fertige Lösungen konnten die Rosenheimer Fenstertage 2002 dazu nicht liefern, wohl aber jede Menge Ideen für die Aufwertung des Fensters und die Schaffung neuer Kaufanreize. Eines wurde dabei besonders deutlich: Der Weg in eine bessere Fensterzukunft führt vor allem über innovative Produkte und Dienstleistungen.

Die Attraktivität der bereits zum 30. Mal durchgeführten Fenstertage (17. – 19.10.2002) ist ungebrochen: Mehr als 700 Teilnehmer kamen nach Rosenheim, um sich über technologische Innovationen und Markttrends in Deutschland und Europa zu informieren. Die vom Institut für Fenstertechnik angestrebte Internationalisierung der Veranstaltung scheint auf gutem Wege: 130 Teilnehmer, so viele wie nie zuvor, kamen aus dem Ausland. Mit nahezu 35 Prozent stellten die Fensterhersteller die stärkste Teilnehmergruppe. Immer noch weitgehend Rosenheim-abstinent ist offenbar das Fenster bauende Handwerk. Es sei sehr schwer, so der Leiter des Instituts für Fenstertechnik Rosenheim (ift), Dr. Helmut Hohenstein, diese Gruppe für solche Kongresse zu begeistern.

Die Zukunft heißt Innovation
Mit dem Wissen und der Erfahrung, dass die Politik der Branche wenig hilfreich zur Seite steht, rief Dr. Hohenstein die Teilnehmer dazu auf, gerade jetzt mit vereinten Kräften sich selbst zu helfen. Es gehe in dieser Zeit darum, die Wertigkeit der Gebäudehülle und der Bauteile Fenster und Türen zu steigern und dies auch dem Endverbraucher zu vermitteln. Eine positive Entwicklung der Märkte führe über innovative Produkte, attraktive Funktionen und Dienstleistungen. Dabei müsse sich die Branche stärker an Käufern von Fenstern und Türen orientieren.
Dafür Impulse zu vermitteln und Perspektiven aufzuzeigen, sei Sinn und Zweck der Fenstertage.
Den Teilnehmern wurden Lösungsansätze für die Schaffung von ebenso attraktiven wie wettbewerbsfähigen Produkten präsentiert. Grundsatzfragen, wie die Lüftungsfunktionen am Fenster wurden dabei nicht ausgespart.
Resümierend brachte es ein Redner auf den Punkt: „Mit Innovationen geht ein Unternehmen ein Risiko ein, ohne Innovation geht ein Unternehmen immer ein.“
Der Leiter des Forschungsinstitutes für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) an der Universität Ulm brachte als Festredner der 30. Rosenheimer Fenstertage die komplexen Wechselwirkungen der Weltwirtschaft in brillanter Weise auf den Punkt.
„Zum Nulltarif werde das Klima weltweit verändert und keiner müsse dafür bezahlen“, so Dr. Radermacher. Er stellte die Frage, „wie lange der Globus die Entwürdigung der Armen noch aushält“ und betonte an dieser Stelle den Wert von Investitionen in die so genannte ,Human Ressources’. Als schlechtes Vorbild verwies er auf die USA, die international diese Ressourcen mit der Green-Card abschöpfen. Bildungsinvestitionen im eigenen Lande sind dort auf einem sehr niedrigen Niveau.
In seinem Vortrag forderte er einen „Welt-Marshall-Plan“ und eine wachsende Bedeutung der „europäischen Logik“, in dessen Kern sozialer Ausgleich, Umweltschutz und eine Steigerung der Produktivität stehen.
Mit den Worten „wer nicht weglaufen kann, ist das natürliche Opfer“, brachte er das Dilemma des Mittelstandes auf den Punkt. Denn internationale Firmen können Standorte ins Ausland verschieben und so politische Zugeständnisse erpressen. Mittelständler fehle diese Möglichkeit jedoch. Daneben seien diese Unternehmen besser als ihr Ruf. Den tieferen Grund für die Spitzenposition deutscher Mittelständler sieht er in der fast symbiotischen Betriebsorganisation. Bei diesen hoch effizienten Unternehmen sitzt das Wissen „im Bauch“, und dies sei auch gut so, denn, „der beste Schutz des Wissens ist, dass man als Unternehmer gar nicht weiß, wo es ist“.
