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Ausblick auf das Jahr 2010: Wohin geht die Reise?

Zwischen Aufschwung und Kreditklemme
Ausblick auf das Jahr 2010: Wohin geht die Reise?

BM befragte zum Jahreswechsel die Vertreter von drei Spitzenverbänden der Branche, mit welchen Einschätzungen sie in das neue Jahr starten. Das Ergebnis ist ein Stimmungsbild, das keinen Anlass bietet, allzu schlechter Stimmung zu sein: Mit vorsichtigem Optimismus und Anpack-Mentalität sollte es wieder aufwärts gehen.

Die fünf Wirtschaftsweisen prognostizieren für das neue Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent in Deutschland, nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,0 Prozent im Jahr 2009. Das würde zwar nur ein leichtes Erstarken der Wirtschaft bedeuten, zugleich aber – und das ist die gute Nachricht – das Ende der Abwärtsfahrt. Mit seiner Prognose ist der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung optimistischer als etwa OECD, IWF, EZB und andere Expertengremien. Die Bundesregierung erwartet, ebenso wie die EU-Kommission, für dieses Jahr ein Plus von 1,2 Prozent des realen BIP – und damit immerhin einen „selbst tragenden Aufschwung“.

In fast allen Branchen gab es 2009 erhebliche Einbrüche. Den allgemeinen Tiefpunkt durchschritt die Wirtschaft in der Jahresmitte. Seitdem ist der Fall gestoppt, auch dank der staatlichen Konjunkturprogramme und der Kurzarbeiterregelung. Sind wir mit einem blauen Auge, schlimmstenfalls mit zweien, davongekommen? Noch gibt es viele Pessimisten und Warner. Der große Einbruch des Arbeitsmarktes stehe erst noch bevor, die Liquidität der Betriebe sei nicht gewährleistet („Kreditklemme“) und eine Geldentwertung sei mittelfristig nicht zu umgehen. Der Aufschwung sei ein Retortenbaby und könne jederzeit absterben. Relativ skeptisch zeigen sich so auch die Vereinten Nationen. Sie bezeichnen das voraussichtliche weltweite Wachstum von 2,4 Prozent (Europa: < 1 Prozent) als risikoreich und zerbrechlich, weil es auf den massiven Stützungsprogrammen der Regierungen seit Ende 2008 basiere. Ein erneuter Einbruch, insbesondere in Asien und Nordamerika, würde nicht zuletzt die Exportnation Deutschland hart treffen.
Angesichts der Zweiteilung des Expertenlagers in Optimisten und Pessimisten fragte BM direkt bei Spitzenverbänden der Branche nach, auf welcher Seite sie stehen, wenn es um das Schreiner-Jahr 2010 geht. Was denken sie über Aufschwung, Nachfrage, Konjunkturabsicherung und Nachhaltigkeit als Mega-Marketingthema?
So viel sei vorab verraten: Die Repräsentanten geben sich vorsichtig optimistisch und sehen die Umsatzentwicklung im grünen Bereich. Dafür und für ihre sonstigen interessanten Einschätzungen bedankt sich die BM-Redaktion in alphabetischer Reihung bei:
  • Alfred Jacobi, Präsident des Bundesverbandes Holz und Kunststoff e.V. (BHKH), Vorsitzender des Fachverbands des Tischlerhandwerks NRW
  • Bernhard Helbing, Präsident des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. (VFF)
  • Dirk-Uwe Klaas, Hauptge-schäftsführer der Spitzenverbände der Deutschen Holz- und Möbelindustrie (HDH und VDM)
BM: 2009 stand im Zeichen der anhaltenden globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Meinen Sie, dass die Betriebe, die Sie vertreten, die Krise 2010 überwinden oder sogar von einem Aufschwung profitieren werden? Oder befürchten Sie, dass eine ungenügende Auftragslage und eine zu dünne Eigenkapitaldecke das Ende vieler Unternehmen bedeuten wird?
Alfred Jacobi: Das konjunkturelle Eis bleibt im Tischlerhandwerk auch 2010 dünn: Nach dem kräftigen Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2009 und einem leichten Aufwärtstrend in der zweiten Jahreshälfte gehen unsere Betriebe gleichwohl mit vorsichtigem Optimismus in das neue Jahr und erwarten zumindest eine Stabilisierung ihrer Umsätze. Wir sehen mit Genugtuung, dass die Konjunkturpakete der Bundesregierung bei unseren baunahen Unternehmen ankommen. Der Steuerbonus für Handwerksleistungen und die Förderung der energetischen Gebäudemodernisierung werden auch 2010 zu einer Konsolidierung des Auftragspotenzials führen.
