Individuelle, anspruchsvolle Fertigung von Stühlen und Tischen für das hoch oben angesiedelte, von ersten Architekten geprägte Objektgeschäft – wie sie im Hause Thonet regelmäßig praktiziert wird – bedarf entsprechender Maschinentechnik. Ein neues Bearbeitungszentrum vom Typ Maka Compakt Robot Tandem wird ihr gerecht, weil es auf besondere Art Überstände von Umleimern beim Profilieren absolut bündig fräst, dabei einen Fertigeffekt erzielt, der nur noch geringsten Schleifaufwand, aber keinerlei weitere Nachbearbeitung erfordert.
Luftkissenfühlertastet ab
In Z-Richtung nimmt ein Meßfühler berührungslos die Werte zur Bearbeitung in der Ebene. Spezielle Software – ein fließendes Meßprogramm – ermittelt die Toleranzen nach Z. Sein Polyamidkopf ist mit einer Düse versehen, durch die Druckluft zum Aufbau eines Luftkissens tritt. Die Werkstückoberflächen werden auf diese Art bei gesicherter Präzision geschont. Es können sich vor dem Fühler keine Staubpolster aufbauen. Der Effekt ist bei vertikal angestellter Frässpindel überzeugend.
Künftig soll er sich aber auch beim Stirnplanfräsen, auf das die Maschine schon eingerichtet ist, bewähren. Von dieser Bearbeitungstechnologie verspricht man sich in speziellen Fällen besonders gute Ergebnisse in bezug auf die Zerspanungs- und Oberflächenqualität.
Der Meßfühler ist neben der Hauptspindel des Fünfachsaggregats angeordnet, wird pneumatisch zugestellt und liefert etwa 20 Messungen je Sekunde. Der Rechner überwacht während der Meßfahrt die Stellung des Meßfühlers. Abweichungen um mehr als 0,03 mm gegenüber dem letzten Meßpunkt führen zum Speichern eines neuen Meßpunkts. Beim Schließen jeder Meßfahrt wird im Hintergrund ein Programm erstellt, das die Konturgeometrie und sämtliche Z-Korrekturen enthält. Da dieses Unterprogramm keinerlei weitere technische Daten enthält, lassen sich beliebige Werkzeuge, Vorschübe usw. abrufen. Dem Nutzer bleibt es überlassen, mehrere Meßfahrten hintereinander mit nachfolgender Bearbeitung auszuführen, üblich ist die bewährte Abarbeitung beider Teilprozesse in einer Aufspannung.
Die von normal 8 kW auf 11 kW verstärkte Hauptspindel ist – dem fünfachsigen Robot-Prinzip entsprechend – um 540° schwenkbar. Der Z-Achsenhub beträgt beachtliche 700 mm, womit sich Würfelmaßhöhen bis 420 mm für Gestellsegmente bearbeiten lassen. Die Spindel nimmt auch Winkelwerkzeugköpfe auf. Das stationäre Kettenmagazin bietet 32 Plätze für Werkzeuge bis 90 mm Durchmesser, bis 160 mm lassen sie sich entsprechend sortiert unterbringen. Unterhalb des Kettenmagazins findet in gesonderter Ablage ein Kreissägeblatt bis max. 450 mm Durchmesser Platz.
Freiformflächen schnell gerüstet
Im CAD-Programm ist ein Laser-Kreuzlicht als Positionierhilfe zum Setzen der Vakuumspannteller enthalten. Es sichert schnellstmögliche Positionierung bei optimaler Werkstückauflage und verhindert Crashs mit dem Werkzeug.
Ein Meßtaster kontrolliert die Position des gegen Anschläge gelegten Werkstücks nach x, y und z. Runde Tischplatten erhalten unterseitig beim Rohformatieren eine zentrische Bohrung, in die – nach Anbringen des Umleimers – ein Positionierstift greift. Ein tragbares Teach-In-Programmierpult ermöglicht die Digitalisierung von Freiformflächen auf der Maschine. Über Computer werden die Meßpunkte interpoliert und direkt der Maschinensteuerung vom Typ BWO – System 900 C – zugänglich gemacht.
Großer Schritt nach vorn
Die gut bestückte, mit einigen wesentlichen Besonderheiten ausgestattete Maschine brachte die Fertigung einen großen Schritt voran. Auch wenn die Metallabteilung für Thonet-Sitzmöbel eine erhebliche Rolle spielt, werden an die Holzverarbeitung gerade mit Blick auf Sonderanfertigungen und geringe Losgrößen bei größter Modellvielfalt erhebliche Ansprüche gestellt. Das neue, bei Auftragsvergabe sehr sorgfältig spezifizierte Bearbeitungszentrum brachte die Sache auf einen guten Weg.
Hansgert Soiné
Teilen:
