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Die hohe Kunst des Fügens

Reinhold Stoll fertigt feine Möbelobjekte mit hohem handwerklichen Anspruch
Die hohe Kunst des Fügens

Zu allen Zeiten wurden Tischler und Schreiner ausgebildet, um den notwendigen Bedarf an Möbeln zu decken: Tische und Stühle, Schränke und Betten, Wiegen und Särge. Dem ein oder anderen war die Herstellung solcher Alltagsgegenstände aber nicht genug. So auch dem Südtiroler Tischler und Gestalter Reinhold Stoll. In seinen poetischen Arbeiten versucht er den Grenzbereich zwischen Handwerk und freier Kunst auszuloten.

Autor: Heinz Fink

IEs gab Zeiten, in denen die Trennung von Handwerk und Kunst nicht existierte: Der Künstler war handwerklich ausgebildet und der Handwerker gestaltete seine Umwelt auf der Basis seines erlernten praktischen Wissens. So gingen Maler und Bildhauer über die Jahrhunderte bei Meistern ihres Faches in die Lehre. Dürer erlernte zuerst den Beruf des Goldschmiedes, Michelangelo begann seine Lehre als Freskomaler, bevor er Bildhauer wurde. Auf der Grundlage ihrer Handwerkslehre starteten beide eine wohlbekannte Karriere als Künstler – ohne die Wurzeln ihrer „handwerklichen“ Herkunft zu leugnen.

Den jungen Südtiroler Tischler Reinhold Stoll trieb es – gleich vielen Vorgängern – nach Lehre und Gesellenzeit in die Ferne. Anfang der 80er-Jahre absolvierte er die Meisterschule für Tischler und Schreiner in Garmisch-Partenkirchen. Fast zehn Jahre später besuchte er dort die Fachakademie für Holz- und Raumgestaltung. Die Abschlussarbeit mit dem Thema „Die Fuge – Das Möbel“ entstand aus der täglichen Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Holz in der heimischen, mit seinem Bruder Alfred geführten Werkstatt in Taisten in Südtirol.
Auf der Basis seiner handwerklichen Ausbildung und einem wachen Auge für die Umwelt und die ihn umgebenden Dinge, entwickelte und perfektionierte er das Prinzip des Fügens von Bauteilen, Materialien und Raumsituationen. Die als Ausstellungskonzept für die eigene Tischlerei gedachte Abschlussarbeit mündete in den folgenden Jahren in der realen Umsetzung der damals theoretisch in Zeichnungen und in Form von Modellen entwickelten Ideen. So fertigte er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder viele der Entwürfe, ergänzt um weitere Möbel, im Maßstab 1:1. Es entstanden eine Vielzahl von sensiblen Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Handwerk und angewandter Kunst.
Sauber gefügt – deutlich getrennt
Die Bedeutung der Fuge als Wort kann dabei, laut Stoll, sehr vielschichtig sein. So kann sie verbindenden Charakter haben, wie zum Beispiel im Fall der Mauerfuge. Hier dient der Mörtel zwischen den Steinen als verbindendes Element zwischen den Steinen in horizontaler und vertikaler Ebene. Im Holzhandwerk spricht man davon, dass Bauteile (zusammen-)gefügt werden, seien es Holzbalken oder Bretter. Das Wort kann aber auch trennende Bedeutung haben: So können Gegenstände auch auch aus den Fugen gehen, das heißt auseinandergeraten, bis hin zur Aussage, dass die Welt aus den Fugen gerät. Aber auch die Fuge als streng aufgebautes Musikstück ist in diesem Kontext zu nennen.
All diese Aspekte waren und sind für Stoll Inspiration und Leitfaden bei der Gestaltung seiner Arbeiten. So sind im Laufe der Jahre verschiedenste freie Arbeiten entstanden. Mal wird ein in viele Schichten zerlegtes Tongefäß von einem feingliedrigen Holzgestell getragen. Es umhüllt und schützt dieses und ermöglicht dennoch durch herausziehbare Schieberahmen den Einblick ins Innere. Ein andermal trägt ein aufgeschlitztes Gestell kellenartige Behälter, die sich durch seitliches Verschieben öffnen lassen. Auch hier entstehen durch Veränderung immer wieder neue Anmutungen und Einblicke.
Die Fuge als Gestaltungsleitline
Die fortgesetzte Auseinandersetzung mit diesem „Prinzip der Fuge“ als Gestaltungselement fließt aber auch in seine tägliche Arbeiten als Tischlermeister und Gestalter ein. So spiegeln sich auch in seinen Kundenaufträgen die Prinzipien des genauen Fügens, der sensiblen Materialauswahl und das wache Auge des gestaltenden Handwerkers wieder. Mit allen Ecken und Kanten, die eine solche individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt mit sich bringt. I
Reinhold Stoll
39035 Welsberg-Taisten, Italien
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