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Der Netzwerk-Knüpfer

Tischlerei Vielstädte – Fachbetrieb für historische Gebäude
Der Netzwerk-Knüpfer

Als Mitte März die Tischlerei Vielstädte vom Tischlerhandwerksverband Niedersachsen/Bremen als Beste des Jahres ausgezeichnet wurde, hieß es in der Jurybegründung, der Unternehmer hätte sich überzeugend im Denkmalschutz profiliert und spezialisiert. Das ist richtig. Ganz wesentlich zeichnet den Tischlermeister aber auch seine Fähigkeit aus, sich überall einzumischen und dies gewinnbringend zu nutzen.

Um die Tischlerei zu finden, braucht man fast schon eine Navigationshilfe oder einen ortskundigen Beifahrer. Im sehr ländlichen Umfeld von Osnabrück liegt die Tischlerei, die neben der Landstraße wie aus dem nichts auftaucht. Wie kommt da der Kunde darauf, dass er hier seine alten Fenster und Türen restaurieren lassen kann oder originalgetreue und stilechte Neuanfertigungen erhält? Woher weiß er, dass gerade hier mit einer fachmännischen Beratung und Abwicklung zu rechnen ist? Fest steht, die Kunden kommen – oder andersrum gesagt, der Vielstädte kommt zu den Kunden.

