Im Rahmen eines Modellversuchs wird in Hamburg und Saarbrücken die Integration eines CNC-Lehrgangs in die Tischler-/Schreinerausbildung getestet. RA Michael Peter, Geschäftsführer der Saarländischen Schreinerinnung, hält dies für einen zukunftsweisenden Weg.
„Der CNC-Technik gehört nicht die Zukunft – sie ist Gegenwart! Es ist daher enorm wichtig, schon die Auszubildenden in der Programmierung und Bedienung der modernen Technologien zu unterweisen“, betont der 20-jährige Schreinerlehrling Frederic Bernhard aus Waldmohr. Er gehört zu den zwölf Teilnehmern, die im Sommer 2011 ihre Gesellenprüfung absolvierten und zuvor auf freiwilliger Basis an einem einwöchigen CNC-Kurs in der überbetrieblichen Lehrwerkstatt in Saarbrücken-Von der Heydt teilgenommen hatten. Für Philipp Weiskircher, der bereits erste Erfahrungen an einem Bearbeitungszentrum in seinem Ausbildungsbetrieb gesammelt hat und Yvon Spreier, die fast tagtäglich mit der CNC-Technik bei der Bearbeitung von Küchenmöbeln konfrontiert ist, wird durch die Vermittlung von modernen Techniken der Ausbildungsberuf des Schreiners wesentlich interessanter und attraktiver.
Unter der Anleitung von Schreinermeister Alexander Schimetzky wurden zunächst die Grundlagen vermittelt, bevor jeder Teilnehmer das Erlernte am Bearbeitungszentrum umsetzte. Ein überschaubares Kleinmöbel in Plattenbauweise ließ die erstellten Planungsaufgaben Wirklichkeit werden.
Der Lehrgang im Mai dieses Jahres war der erste Schritt im Rahmen des Modellversuches „CNC-Technik im Tischlerhandwerk“ in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). „Die Ausstattung unserer Schulungsstätte ermöglicht eine zeitgemäße und praxisgerechte Unterweisung auf aktuellem technologischem Stand. Ein Schulungsraum mit zwölf PC-Arbeitsplätzen zur werkstattorientierten Programmierung steht ebenso zur Verfügung, wie ein Bearbeitungszentrum der Firma Homag. Das bietet beste Voraussetzungen für eine entsprechende Schulung. Unser Ziel ist es, die Tischlerausbildung durch die Einführung eines überbetrieblichen Lehrgangs zum Bereich CNC-Technik inhaltlich zu verbessern.
Modellversuch in Hamburg und Saarbrücken
Das Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik in Hannover hat gemeinsam mit dem Bundesinnungsverband einen Unterweisungs- und Durchschnittskostenplan für die Einführung eines CNC-Lehrgangs entwickelt. Dieser Lehrgang wird im Rahmen eines Modellversuches nun in Hamburg und Saarbrücken durchgeführt. Der auf 1,5 Jahre angelegte Modellversuch, soll anschließend evaluiert und, sofern erfolgreich, in die Regelförderung übernommen werden.
Um das Vorhaben auf eine koordinierte Basis zu stellen, stimmten der Tischlerverband Hamburg (mit einer CNC-Werkstatt in der Gewerbeschule) und der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar (mit eigenem Ausbildungszentrum in Von der Heydt) den Inhalt, Umfang und Kostenrahmen ab. Allein diese beiden Einrichtungen sind autorisiert, das Modellprojekt durchzuführen.
Konkret beschloss die Mitgliederversammlung der saarländischen Schreinerinnung, von neun Wochen überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung im Tischlerhandwerk solle eine Woche nicht mehr zum Erlernen von traditionellen Holzverbindungen verwendet, sondern zur Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen im Bereich CNC-Technik genutzt werden.
Es gibt durchaus unterschiedliche Ausgangslagen in den verschiedenen Bundesländern und Regionen hinsichtlich Berufsschule, überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung oder Umsetzung des Berufsgrundschuljahres. Trotz Berücksichtigung der jeweiligen eigenen Ressourcen und Möglichkeiten kann es nicht sein, dass die generelle Ablehnung eines verbindlichen Lehrgangs notwendige und zukunftsorientierte Entwicklungen in anderen Regionen schlicht verhindert. Generell bietet das Handwerk als Bildungsträger mit einem verbindlichen Kursangebot die größte Gewähr für eine umfassende und gute Integration der C-Techniken in die Schreinerausbildung. (RA Michael Peter, Geschäftsführer der Saarländischen Schreinerinnung) ■
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