Die Eigenkapitalquote ist in unseren Betrieben in den vergangenen Jahren – gottlob – kräftig gestiegen. Insofern und wegen der funktionierenden Beziehungen zu den Regionalbanken stecken wir überwiegend nicht in der Kreditklemme. Wir spüren allerdings – vor allem bei industriellen Auftraggebern -, dass so manches größere Projekt den Liquiditäts-Engpässen zum Opfer fällt.
Bernhard Helbing: Unternehmen werden von Unternehmern geführt. Unternehmer, die sich an den Handlungsregeln eines ordentlichen Kaufmanns orientieren, werden auch diese Krise überwinden. Das betrifft die Mehrzahl unserer Branchenmitglieder. Unser Markt ist nach 1997 um mehr als 50 % zurückgegangen. Betriebswirtschaftlich vorbildlich geführte Firmen sind auch damals gestärkt aus der Entwicklung herausgegangen – damals auch schon ohne Abwrackprämie. Natürlich spielen für unsere Branche die Konjunkturpakete eine wichtige Rolle. Sie haben zu einer Marktbelebung beigetragen. Diese Wirkung wird auch im gesamten Jahr 2010 positive Spuren für unsere Branche ziehen.
Dirk-Uwe Klaas: Die Unternehmen der deutschen Holz- und Möbelindustrie sind bislang vergleichsweise gut durch die Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen. Auch wenn wir für das Gesamtjahr mit Umsatzrückgängen von 13 bis 15 Prozent rechnen müssen, ist dies im Vergleich zu anderen Industriezweigen noch relativ moderat. Dies liegt an schlanken Strukturen, mittelständischer Flexibilität und nicht zuletzt an der Tatsache, dass sich unser Industriezweig bereits in den Vorjahren deutlich konsolidiert hat. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und wichtige Strukturanpassungen bereits hinter uns. Deshalb waren wir auch besser für die Krise gewappnet als beispielsweise Automobilindustrie und Maschinenbau. Für das Jahr 2010 gehen wir von leichten Umsatzsteigerungen aus. Ein Firmensterben wird es genauso wenig geben wie einen massiven Arbeitsplatzabbau.
BM: Konjunkturelle Entwicklungen hängen nicht zuletzt von psychologischen Fragen ab. Mit welcher Stimmung werden die Konsumenten ins neue Jahr starten? Bleibt der private Konsum eine verlässliche Stütze?
Alfred Jacobi: Der Verbraucher steigt zunehmend vom kurzfristigen Schnäppchen auf Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit um. Die jüngste Banken- und Finanzkrise hat diesen Trend eher verstärkt. Dies kommt den Betrieben des Tischler- und Schreinerhandwerks mit ihrem hohen Qualitätsanspruch eindeutig entgegen.
Wir gehen daher fest davon aus, dass der private Konsum, der ja schon 2009 eine heilsame stabilisierende Wirkung hatte, auch im neuen Jahr positive Akzente setzen wird. Dies gilt vor allem für die Nachfrage nach hochwertigen und langlebigen Lösungen.
Spürbare Impulse wird der private Konsum zudem durch die Steuererleichterungen, wie z. B. die Absetzbarkeit der Krankenversicherungskosten erhalten.
Bernhard Helbing: Der private Konsument stellt sich die Frage: Was ist für mich sicherer? Insofern verzeichnen wir – und das kommt unserer Branche zugute – dass die privaten Bauherren in ihr Wohneigentum wieder stärker investieren. Wir meinen, dass sich diese Einstellung auch im kommenden Jahr so fortsetzen wird. Denn gerade in unserer Branche spielt die Sanierung alter und hohe Wärmeverluste verursachender Gebäude eine ganz wichtige Rolle.
Dirk-Uwe Klaas: Der private Konsum wird eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft bleiben, zumal die Verbraucher mit Beginn des Jahres 2010 steuerlich spürbar entlastet werden. Außerdem sind die Konsumausgaben der Bundesbürger ohnehin seit Jahren schon auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, weshalb ein weiteres Absinken eher unwahrscheinlich ist.
BM: Was fordern Sie zukünftig von der Politik? Sind die Konjunkturprogramme bereits alles, was die Wirtschaft erwarten durfte, oder gibt es spezifische Maßnahmen, von denen speziell die Betriebe des Innenausbaus, der Möbelfertigung und des baunahen Bereichs profitieren könnten?
Alfred Jacobi: Unsere wichtigste Forderung richtet sich eindeutig auf verlässliche und bezahlbare Rahmenbedingungen sowie die konsequente Verringerung der bürokratischen Lasten.
Die Finanzierung zahlreicher öffentlicher Aufgaben über die Lohnzusatzkosten bleibt dabei nach unserem Verständnis ein gravierender Fehler und ein Sündenfall gegenüber allen beschäftigungsintensiven Branchen. Insofern ist die Begrenzung der Lohnzusatzkosten, z. B. durch eine Reform des Gesundheitswesens, eine unserer zentralen Erwartungen an die neue Regierung. In die gleiche Richtung zielt unsere Forderung nach einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz für lohnintensive Betriebe.
