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Die Mischung macht‘s

Blickfang in Zürich und Wien
Die Mischung macht‘s

Nach der Messe ist vor der Messe, denn die Blickfang-Saison wird immer dichter. Ab nächstem Jahr wird es im deutschsprachigen Raum eine vierte regelmäßige Veranstaltung, jeweils im April, in Basel geben. Zunächst aber wird Stuttgart, vom 12. bis 14. März 2010, wieder Treffpunkt für die Designszene sein. Ein Blick auf die Veranstaltungen in Zürich und Wien zeigt feine Unterschiede, aber vor allem den Erfolg des Messekonzeptes.

Rund 18 500 Besucher kamen im letzten November ins Zürcher Kongresshaus zur Blickfang-Messe und damit wiederum etwas mehr, als im Vorjahr. Einen Monat zuvor feierten auch die Veranstalter in Wien einen neuen Rekord mit 12 800 Messegästen. Und auch Stuttgart hatte in den letzten Jahren stetigen Zuwachs auf zuletzt 19 800 Besucher. Während viele Messeveranstalter gegen sinkende Aussteller- und Besucherzahlen kämpfen, scheinen die Blickfang-Events in einer komfortableren Situation zu sein. „Was bei den Lebensmitteln schon länger eine Rolle spielt, kommt auch zunehmend in andere Produktbereiche. Gefragt sind Produkte, die einen regionalen Bezug haben, eine eigene Geschichte erzählen, das Gegenteil von Massenproduktion sind und so ein bestimmtes Lebensgefühl bedienen“, weiß Dieter Hofmann, Geschäftsführer der Blickfang GmbH. Wo sonst kann man als Kunde direkt mit dem Designer persönlich sprechen und auch Produkte sehen, die es vielleicht nur als Prototpy oder Einzelstück geben wird. Das ist den Blickfangmessen gemein. Aber auch feine Unterschiede hat Hofmann im Lauf der Zeit zwischen den Standorten ausgemacht: „Wien hat einen eigenen Humor mit einer gewissen Selbstironie. Die nehmen sich selbst oft nicht so ernst. Das ist in Zürich weniger, dafür puristisch und qualitätsorientiert.“ Und Stuttgart? „Das liegt irgendwo dazwischen“, so Hofmann. Für die Schweiz sieht Hofmann prozentual das größte Designinteresse, was ein wichtiger Aspekt für die neue Veranstaltung in Basel war. Aber auch für Deutschland wird schon über einen weiteren Standort nachgedacht – wohl Hamburg.

