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Die Alleskönner

Berufsbild „Meister / Meisterin“
Die Alleskönner

Selbstständig und unabhängig sein, ein Unternehmen leiten, eigene Ideen verwirklichen, Mitarbeiter führen, Lehrlinge ausbilden – das sind die vielfältigen Aufgaben von Schreinermeistern und -meisterinnen im eigenen Betrieb. Alternativ zur Selbstständigkeit übernehmen Schreinermeister als Angestellte in größeren Betrieben anspruchs- und verantwortungsvolle Positionen.

In früheren Zeiten zeichnete sich ein Meister vor allem durch hervorragende fachliche Fähigkeiten aus – als „Meister seines Faches“ eben. Das hat sich erheblich verändert. Die Anforderungen an die Fach- und Führungskräfte im Schreinerhandwerk sind aufgrund technischer, struktureller und wirtschaftlicher Veränderungen ständig gestiegen. Natürlich ist eine hohe Fachkompetenz nach wie vor unabdingbar. Doch ebenso wichtig sind heute ausgeprägte Managerfähigkeiten, um die vielfältigen Anforderungen bewältigen zu können. Und die bestehen auch in kleineren Betrieben nicht mehr vorrangig darin, selbst in der Produktion zu arbeiten.

Im Mittelpunkt der Arbeit steht heutzutage der Kunde. Zur perfekten Kundenorientierung gehören ein gutes Marketing und eine reibungslose Auftragsabwicklung, aber auch ein funktionierendes Beschwerdemanagement.
Der Meister als Betriebsmanager trifft strategische und operative Entscheidungen. Er ist verantwortlich für den gesamten Ablauf der Fertigung – von der Auftragsannahme bis zur Lieferung. Zu den Führungsaufgaben und Verantwortlichkeiten gehören außerdem der Einsatz der Mitarbeiter, deren Fort- und Weiterbildung sowie die Berufsausbildung von Auszubildenden. Weil es sich um solch ein breites Tätigkeitsfeld handelt, müssen Meister einzelne Aufgaben an Mitarbeiter delegieren können – „Alleinherrschaftsansprüche“ sind fehl am Platz.
Was macht ein Meister?
Die Tätigkeitsfelder eines Meisters variieren je nach Größe des Betriebs und dessen Spezialisierung (Möbel, Innenausbau, Türen, Fenster, Treppen oder andere Bereiche). Die Tätigkeiten umfassen vor allem:
  • Mit Kunden, Lieferanten und Behörden sprechen
  • Marketing, Kundenaquise
  • Personalplanung, Personalentwicklung (Weiterbildung), Einstellen neuer Mitarbeiter
  • Kostenvoranschläge erstellen
  • Arbeiten planen, organisieren und steuern
  • Holzbedarf und Fertigungszeiten berechnen
  • Hölzer, Holzwerkstoffe und weitere Materialien, Hilfsmittel, Werkzeuge, Maschinen und Anlagen auswählen und kaufen
  • Entwurfsskizzen und Präsentationen für Kunden
  • Einstellungen von Maschinen prüfen und kontrollieren
  • Oberflächenbehandlungen festlegen
  • Qualitätskontrolle
  • Fachliche Unterstützung und Anleitung der Mitarbeiter
  • Kosten und Termine überwachen
  • Selbst ausbilden, bzw. die Mitarbeiter anleiten, die Ausbildungsaufgaben übernehmen.
Wer taugt zum Meister?
Unternehmerische Qualitäten wie Führungsfähigkeit, Weitblick, Mut zum Risiko, hoher Arbeitseinsatz und viel Engagement sind wesentliche Voraussetzungen für diesen Beruf. Schreinermeister müssen über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen, Organisationstalent mitbringen und Freude am Umgang mit Menschen haben. Sie sollten offen für Neues sein und in der Lage, Marktnischen zu erkennen und zu nutzen.
Ohne den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie ist ein Schrei- nerbetrieb im Wettbewerb verloren. Angehende Meister sollten sicher im Umgang mit dem Computer sein und bereits Grundkenntnisse in unterschiedlichen Anwendungen wie Branchensoftware, CAD, CNC und Präsentationssoftware besitzen und das Internet sinnvoll nutzen können.
Zulassungsvoraussetzung ist mindestens ein Hauptschulabschluss zusammen mit einer erfolgreich abgeschlossenen, beruflichen Erstausbildung als Schreiner. Die letztes Jahr in Kraft getretene neue Handwerksordnung verzichtet auf den bisher zweijährigen Tätigkeitsnachweis. Zu empfehlen ist die mehrjährige Tätigkeit als Geselle jedoch unbedingt.
Was lernt ein Meister?
Die Weiterbildung zum Meister ist eine wichtige Voraussetzung zur Sicherung der beruflichen Zukunft und bleibt eines der stärksten Karrierekonzepte. Auch nach der neuen Handwerksordnung ist im Schreinerhandwerk der Meisterbrief Voraussetzung für das Führen eines Betriebes. Ziel der Ausbildung ist die qualifizierte Vorbereitung auf eine Führungsfunktion oder die Selbstständigkeit im Schreinerhandwerk.