Gerade für unsere baunahen Betriebe dürfen wir auch die drastische Verteuerung der Baukosten durch steigende energetische Anforderungen nicht übersehen: Klimaschutz und CO²-Einsparung sind unabdingbar. Wir müssen allerdings aufpassen, dass wir nicht mit überzogenen energetischen Auflagen über das Ziel hinausschießen und dabei Arbeitsplätze gefährden. Die neue Energieeinsparverordnung ist dafür ein anschauliches Beispiel, werden doch an mehreren Stellen Dämmwerte gefordert, die einerseits technisch schwer umsetzbar sind, andererseits fragwürdige energetische Ergebnisse bringen.
Bernhard Helbing: Vom Grunde her sind die Konjunkturprogramme ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn man diese – unter marktwirtschaftlicher Wirkung – durchaus kontrovers zur Diskussion stellen kann. Für wichtig halten wir Schritte, die einen starken Anreiz schaffen, vorhandenes Sparvermögen in den wertschöpfenden Kreislauf bringen. Unter diesem Aspekt sind richtig angelegte Abschreibungsmodelle nicht einfach so zu negieren.
Dirk-Uwe Klaas: Man muss die Kirche im Dorf lassen, denn die Konjunkturprogramme schieben im Innenausbau und im baunahen Bereich bereits einiges an Investitionen an. Dies wird sich im Laufe des neuen Jahres in konkrete Aufträge niederschlagen.
Für die Möbelindustrie setzen wir auf einen stabilen Konsum im Inland und ein Anspringen des Exports. Auf der Wunschliste bleibt natürlich eine verstärkte und gezielte Förderung des Wohnungsneubaus in Deutschland. Hier kann auch durch vergleichsweise moderate Fördergelder eine enorme Hebelwirkung erzeugt werden. Dies käme allen unseren Branchenzweigen zugute.
BM: Wird „Nachhaltigkeit“ mit all den drängenden Fragen des Ressourcen-Managements, des Klimaschutzes und der Energie-Effizienz 2010 (wieder) zum Mega-Thema? Und, um die Frage auf den Punkt zu bringen:
Wird der holzver- und holzbearbeitende Bereich überproportional von der Hinwendung zu klimafreundlichen Naturprodukten profitieren?
Alfred Jacobi: Energie-Effizienz wird das Nachfrageverhalten künftig noch stärker prägen, – das scheint mir völlig eindeutig! Wir „Hölzernen“ werden von diesem langfristigen Trend dann besonders profitieren, wenn wir unsere Stärken zu diesem Thema noch offensiver als bisher kommunizieren: Holz ist ein Naturprodukt und bindet CO2. Unnsere Produkte sind langlebig, werden konsumentennah produziert und belasten daher weder die Abfallbilanzen noch die Transportwege. Diese überragenden Vorteile unserer Erzeugnisse müssen gegenüber der Öffentlichkeit und dem Verbraucher stärker ins Bewusstsein gebracht werden. Ein Selbstläufer ist dies freilich nicht, deshalb sind Marketing-Offensiven zu diesem Thema außerordentlich wichtig.
Bernhard Helbing: Nachhaltigkeit sollte nicht nur eine Floskel sein. Dieses Wort steht für alle wichtigen gesellschaftlichen Bereiche. Auch für die gesamte Haushaltsthematik unserer schönen Bundesrepublik. Ressourcen-Management, Klimaschutz und Energie-Effizienz sind bereits das Mega-Thema. Davon darf nicht abgerückt werden. Sicher werden sich die Konsumenten zu Naturprodukten stärker bekennen. Dennoch gibt es auch viele – ich nenne sie mal „moderne Produkte“, die den Beweis ihrer Nachhaltigkeit längst angetreten haben. Insofern werden sich die Marktanteile nicht wesentlich verschieben. Im Übrigen: Klimaschutz geht uns alle an. Das „Nichtverbrauchen“ von Energie ist der beste Klimaschutz.
Dirk-Uwe Klaas: Das Mega-Thema 2010 wird wohl nicht Nachhaltigkeit, sondern leider Krise lauten. Dennoch wird das Naturmaterial Holz gerade in Zeiten von sich anbahnender Rohstoffverknappung zum Baumaterial der Zukunft. Immer mehr Menschen wissen, dass kein anderer Baustoff mit so wenig Energieeinsatz und so geringer Umweltbelastung erzeugt, verarbeitet und genutzt wird, wie Holz aus heimischen Wäldern.
Dies wird sich mittel- und langfristig auf unsere Unternehmen positiv auswirken. (Projektleitung: Lars Langhans) ■
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