Als Stadt der Chöre hat Frankfurt eine stolze, bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition. Fast ebenso lang und fortwährend war die Raumnot der vier großen Frankfurter Chöre. Die Sänger mussten unter unzumutbaren Bedingungen üben – meist in Räumen, die ganz anderen Zwecken dienten. Seit Juni dieses Jahres sind jetzt bessere Zeiten angebrochen: Die Frankfurter Chöre haben mitten im Herzen von Frankfurt ein eigenes Haus für ihre Proben erbauen lassen. Das 450 m² große, einstöckige Gebäude hat neben einem kleinen Foyer und einem Aufnahmeraum eigentlich nur einen Raum – einen sehr schönen Übungsraum für maximal 130 Sänger. Der Chorraum wird durch die konvex geformten Wände und die geschwungene Decke bestimmt – Blickfang und Highlight ist jedoch die rote Wand vor der Glasfassade, die dem sonst schlichten Raum seinen Charakter gibt. Harmonisch und sehr gefühlvoll haben Architekt und Innenausbauer hier zusammen gearbeitet und in der gläsernen Fassade eine rote, konkav geschwungene Wand eingestellt, so dass sich ein komplementärer Kontrast zwischen dem Grün draußen und der roten Wand ergibt. Dabei hat der Architekt die Sprossenabstände der Fassade aufgenommen und diese mit den Nuten an der Wand thematisch weitergeführt. Die holzverkleidete, mit rotem Nextellack lackierte Wand soll die Blicke auf den Dirigenten fokussieren, aber gleichzeitig die Sicht zum Park offen lassen. Des Weiteren dient sie zur Schallreflektion, beinhaltet aber auch die gesamte Klima- und Lüftungstechnik. Der scheinbar kantige Baukörper erfüllt die Anforderungen der Raumakustik auf einfache Art: durch die zwei konvex geformten Außenwände und die konkav gebogene, rote Holzwand in der Fassade. So werden parallele Flächen im Chorraum vermieden – eine ideale Bedingung für eine gute Raumakustik, die damit ohne aufwändige technische Hilfsmittel zu erreichen ist. Die Ausgestaltung des Innenraumes konnte daher mit wenigen schalltechnischen Eingriffen erfolgen. Die unterschiedlichen akustischen Bedürfnisse können mit beweglichen Schallreflektoren entsprechend angepasst werden. Akkurat und clever gelöst ist auch die Trennung zwischen dem kleinen Foyer und dem Saal. Die tragende Wand aus Beton erhielt im Abstand von rund einem Meter eine zweite Leichtbauwand, so dass sich eine sehr gute Schalldämmung zum Foyer ergibt. In den Zwischenräumen sind alle wichtigen haustechnischen Installationen untergebracht. Ebenso sind hier eine Garderobe und kleine Räume integriert, wo vor allem die Noten und Notenbücher der Chöre auf einfachen Regalen aufbewahrt und hinterlegt werden. Die Betonwand erhielt eine Wandverkleidung aus Holz, die fast bis unter die Decke reicht. Die Türen sind in der Wandverkleidung flächenbündig und ohne Rahmen eingesetzt. Trotzdem lassen sie sich um 180° öffnen und geben so den ungehinderten Zutritt in diese kleinen, begehbaren Notenschränke frei. (wp)
Planung, Architektur:
Wolfgang Ott Dipl.-Ing. Architekt BDA 61476 Kronberg
Ausführung:
Rabe Innenausbau GmbH
35117 Simtshausen
Bildnachweis:
BM-Fotos: Frank Herrmann
70771 Leinfelden
und Achim Reissner
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