Deutsch, italienisch, englisch und norwegisch waren die erforderlichen Sprachen bei der Umsetzung eines Treppenbauprojektes bei einem Neubau in Alassio am Golf von Genua in Ligurien. Der Bauherr ist Engländer, die Bauherrin kommt aus Pakistan, der Architekt ist Norweger, der Bauleiter vor Ort ist Italiener und der Treppenbauer Johannes Wunsch kommt aus dem Schwarzwald.
Hoch über der Bucht von Andora, auf einem Olivenhain mit traumhaftem Blick auf das Mittelmeer liegt die moderne Villa, für die der Architekt eine Faltwerktreppe in amerikanisch Nussbaum vorgesehen hatte. Das Internet knüpfte die Verbindungen quer durch Europa. Der Architekt in Stavanger / Norwegen fand auf der Website der Firma Wunsch-Treppen im Schwarzwald genau das, was er sich vorgestellt hatte. Es folgte ein reger E-Mail-Verkehr mit Austausch von Fotos und CAD-Zeichnungen, bis man sich auf die genaue Ausführung geeinigt hatte. Ohne persönliche Begegnung, nur über Tastaturen und Bildschirme wurden die verschiedenen Wünsche und Anforderungen zusammengefügt. Nach dem Ende der virtuellen Vorarbeiten war dann die reale Begegnung bei der Montage umso würziger.
Die italienischen Handwerker auf der Baustelle waren von ungewöhnlicher Freundlichkeit und Kooperationsbereitschaft. Muss man sich auf einer deutschen Baustelle oft erst einmal förmlich zum Einbauort durchkämpfen, wurde man von den italienischen Kollegen zuerst mal mit dem obligatorischen Espresso begrüßt. Schaut man den Gipsern bei der Arbeit zu, hat man den Eindruck einer Verdi-Oper beizuwohnen. Aus allen Räumen schallen Gesangsdarbietungen. Die italienische Sprache benutzt das Wort „Artigiano“ sowohl für den Begriff des Handwerkers als auch des Künstlers und genauso ist auch das Selbstverständnis auf der Baustelle. Dennoch wird ernsthaft und zielorientiert gearbeitet.
Johannes Wunsch war früher viel im Ausland unterwegs: „Es ist ein enormer Vorteil, dass ich englisch, französisch, spanisch und ein wenig italienisch spreche.“ Systematisch betreibt er die Auslandsaquise allerdings keineswegs. „Das war ein Zufallstreffer.“ Selbst wenn er seine Homepage ins Englische übersetzen ließe, rechnet er nicht mit großer Resonanz. „Ich habe auch schon auf russisch in einem life style Magazin inseriert. Aber dabei ist nichts herausgekommen. Generell glaube ich zwar schon, dass es enorme Marktchancen für hochwertige Handwerksarbeit im Ausland gibt. Aber eine Marktoffensive ist sicherlich ganz schön aufwändig. Mehr oder weniger bleibt es deshalb wohl Zufall.“
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