Abbild der bunten Schweiz
Möbel aus Holz. Diese Leidenschaft teilen die beiden schweizerischen Schreiner Heinz Baumann und Markus Hangartner. Für ihre Schreinerei „Möbelmanufaktur“ im Kanton St. Gallen ist die Blickfang die Plattform des Jahres, um neue Entwürfe zu präsentieren. Neben dem pinkfarben gebeizten Hocker „fiore“, fiel „ricco“ auf – ein Wandschränkchen mit zwei Schubladen. Komplett aus massiver Esche, wird die Front aus 25 mm dicken Schichten auf der Bandsäge einzeln in Form gebracht und danach zu einem Block verleimt. Auch der Stand selbst war äußerst farbenfroh. „Ob wir die Möbel in diesen Farben verkaufen werden, weiß ich nicht, aber wir sind damit aufgefallen und zwar positiv“, erklärt Markus Hangartner. Für das Stück „rocko“ hatte Hangartner die alten Profilmesser der Werkstatt vom Staub befreit und den Korpus damit bearbeitet. Das feine Holz des gedämpften Birnbaums mit seiner einmalig kräftigen Farbe kommt durch das großzügige Profil besonders zur Geltung. „Wir wollten das Alte mit dem Neuen verbinden und daraus etwas eigenständiges erschaffen“, so Hangartner. Die Aufmerksamkeit der Besucher gab ihnen Recht. Ob mit oder ohne Farbe, die Aufmerksamkeit war dem Stand sicher.
Ramon Zangger, der Schreiner aus dem Engadin, gehört zu den regelmäßigen Ausstellern der Blickfang in Zürich. Seine Möbel sind meist aus massiver Arve. Das gutmütige Holz mit den fest verwachsenen Ästen, das in Würde altert, hat es ihm angetan. Auch diesmal hatte Zangger neue Entwürfe, die den typisch aromatischen Duft der Arve verbreiten. „Es geht nicht um das Verkaufen auf der Messe, es geht um Markenpflege und darum, zu zeigen: Uns gibt es, wir sind noch da“, sagt Zangger. Er ist einer der eigenwilligsten Vertreter seiner Zunft und – sich treu. „Wenn wir nur den großen Strömungen hinterherlaufen, verlieren wir.“ Zangger meint damit nicht nur Marktanteile, sondern vor allem Vielfalt, Identität und Persönliches. Und genau das zeigt er, etwa mit seinem neuen, aus sägerauer Arve gefertigten Schrank. Auf den ersten Blick von außen verraten nur die eingegrateten Bänder aus Edelstahl, dass es sich bei dem „Kasten“, wie es auf Schweizer Mundart heißt, um etwas Besonderes handelt. Beim Öffnen staunen die Besucher nicht schlecht, wenn die Beleuchtung die als Relief aus dem Material gefrästen und unregelmäßig verteilten Rosetten dem Schrank eine heimelige und künstlerische Aura verleihen. Die Rosetten sind CNC-gefräst, die Spuren des Werkzeuges sind deutlich zu sehen und zu fühlen. Durch den außenliegenden Drehpunkt der auskragenden Bänder haben die Türen einen Öffnungswinkel von 270°. Werden die Türen bis auf die Seitenwände anschlagend geöffnet, erscheint der äußerlich erst derb wirkende Korpus dann fast als Skulptur.
Einen Schrank auf dem Schrank hat die Schreinerei Superform gezeigt. Genauer gesagt, handelt es sich dabei um eine einmalige Handarbeit, gewissermaßen aus Liebe entsprungen. Michael Sax, einer der Inhaber und Geschäftsführer von Superform, hatte für seine Freundin einen Kleiderschrank gebaut. Zunächst stand Michael Sax vor der Frage, wie die Front aussehen soll. Etwas eigenes und einmaliges sollte es schon sein, aber nicht einfach durch ein besonderes Material wirken, sondern vielmehr durch die Idee. Schließlich kam Sax der Gedanke, die Silhouette eines klassischen Schrankes auf die glatte und schlichte Fläche seiner Schrankfront zu bringen. Gedacht, getan: Der Schreiner hat die skizzenhafte Zeichnung anschließend einfach freihand mit der Oberfräse und einem V-Nut-Werkzeug zur Kerbschnitzerei verwandelt. Das mit weißer Grundierfolie beschichtete MDF bekommt so eine einmalige Anwendung und die Freundin ein Unikat. Die Schwierigkeit kam prompt, denn die Idee kam so gut an, dass ein zweites Schrankbild für den Schrank entstand. Jetzt überlegt Sax, ob nicht eine kleine Serie die Geschichte des Schrankbaus erzählen könnte und so eine Reihe von Unikaten entstehen, die zudem noch wirtschaftlich zu produzieren sind.
Internationales Wien
Von den 60 Ausstellern im Bereich Möbel, Leuchten und Wohnaccessoires in Wien, kamen 30 % aus Deutschland. Während die Blickfang in Zürich vor allem eidgenössischen Schreinern und Designern als Plattform dient, ist die Veranstaltung in Wien internationaler ausgerichtet. So war es auch der Deutsche Jan Hormann, der für den Entwurf der Klappwand den Designpreis der Messe gewann. Die Klappwand wurde an der Fachhochschule in Aachen entwickelt und hergestellt. Die Idee ist so naheliegend, wie simpel und praktisch. Die Klappwand ist ein platzsparendes Einbaumöbel aus Wandpaneelen. An einem großflächigen Wandpaneel werden senkrecht und waagrecht angeschlagene Platten mit Scharnieren befestigt. Klappt man eine stehende Fläche aus, kann darauf eine liegend angeschlagene Platte aufgelegt werden. Es entstehen Sitzgelegenheiten und Tische, Regale und Ablagen, die nach Gebrauch einfach wieder an die Wand mittels eingelassenen Magneten angeheftet werden können. Die Fugen zwischen den einzelnen Türen und Klappen bilden ein Muster, das je nach Bedürfnis des Benutzers durch unterschiedliche Einteilung zu einem individuellen Wandbild wird. Bei der Klappwand handelt es sich zunächst um einen Prototyp. Masse, Aufteilung, Materialien und Beschläge sind nicht fix, sondern werden nach Wunsch und Raumsituation vom neu gegründeten Label idmodus geplant.
Seit 20 Jahren konzentriert sich das Bregenzer Unternehmen Moor & Moor beds auf Möbel und Innenausbau. Großvater Mohr war Polsterer, Vater Mohr Schreinermeister, vier der insgesamt sechs Söhne firmieren heute gemeinsam unter dem Label Moor & Moor. Die äußere Form der Massivholz-Betten, wie das Modell «pitch 11», ist kompromisslos schlicht, beim Blick unter die Matratze, offenbart sich dem Betrachter ein interessantes Auflagesystem. Die Massivholzlatten des Rostes sind mittels Druckknöpfen auf einem Elastikkörper fixiert. Der Grad der Federung durch das elastische Material kann je nach Körpergewicht und Vorliebe gewählt werden. Zum Austausch des Auflagers dient ein Reißverschluss. Nach einem ähnlichen Prinzip arbeiten auch andere Bettenhersteller, doch «unser System ist deutlich günstiger», sagt Gestalter Andreas Moor. Der als Winkel ausgeführte Nachttisch lässt sich unter das Bett und über die Matratze schieben, und dient so als Ablagemöglichkeit und Tischchen.
Das österreichische Designstudio Destilat entwickelt Gestaltungskonzepte und arbeitet mit Serienproduzenten von Möbeln zusammen. Gezeigt hat das Unternehmen den neuen Tisch «4 to the floor». Dabei überziehen die Designer die aus massiver Hainbuche ausgeführte Konstruktion mit Linoleum, das die Außenseiten der Tischbeine und die Oberseite der Platte in einem Stück belegt. Die Verwendung des bewährten und robusten Bodenmaterials verstärkt den soliden Eindruck des Tisches noch, dessen Beine leicht ausgestellt sind. «Wir wollten das angenehme Linoleum vom Boden auf Tischhöhe anheben», so Henning Weimer von Destilat.
Die Freude des Designerteams an der Überraschung und dem kreativen Prozess kommt bei „Grandma“ besonders gut zum Ausdruck. Der Beistelltisch in Würfelform ist mit Spiegelgläsern belegt, auf deren Rückseite das Motiv eines Häckeldeckchens herausgelasert wurde. Auf Knopfdruck erstrahlt das hinterleuchete Muster. Damit dieses schön umfließt, sind die Spiegel auf Gehrung gestoßen. Das Destilat-Team will das Stück als ironischen Kommentar zum kühlen, modernen Wohnen verstanden wissen und außerdem als Liebeserklärung zu Großmutters Gemütlichkeit. (Christian Härtel) ■
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