„CE ist gar nicht so schwer“, bilanzierte BM-Autor Dittmar Siebert in unserem März-Heft, als er die Grundlagen der CE-Kennzeichnung vorstellte. Allerdings sind derzeit eine Vielzahl an Lizenz- und Zertifizierungsmodellen am Markt – sowohl von Unternehmen als auch von Verbänden und Instituten. Da fällt der Durchblick schwer: BM gibt einen Überblick über die wichtigsten Anbieter.
„Wie kommt man sehr schnell, einfach, kostengünstig, sicher und mit geringem Aufwand zum CE-Zeichen? Wer betreut und begleitet mich?“ fragt sich der betroffene Fenster- und Türenbauer. Wenn er Kunststoff-, Alu- oder Holz-/Alusysteme fertigt, so liefert ihm in den meisten Fällen sein Systemlieferant die Ergebnisse der Ersttypprüfungen und weitere Hilfestellungen zur Umsetzung der werkseigenen Produktionskontrolle. Fertigt er auf Basis einer RAL-Gütesicherung, gibt es einen Weg zur CE-Kennzeichnung über eine freiwillige Zertifizierung. Für alle anderen scheint der Problemlöser ein Lizenzmodell zu sein und nicht die Individualprüfung des eigenen Fenstersystems bei einer notifizierten Prüfstelle wie zum Beispiel beim Prüfzentrum für Bauelemente (PfB) oder dem Institut für Fenstertechnik (ift). Aber ist das wirklich so? Ist das scheinbar Billigste auch das Optimalste? Oder ist das scheinbar Teure vielleicht langfristig die kostengünstigste Lösung? Die Praxis wird das zeigen.
Der Betrieb darf eigenverantwortlich mit dem CE-Zeichen kennzeichnen. Das klingt erst einmal sehr einfach. Die Prüfberichte, Nachweise und Dokumentationen der CE-Kennzeichnung müssen aber in einem fortlaufenden, betrieblichen Prozess so umgesetzt sein, dass sie dauerhaft zukünftigen rechtlichen Auseinandersetzungen standhalten können und den Betrieb gegen äußere Angriffe absichern.
Die Auswirkungen einer Falschdeklaration werden erst nach Ablauf der Koexistenzphase ab März 2009 rechtlich relevant werden. Deshalb ist es wichtig – egal welches Modell man wählt – , dass fachkompetente und gut informierte Berater in Zukunft dauerhaft zur Verfügung stehen. Diese sollten den Betrieben individuell im Detail und bei der Umsetzung der CE-Kennzeichnung praxisgerechte, rechtlich abgesicherte Hilfestellung geben können.
In der Übersicht finden Sie die verschiedenen Modelle. Einerseits gibt es interessante Angebote der Tischlerverbände, andererseits gibt es Cascading-Modelle privater Anbieter und Zertifizierungssysteme des Instituts für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim und/oder der RAL-Gütegemeinschaft. Die Auflistung gliedert sich nach Fenstern und Außentüren.
„fenster marke tischler/schreiner“
Cascading Modell für Fenster
Hinter der Initiative stehen die HKH-Landesverbände aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen/Bremen, Bayern und Baden-Württemberg, der Bundesverband Holz und Kunststoff (BHKH), der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, der Fachverband Glas-Fenster-Fassade Baden-Württemberg, das Technologie-Zentrum Holzwirtschaft (TZH), die Gesellschaft für Systemlösungen des Tischler- und Schreinerhandwerks (TSH), das Prüfzentrum für Bauelemente (PfB), die Instituts-Gesellschaft für Betriebs- und Arbeitstechnik des Tischlerhandwerks (iBAT), die Initiative ProHolzfenster (IPH) und die Euro Baubeschlag-Handel AG (EBH). Die Initiative ist aus dem EU-weiten Projekt ECWINS entstanden und deckt unterschiedliche Fenstersysteme bezüglich der Ersttypprüfung ab: Dazu gehören IV 68, IV 78, IV 88, IV 92, Kasten- und Verbundfenster, Hebe- und Parallelschiebekonstruktionen, Faltkonstruktionen und Schwingfenster. Die Systemmappe „CE plus“ wurde erstellt und wird auf der fensterbau/frontale in Nürnberg der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe BM 03/08). Im Bereich der WPK bieten die Landesfachverbände unterschiedliche Lösungen an, Schulung und Beratung finden bei ihnen bzw. beim EBH statt.
tischler NRW
44137 Dortmund
Haustüren-Ring
Cascading-Modell für Türen
Die Firma Haustüren-Ring GmbH ist Systemgeber für Rahmen-, Platten- und Holz-Alu-Außentüren. Interessenten stellt sie ein Lizenzpaket für Ersttypprüfungen, basierend auf ihren Rohlingen und handelsüblichen HT-Kanteln, zur Verfügung. Es gibt ein Systemhandbuch mit Dokumentationen und Formularen für die ITT und die WPK. Schulungen finden statt, die Beratung erfolgt durch die Fachverkäufer vor Ort. Vermarktet wird direkt, über Großhandelspartner und über die Datenbank der VBH.