Die Meisterprüfung besteht aus vier Teilen, wobei die Teile I und II berufsspezifisch (Teil I: Fachpraxis, Teil II: Fachtheorie) und die Teile III und IV berufsübergreifend sind ( Teil III: betriebswirtschaftliche, kaufmännische und rechtliche Kenntnisse, Teil IV: berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse).
Das Fächerangebot zur Meisterausbildung umfasst allgemeinbildende und fachbezogene Fächer. Das Qualifikationsprofil der Meisterschulen ist unterschiedlich ausgerichtet und setzt mehr oder weniger stark auf die Schwerpunkte Betriebswirtschaft, Fertigungstechnik oder Gestaltung. Interessenten sollten sich also die Stundentafeln der jeweiligen Schulen genau anschauen. Zu den Pflichtfächern kommen je nach Ausrichtung und Profil der Weiterbildungseinrichtung Wahlpflicht- und Wahlangebote wie beispielsweise Marketing, Vorrichtungsbau, Darstellungstechnik, Restaurierung von Möbeln u. ä.
Eine neue Meisterprüfungsverordnung ist in Vorbereitung. Sie berücksichtigt die gestiegenen Anforderungen an Meister in der Funktion als Unternehmer. Nach der neuen Meisterprüfungsverordnung sollen künftige Meister zeigen, dass er oder sie
  • einen Handwerksbetrieb selbstständig führen,
  • Leitungsaufgaben in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft, Personalführung und -entwicklung wahrnehmen und
  • berufliche Handlungskompetenz selbstständig an neue Bedarfslagen in diesen Bereichen anpassen und umsetzen kann.
Die erfolgreich abgelegte Meisterprüfung vor einem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer berechtigt mit dem Meisterbrief zur Führung eines Betriebes und zur Ausbildung von Lehrlingen. Dazu kommt der Gewinn an Prestige, wenn er sich Meisterbetrieb nennen kann.
Von Verbänden und Kammern wird angestrebt, dass die erfolgreich abgelegte Meisterprüfung zukünftig zum fachbezogenen Hochschulzugang berechtigt, um so die Gleichberechtigung allgemeiner und beruflicher Bildung voran zu treiben.
Das Ablegen der Meisterprüfung ist eine Sache, die umfassende Vorbereitung und Ausbildung ist eine andere. Von entscheidender Bedeutung ist die Auswahl der richtigen Ausbildungsstätte. Die Meistervorbereitungskurse der Handwerkskammern haben einen geringeren Zeitumfang und vermitteln in erster Linie den für die Meisterprüfung erforderlichen Stoff. Fachschulen, mit bis zu drei Semestern Ausbildungszeit haben die Möglichkeit, stärker in die Tiefe zu gehen und damit erheblich umfangreichere Qualifikationen zu vermitteln. Dabei ist die Vorbereitung auf die Meisterprüfung eher ein nützlicher „Nebeneffekt“. Es ist deshalb unbedingt empfehlenswert, die einzelnen Bildungsangebote miteinander zu vergleichen, um das passende Angebot zu finden.
Wo arbeitet ein Meister?
Für die Absolventen gibt es je nach Neigung und Begabung verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Neben der Existenzgründung beziehungsweise der Übernahme des elterlichen Betriebes steht die Tätigkeit als angestellter Meister. Sie umfasst ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, wie zum Beispiel Betriebs- oder Abteilungsleiter, Geschäftsführer, Fertigungsleiter, Qualitätsbeauftragter oder Leiter der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Meister können als Ausbildungsmeister in Umschulungseinrichtungen arbeiten oder nach entsprechender pädagogischer Fortbildung als Fachlehrer in beruflichen Schulen.
Die Verdienstmöglichkeiten im Angestelltenverhältnis sind unterschiedlich und hängen von den speziellen Qualifikationen, der Berufserfahrung und der Art der Tätigkeit ab. Die Einkommen variieren überdies je nach Region. Neben die Grundvergütung treten zunehmend auch leistungsabhängige und damit variable Gehaltsbestandteile.
Wolfgang Werning

Ziele haben

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Wolfram Siebenhütter mag seinen Beruf: Schreinermeister sein sei kreativ und vielseitig, meint er. Immer wieder gibt es Neues und Herausforderndes. Die größte Herausforderung sei; bei Kundenwünschen Form und Funktion in Einklang zu bringen. Siebenhütter fertigt in seinem eigenen Unternehmen im bayerischen Egling an der Paar, südlich von Augsburg, seit 1992 ausgefallene Möbel und vieles mehr. Der 41-Jährige schätzt die intensive Beziehung zu den Kunden, weiß aber auch von Schwierigkeiten zu berichten: „Es gibt Kunden, die wissen überhaupt nicht, was ihnen gefallen könnte.“
Angehenden Schreinermeistern rät er etwas, das für viele Dinge im Leben gilt: „Man muss Ziele haben und sie nie aus den Augen verlieren.“