Deutsche Unternehmer werden auch in Zukunft Geld verdienen, so Dr. Radermacher, wenn sie ihre Alleinstellung durch innovative Produktentwicklungen manifestieren, eine hohe Produktivität erreichen oder durch optimale Kundenorientierung zu einer hohen Zufriedenheit gelangen.
Als Leiter des Institut für Fenstertechnik schloss Dr. Hohenstein mit seinem Vortrag „Zeit des Aufbruchs – Chancen im Fenster- und Fassadenbau“ nahtlos an die Vorlage von Prof. Radermacher an und berichtete von den überaus interessanten Ergebnissen einer Verbraucherbefragung, die im Rahmen des Forschungsvorhabens „Holzfenster der Zukunft“ durchgeführt wurde und die Kundenbedürfnisse und Erwartungen in Bezug auf Fenster aufzeigt.
Nach der Studie (siehe Seite 54) habe das Fenster kein positives Image und werde vom Käufer als „Low-Interest-Produkt“ gesehen. Der Preis ist nicht das kaufentscheidende Kriterium und dem Käufer sind Zusatzfunktionen und alternative Konstruktionen kaum bekannt. Dr. Hohenstein betonte auch die Erkenntnisse um die hohe Regionalität des Produktes: Der Käufer informiert sich sehr stark über lokale Anbieter.
Für Dr. Hohenstein sollte „der Käufer in Zukunft eine Kauflust verspüren und sich für innovative Fenster interessieren, das solche Funktionen hat, die er unbedingt haben möchte.“ Entscheidend sei, dass durch gemeinsame vorwettbewerbliche Marktuntersuchungen genau die Bedürfnisse aufgespürt werden, die den Verbraucher begeistern. Am Beispiel des U-Wertes führte Dr. Hohenstein aus, dass in vielen Bereichen weitere Entwicklungen nur durch innovative Konstruktionen und Neuentwicklungen möglich sind. Aktionsfelder sieht er im Bereich der Nanotechnologie sowie der Entwicklung von flexiblen Systemen, die sich dem Menschen und seinen persönlichen Bedürfnissen anpassen. Dazu stellte er konkrete Realisierungsansätze für das geplante Innovationszentrum in Aussicht, das in Rosenheim entstehen soll. Dort sei eine Leistungsschau geplant, bei der die ganze Fenster-, Fassaden- und Türenbranche ihre Leistungsfähigkeit mit innovativen Produkten und Lösungen unter Beweis stellen kann (siehe Seite 53).
Dr. Hohenstein machte konkrete Vorschläge, wie die Branche aus der Talsohle schreiten könne: Für ihn müsse zum Einen die Basisqualität sichergestellt werden, um das Negativimage von Fenstern kurz- und mittelfristig zu verbessern. Zudem sollten Kundenwünsche durch gemeinschaftliche Marktstudien klar und eindeutig ermittelt werden und gleichzeitig Forschungsaktivitäten für grundlegende Innovationen auf den Weg gebracht werden. Firmenübergreifende, gemeinsame Marketingaktionen müssen zur Steigerung des Images und der Bedeutung von Fenstern, Fassaden und Türen initiiert werden.
Die Möglichkeiten der Prozesssimulationen für mittelständische Unternehmen führte Prof. Christof Maier, Präsident des Instituts für Produktionstechnik, München, dem Publikum vor. Die Abbildung eines kompletten Fertigungsablaufes zeige unproduktive Prozesszeiten deutlich auf. Anschließend stellte er die Simulationstools vor, die im Verlauf des Forschungsvorhabens „Holzfenster der Zukunft“ entwickelt wurden. Es wurde eine bestehende Holzfenster-Fertigung virtuell nachgebaut und durch Simulationen visualisiert. Anhand von einigen Beispielen konnte gezeigt werden, dass selbst in gut organisierten Fertigungsbetrieben noch enorme Einsparpotentiale durch Produktivitätssteigerung möglich sind, die nach Einschätzung von Prof. Maier zwischen 20 und 50 Prozent liegen können.