Haustüren-Ring GmbH
85055 Ingolstadt
Das ift-Konzept
Zertifizierungsmodell
Das ift Rosenheim bietet für Systemgeber, Systemverarbeiter und Hersteller mit einem eigenen Fenstersystem ein Dienstleistungskonzept zur Einführung und Umsetzung der CE-Kennzeichnung und Qualitätssicherung an. Unterstützung gibt es bei allen Fragen zur CE-Kennzeichnung. Durchführung von Ersttypprüfungen sowie einer praxisgerechten Umsetzung der werkseigenen Produktionskontrolle, um alle Anforderungen gemäß Produktnorm zu erfüllen. Mit dem ift-Systempass und dem ift-Konformitätszertifikat erhalten Hersteller Dokumente, die alle notwendigen technischen Kenngrößen auflisten und laut ift bei Architekten und Behörden als Nachweis geschätzt werden.
ift Rosenheim GmbH
83026 Rosenheim
Die hessische Lösung
Freies Modell für Fenster und Türen
Der Fachverband Leben Raum Gestaltung – hessenTischler hat gemeinsam mit dem Prüfzentrum für Bauelemente (PfB), Außenstelle Bad Wildungen, ein kostengünstiges Leistungsangebot mit einer Ersttypprüfung in der Holzfachschule Bad Wildungen ausgearbeitet. Hier kann der Betrieb seine Fenstersysteme individuell prüfen lassen. Zudem gibt es eine Lösung im Rahmen der Kooperation HKH und RAL. Werkseigene Produktionskontrolle (WPK) finden Schulungen und Güteprüferlehrgänge statt. Fachkompetente Berater helfen bei der Einführung der CE-Kennzeichnung in den Betrieben.
FV Holz und Kunststoff Hessen
35345 Wettenberg/Launsbach
Moralt und TSH
Cascading Modell für Türen
Die Firma Moralt Tischlerplatten GmbH & Co. KG ist Systemgeber für Plattentüren. Das Unternehmen stellt den Tischlereibetrieben nach eingehender Schulung das Moralt-OutDoor-Systemhandbuch für die CE-Kennzeichnung von Außentüren zur Verfügung. Es handelt sich um ein komplettes, kostenfreies Lizenzpaket mit Ersttypprüfungen von Haustüren, basierend auf Moralt-Haustürrohlingen.
Das Unternehmen kooperiert mit der TSH System GmbH und damit mit den einzelnen HKH-Fachverbänden Zur WPK gibt es Vorschläge und Formulare.
Moralt Tischlerplatten
83646 Bad Tölz
Winnet aus Österreich
Cascading Modell für Fenster und Außentüren
Initiatoren des Projekts winnet zur CE-Kennzeichnung von Fenstern und Außentüren in Österreich sind die Holzforschung Austria und die Bundesinnung der Tischler, Wirtschaftskammer Österreich. Das nationale Projekt deckt unterschiedliche Fenstersysteme ab, eine Systemmappe ist vorhanden. Die Schulungen bietet die Holzforschung Austria an, keine Angaben machen die Initiatoren zur WPK.
Bundesinnung der Tischler
Wirtschaftskammer Österreich
A – 1045 Wien
Gemeinsame Lösung von RAL und ift
Zertifizierungsmodell
Zusammen mit dem ift Rosenheim hat die RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V eine Regelung zur Erstprüfung von Fenstern und Außentüren für die CE-Kennzeichnung erarbeitet. Ergänzt wird das RAL-Gütezeichen durch das „ift-zertifiziert“-Zeichen, das auf Grundlage der Produktnormen EN 14351–1:2006 die Konformität mit den Eigenschaften dieser Norm für Fenster und Außentüren garantiert. Über die gesetzlichen CE-Anforderungen hinaus werden mit dem RAL-Gütezeichen noch weitere, gütebestimmende Merkmale der Produkte bescheinigt.
RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e. V.
60594 Frankfurt
Der Leitfaden des HKH Thüringen
Cascading-Modell für Fenster und Außentüren
Der „Leitfaden zur CE-Kennzeichnung von handwerklich gefertigten Bauprodukten: Fenster, Außentüren“ ist ein Projekt des Landesinnungsverbandes HKH Thüringen. Es handelt sich um ein praxisorientiertes 3-Stufen-Modell; dazu gehören die Unterlagenstellung, intensive Schulungen, Hilfestellung bei Einführung der WPK, selbsterarbeitete Formulare und Checklisten (auch interaktiv), gutachterliche Stellungnahme und die Durchführung des Audits bzgl. WPK und Systemkonformität. Nachweise zur Erstprüfung werden von den Landesinnungsverbänden Thüringen, Sachsen, Sachsen Anhalt, Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg als Lizenzgeber den Mitgliedsbetrieben angeboten.
Im Moment werden die Profilsysteme IV 68/78 (DKF, DKT, FG, OL, Kpl., Stulp) bezogen auf die Ersttypprüfung abgedeckt. Dieser Bereich werde aber dynamisch erweitert, im Türenbereich kooperiert die Initiative mit dem TSH und Moralt.
LIV HKH Thüringen
36433 Bad Salzungen
Das Lizenzmodell des TSH
Cascading Modell für Türen
Beim „TSH Lizenzmodell für Rahmentüren“ bekommen Interessierte die Prüfzeugnisse über Lizenzvereinbarungen. Für die Haustür hat die TSH System GmbH bei ihrer Systemkonzeption den Schwerpunkt auf die Rahmentür gelegt. Die Rohlinghersteller halten Lösungen für flächige Türen bereit.
Die Gesellschaft, ein Unternehmen der Verbände des Tischler- und Schreinerhandwerks, kooperiert mit der Moralt Tischlerplatten GmbH & Co. KG. Die Systeme sind aufeinander abgestimmt. Mit den bereitgestellten Produkten werden die Gestaltungsfreiheit und die Variabilität nicht eingeschränkt.
Lediglich bestimmte Parameter (Dichtung, Falzgeometrie, Verriegelung und ähnliches) müssen eingehalten werden. Die Fertigung bleibt in den Betrieben.
TSH System GmbH
81377 München
Vier Varianten von Variotec
Cascading Modell für Türen und Passivhausfenster
Variotec bietet vier verschiedene Cascading-Modelle, Basis sind die zu liefernden Komponenten. Es gibt ein Komplettsystem für Außentüren in Platten- und Rahmen-, Holz-Alubauweise, Rund-Segmentbogen, nach innen und außen aufgehend. Weitere Bestandteile des Angebots sind ein Lizenzpaket für ITT-Ersttypprüfungen aller mandatierten Eigenschaften inklusive Dauerfunktions- und Differenzklimaprüfungen, das Systemhandbuch mit WPK-Formblättern sowie Produktions-, Pflege-, Wartung- und Montagedetails. Der CE-Cascading-Vertrag kann auf Sicherheitstüren-, Rauchschutz- und Feuerschutztüren sowie Passivhausfenster erweitert werden. Die CE-Schulungen und Einweisungen finden in den Partnerbetrieben statt.
Variotec GmbH & Co. KG
92318 Neumarkt
CE-fix vom VBH
Cascading Modelle für Fenster
Hinter diesem Cascading-Modell steht die VBH Holding AG bzw. die VBH Deutschland GmbH, ein europaweit agierendes Baubeschlagshandelsunternehmen. Nach Angaben der VBH können Interessierte aus über 250 Komponenten und über einer Million Kombinationsmöglichkeiten das richtige Fenster oder die richtige Tür im Internet zusammenstellen, um sich die CE-Nachweise auszudrucken. Über ein Ampelsystem wird dem Nutzer angezeigt, ob eine Ersttypprüfung vorliegt bzw. ein ITT erteilt werden kann. Systemnehmer können über einen Freigabe-Code im Internet unterschiedliche Programme und weitere Unterlagen und Formulare, darunter auch solche für die WPK, nutzen. Schulung und Beratung gibt es auf Anfrage durch CE-Beauftragte der VBH. Die CE-Lösung steht allen Fenster- und Türenherstellern ab dem 2. April 2008 zur Verfügung.
VBH Holding AG
70825 Korntal-Münchingen
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