Damit die Richtung stimmt

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Robert Müller führt seit fünf Jahren selbstständig eine Schreinerei mit 12 Mitarbeitern in Augsburg. Ein besonderes Faible hat er für die Altbausanierung. Aber auch alle Arbeiten der klassischen Bau- und Möbelschreinerei, Trockenbau und im kleinen Stil auch die Zimmerei gehören zum Repertoire. „Unsere Stärke ist die Abwicklung kompletter Leistungen aus einer Hand, auch mit angrenzenden Gewerken.“ Robert Müller: „Bei mir als Geschäftsführer laufen die Fäden zusammen. Auch wenn meine Mitarbeiter im Team weitestgehend selbstständig arbeiten, so muss doch einer schauen, dass die Richtung stimmt.“ Auch die Kundenberatung und Akquisition von Aufträgen, die Durchführung von Marketing-Aktionen, vor allem jedoch die betriebswirtschaftliche und kalkulatorische Führung liegt in seiner Hand. „Es gibt keine Tätigkeit, vor der ich verschont bleibe, aber das würde ich auch gar nicht wollen.“ Müller ist Schreinermeister geworden, weil er Verantwortung übernehmen und Projekte voranbringen wollte. Viel Wissen hat er schon von der Meisterschule in Garmisch mitgenommen. Vieles hat er sich im Laufe der Zeit zusätzlich angeeignet. „Die größte Herausforderung ist, alle Mitspieler meiner Firma, nämlich Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Dienstleister, bei guter Laune zu halten. Ich habe ein Top-Team und alle sind mit Spaß dabei. Mir gefällt, dass ich mein Unternehmen selbst – aber stets in Einklang mit meinem Team – gestalten kann.“

Flexibilität ist gefragt

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Thomas Appenfelder arbeitet projektbezogen für Kollegen – von der Arbeitsvorbereitung über die Fertigung in der Werkstatt bis hin zur Montage. Seit der 42-Jährige sich im Jahr 2003 mit seinem Dienstleistungsunternehmen selbstständig gemacht hat, lernte er nun schon die unterschiedlichsten Werkstätten mit ihren verschiedenen Produktionsabläufen kennen. Er liebt das genauso wie es ihm Freude bereitet, immer wieder Bekanntschaft mit neuen Kollegen zu schließen. Auch gegen die flexiblen Arbeitszeiten hat er nichts einzuwenden. So sehr Thomas Appenfelder aber die Spontanität und Flexibilität des Selbstständigseins genießt, muss er doch zugeben: „Ein klarer Nachteil ist das unregelmäßige, unkalkulierbare Einkommen.“ Er hatte sich 1998 entschlossen, die Meisterschule Ebern in 1,5 Jahren Vollzeit zu absolvieren. Motivation war von vornherein, die Möglichkeit sich selbstständig zu machen. Auch interessierten ihn die Arbeitsfelder hinter der Werkstatt, also Kundenberatung, Kalkulation, Vertretergespräche …
Angehenden Schreinermeistern rät er: „Der Arbeitsmarkt und die bisherigen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Flexibilität, Eigeninitiative und die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung die Zukunft im Handwerk sein wird.”

Im Auftrag der Kunden

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Sabine Zöller ist einstmals Schreinermeisterin geworden, um sich die formale Basis zu schaffen, einen Betrieb eröffnen und führen zu können. „Aber das spielt heute keine Rolle mehr“, sagt sie. „Zwar hatte auch das Selbst-in-der-Werkstatt-Fertigen früher seinen Reiz, aber inzwischen bin ich im Auftrag meiner Kunden unterwegs.“ Ihr 2001 gegründetes Unternehmen hat zwei Tätigkeitsschwerpunkte: In „linea nova. neue räume. entwurf und organisation“ kreiert Sabine Zöller Wohnräume, die dem persönlichen Wohngefühl der Kunden und Kundinnen entsprechen. Sie entwirft Möbel, Wohneinrichtungen und Badezimmer, die dann von Kooperartionspartnern gefertigt werden. Auch Umbauten werden vom Entwurf bis zur Realisierung von ihr betreut, wobei sie ein besonderes Augenmerk auf die Koordination der verschiedenen Gewerke richtet.
Außerdem berät Sabine Zöller Schreinereien bezüglich Kundenkommunikation und Kundenbindung. Auch in Workshops und Vorträgen informiert sie im Auftrag von Verbänden und Handwerkskammern rund um diese und andere Themen, wie „Die Frau als Kundin“, „Kundengruppe barrierefrei einrichten“, „Marketing für gesundes Wohnen“ usw.
Angehende Schreinermeister, meint die Fürsprecherin in Sachen Kundenbindung, sollten sich gut überlegen, ob sie für ihre Kunden und Kundinnen wirklich den roten Teppich ausrollen wollen. „Das ist unabdingbar für den langfristigen Erfolg.“
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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