Die provokante Frage „Ist das Fenster zum Lüften geeignet?“, stellte Dr. Hausladen, TU München. In seinem anschaulichen Vortrag gab er die Antwort selbst: Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Fensterlüftung als natürliche Quell-lüftung am behaglichsten ist. Obwohl die technischen Parameter, wie beispielsweise Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftgeschwindigkeit, gleich blieben, wurde die mechanische Lüftung als unbehaglicher empfunden. Anhand von interessanten Grafiken schilderte er die Zusammenhänge konventioneller Fensterlüftung. Hier stoßen Öffnungsarten an ihre Grenzen, da gekippte Fenster nicht zur Grundlüftung geeignet sind und die Stoßlüftung mit weit geöffnetem Fenster oft unpraktikabel ist.
Seine Forderung an die Planer: Auch in Wohnbauten solle man bei einfachen natürlichen Lüftungssystemen bleiben, wenn schon im Büro- und Gewerbebau die Rückkehr zu einfachen Systemen zu verzeichnen ist. Systeme mit hoher Akzeptanz haben immer eine individuelle Einstellmöglichkeit. Einfache Systeme sind zudem weniger Fehler anfällig und deutlich günstiger.
Abschließend proklamierte Dr. Hausladen auch anhand von Beispielen die ,variable Dichtheit’. Man müsse die Glas- und Lüftungsfunktionen nicht immer miteinander verkoppeln.
Jörn Peter Lass vom ift Rosenheim vertiefte die weiteren Forschungsergebnisse des Analyseprojektes ,Holzfenster der Zukunft’. Eine Erkenntnis sei, dass der wirtschaftliche Erfolg stark von der Arbeitsplatzgestaltung und weniger von der Maschinenausstattung abhänge.
Lass führte an, dass die Oberfläche zu teuer sei. Hier müssten neue Lacke oder alternative Oberflächenschutzsysteme entwickelt werden. Die Entwicklung von Kaschierungen mit textilen Membranen (Gore-Tex) bieten da einen Ansatz, um zu sehr langlebigen Holzoberflächen zu kommen. Durch die Nutzung von Forschungsergebnissen aus der Nanotechnologie, die maßgeschneiderte Oberflächen ermöglicht, wären wartungsfreie Holzoberflächen möglich.
Ein Entwicklungsziel sei das modulare Fenstersystem, um eine Differenzierung der Fenstersysteme zu ermöglichen und damit die Vergleichbarkeit und die Fixierung auf den Preis zu vermeiden. Hervorragende konstruktive Ansätze böten auch die Möglichkeiten von geklebten Verglasungs-systemen, die einen Witterungsschutz der äußeren Holzoberfläche ermöglichen.
Als mittel- und langfristige Aktionsfelder sah Lass auch die Entwicklung von Pulverlacken, einer neuen Generation von Wärmedämmgläsern, Spalt-Lüftungssysteme sowie neue Montagekonzepte.
Nanoschichten: vielversprechender Innovationsschub
In den vergangenen Jahren hat die „Nanowissenschaft“ (Grenzflächen- und Oberflächenphysik) die wissenschaftliche Welt revolutioniert. Professor Dr. Wolfgang M. Heckl von der Universität München, Zentrum für Nanowissenschaften, berichtete über vielversprechende technische Umsetzungen im Bereich der Oberflächenbeschichtungen für Fassaden und Fenster. Stichworte wie Selbstreinigung, Lotus- oder Bionik-Effekt sind weithin bekannt geworden.
Technisches Ziel ist es, die Wertminderung, die Oberflächen im alltäglichen Gebrauch erfahren, zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Technische Lösungen müssen gefunden werden, um Oberflächen bewitterungsfähig und reinigungsarm zu gestalten, und so Korrosion, Verschmutzung, Verschleiß, Ausbleichung und Zerstörung zu verhindern.
Fazit: Nanoschichten im Bereich Fenster und Fassaden sind ein erfolgreicher Innovationsschub. Sie werden in Zukunft erhebliche Marktbedeutung auch bei der Holzfensterbeschichtung erlangen. In Zusammenarbeit mit dem ift Rosenheim und Industriepartnern wurden auch bereits einige Produkte auf ihre Eignung für die Holzbeschichtung untersucht. Für die weitere Forschung und anwendungstechnische Umsetzung wird ein Forschungsverbund angestrebt, der in der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie und Anwendern mit aktiven Projektpartnern Deutschland- und EU-weit diese Thematik voranbringen kann.
Weitere Informationen und Vorträge hält das Institut für Fenstertechnik im Internet bereit (www.ift-rosenheim.de). Sämtliche Vorträge enthält der Tagungsband:
Tel 0 80 31/2 61-0
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