Der 43-jährige vierfache Familienvater ist wie seine Frau gebürtiger Bielefelder. Er hatte sich vor zehn Jahren nach einer Möglichkeit umgesehen, einen Betrieb zu übernehmen. Und die gab es in Ostercappeln. Sein Vorgänger wollte aus Altersgründen aufhören und verpachtete seinen alten Betrieb. Irgendwann hat Vielstädte ihn dann ganz übernommen.
Gestartet wurde mit kleinem Budget und kleiner Mannschaft (ein Geselle). Zug um Zug wurde die Unternehmung substanziell erweitert. Einen großen Investitionsschub gab es vor vier Jahren, als in einen neuen Hallenbau investiert wurde. Das Fachwerkhaus, in dem vorher die Werkstatt untergebracht war, platzte aus allen Nähten. Der neue, repräsentative und offene Neubau steht direkt neben der Landstraße. „Die Autos fahren hier jetzt besonders langsam und schauen, was wir gerade in der Werkstatt treiben“, erzählt Vielstädte begeistert. Nun plant er noch eine Kalthalle als Pufferzone und für die optimale Beladung der Fahrzeuge.
Aber auch seine Verantwortung ist gewachsen: Er beschäftigt gegenwärtig insgesamt 11 Mitarbeiter inklusive 2 Meister.
Öffentlichkeitsarbeit verinnerlicht
Bemerkenswert ist seine Agilität: Er lässt keine Möglichkeit aus, in die Öffentlichkeit zu treten: Arbeit in der Innung (als stellv. Obermeister) und Kreishandwerkerschaft (als stellv. Vorstand) sieht er als Selbstverständlichkeit an. Außerdem „treffe ich sonst keinen Bundestagsabgeordneten“, meint er mit schmunzelndem Gesichtsausdruck. Ganz nebenbei findet er dann auch noch Zeit, sich als Ehrenrichter zu betätigen.
Und auch zu den Behörden pflegt er rege und intensive Beziehungen. Dabei wirkt seine „Öffentlichkeitsarbeit“ nicht anbiedernd oder gewollt. Vielstädte ist vielmehr einer, der sich gerne einmischt. Nebenbei ist er begeistert von seiner Sache und möchte dies auch mitteilen. Und warum sollten nicht alle auch erfahren, dass er eine Menge zu bieten hat. Infolgedessen pflegt er beispielsweise enge Kontakte zur Landesdenkmalschutzbehörde. Mit denen hat er sogar im Teamwork ein historisches Fenster („Ruderstangenfenster“) entwickelt, das historische Optik mit neuer Technik vereint. Und dort in der Behörde ist auch gewährleistet, dass Besitzer denkmalgeschützter Gebäude auf ihn aufmerksam werden: Prospekte und Flyer sind „zum Greifen“ nah. Auch sein LKW steht schon mal mit fest installiertem Prospekthalter samt Inhalt an Stellen mit reichlich Publikumsverkehr (z. B. Stadtfeste).
Die Bank ist sein bester Geschäftspartner
Auch die Bank ist in allen Unternehmensangelegenheiten mit eingebunden. Und wenn es etwas zu feiern gibt ist ein Vertreter der Bank immer anwesend. Der Kunde kann sich im Büro gleich mittels Flyer über das Darlehensangebot für Modernisierer und Renovierer informieren. Für ihn ist die Bank eben sein bester Geschäftspartner. Berührungsängste auch hier Fehlanzeige. Folgerichtig ist auch das Geldinstitut entsprechend zugänglich.
Kooperationsschöpfer im Denkmalschutz
Dazu ist er Initiator des „Kompetenzverbundes Denkmalschutz“, innerhalb dessen sich acht Gewerke übergreifende Unternehmen von der Zimmerei bis zum Klempner zu einer Kooperation zusammengeschlossen haben. Der Kunde soll hier alles aus einer Hand und perfekt aufeinander abgestimmt erhalten. Logischerweise profitieren die einzelnen Unternehmen von den PR-Aktivitäten des Verbundes und vom „Weitersagen“ in den anderen Betrieben. Übrigens: Der Verbund ist keine geschlossene Gesellschaft. Wer mitmachen möchte und ins Team passt, ist herzlich willkommen.
Auch sonst ist Vielstädte immer offen für neue Beziehungen: Andere Schreiner könnten von seiner Kompetenz und seinen Produkten profitieren. Damit kommen beide dann ins Haus der Kunden. Nichts hält er davon, sein Know-how im Denkmalschutz zu konservieren. Und ein Spezialist kann gleichzeitig kein Generalist sein. Deshalb sagt er deutlich, was er nicht kann und nicht machen will. Z. B. Kunststofffenster. Sollte er dennoch mal in die Verlegenheit kommen, die anbieten zu müssen, vergibt er den Auftrag gleich an einen Kollegen.
Was er mit seinem Team kann, ist in der Tischlerei aktuell zu sehen: Bei einem Gang durch die Werkstatt fällt gleich ein besonders antikes Stück auf: Ein Eingangsportal von 1860 wird gerade aufgearbeitet. Das sieht nachher nicht wieder wie neu aus, sondern wird im denkmalpflegerischen Sinne überarbeitet und in der Substanz bewahrt. Das Holz für die Ersatzstücke hat erstklassige Qualität „die sich bezahlt macht“: Es ist Mondphasengerecht geschlagen, der Schlagtermin des Baumes und die Ortsangabe, wo der Baum gestanden hat, ist Vielstädte bekannt. Die Haustür wird nach der Restaurierung zu seinem Einsatzort – hier ist es Nürburg in der Eifel – zurückgebracht und der ortsansässige Tischler baut sie dann wieder ein. Innerhalb der Auftragsabwicklung im Betrieb begleitet das gute Stück ein Laufzettel, auf dem alle relevanten Daten eingetragen werden. Wenn es dann zu Reklamationen kommt, lässt sich immer zurückverfolgen, woran es gelegen hat.
Volle Kostenkontrolle
Auffallend ist auch, dass an den jeweiligen Arbeitsplätzen immer ein Bildschirm und eine Tastatur zu finden ist. Damit loggen sich die Mitarbeiter morgens in das System ein und geben an, für welchen Auftrag sie gerade arbeiten und welchen Arbeitsschritt sie vollziehen. Beispielsweise wird bei der Fensterherstellung der Arbeitsaufwand in die einzelnen Kostenstellen (Kanteln fälzen, Verbindungen herstellen, Verleimen, …) aufgeteilt und von Vielstädte dann aufs Jahr und auf die Mitarbeiter ausgewertet. „Ich hab da unheimlich Spaß dran“, erklärt er seine erstaunliche Akribie. Und Schwarz auf Weiß erkennt er dann, wo das Fenster am teuersten ist. Er weiß so z. B., dass der altertümliche Zapfenschläger sich immer noch rentiert bzw., dass eine Investition sich hier nicht deutlich positiv in der Produktivität auswirken würde.
Auch die Entlohnung der Mitarbeiter passt sich der transparent gewordenen Produktivität an. Es wird sichtbar, ob der Einzelne viele Bereiche selbstständig erledigt. Dementsprechend wird dies in der Lohntüte berücksichtigt. Und Schwächephasen und Spitzenzeiten können mit der dynamischen Zeiterfassung noch besser ausgeglichen werden. Auch sonst ist er ein genauer Beobachter: „Ich gehe mehrmals am Tag durch die Werkstatt und mir fällt immer etwas auf, was zu verbessern wäre.“ Als ein Mitarbeiter mit der Rahmenpresse Fenster verleimte, wurden einige kleine Handgriffe und Arbeitsabläufe umgestellt. Das Ergebnis: Der Arbeitsschritt wurde von 14 auf 9 min verkürzt. Viele Denkanstöße hat er auf den Seminaren der Innung mitbekommen (z. B. beim Seminar „Tatort Bankraum – Rationalisierungspotenziale bei der Handarbeit“). So ist in der Werkstatt alles mobil auf Rädern – auch die Werkzeugschränke der Mitarbeiter. Überall findet man kleine Helfer, die die einfachen Arbeiten noch einfacher machen sollen. Ein von ihm entwickeltes Regalsystem für die Fensterkanteln sorgt für Ordnung und Systematik während der Fensterfertigung. Wenn mal weniger los ist, wird mit der Längsschnittsäge (Modell von Irion; Vielstädte: „Die habe ich ganz günstig bekommen und die hat sich schon toll rentiert“) der Fensterkantelvorrat aufgefüllt.
Optimierungen der Arbeitsabläufe macht er aber immer mit Mitarbeitern zusammen, „damit die genauso motiviert werden, etwas zu verbessern“. Mitarbeiter nehmen auch an den Schulungen teil und die ganze Mannschaft fährt zusammen als Betriebsausflug zur Ligna+, um Neues zu entdecken und Teamgeist zu spüren.
Auslastung bis Oktober 2006
Eine verblüffende Antwort kommt auf die Frage nach dem Auftragsbestand: „Bis in den Herbst nächsten Jahres hinein haben wir gut zu tun“, verrät Vielstädte nicht minder stolz. Dies sei vor allem durch einen Großauftrag des Fernmeldeamts Oldenburg gewährleistet. Auch hier nutzte er seine Erfahrung und sein Talent in Sachen Selbstdarstellung: „Die hatten darum gebeten, ein Musterfenster – also ein Restaurierungsbeispiel – zu fertigen“, erläutert er. Das Angebot sollte mit einer Dokumentation abgegeben werden; der Arbeitsaufwand beim Beispielfenster wurde auf Stundennachweis komplett bezahlt. „Ich weiß wie man so etwas macht, das habe ich in Fulda bei der Schulung zum „Fachbetrieb für historische Fenster gelernt.“
Nun hat er den Großauftrag bekommen, was den Betrieb in nächster Zeit zu 80 Prozent auslasten wird. Doch die Hände in den Schoß legen würde er bei diesen beruhigenden Aussichten auch nicht: „Schließlich arbeiten wir in einem Metier, in dem der Bauherr freundlich gestimmt ist und es ihm nur an der Beratung fehlt.“ Für Vielstädte gibt es keine unangenehmen Verkaufsgespräche: „Ich teile den Kunden im Gespräch das Produkt mit, nicht den Preis. Der wird nebensächlich.“
Daniel Mund
Kontakt:
Tischlerei Vielstädte
49179 Ostercappeln
Tel 05473 8592
www.kompetenzverbund- denkmalschutz.de

‚‚ Ich teile den Kunden im Gespräch das Produkt mit, nicht den Preis. Der wird nebensächlich. ‘‘
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