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„Ein Konzept mit Zukunft“

Verbundstudium: Ausbildung und Studium in einem Zug
„Ein Konzept mit Zukunft“

Mit einem neuen Angebot wendet sich die Fachhochschule Rosenheim – Hochschule für angewandte Wissenschaften – an Unternehmen und künftige Auszubildende der Innenausbaubranche: Die Ausbildung zum Tischler/Schreiner und das Studium im Studiengang „Innenausbau“ wird kombiniert. Dadurch reduzieren sich die Ausbildungszeiten insgesamt. Von besonderer Bedeutung ist dieses Angebot für Unternehmensnachfolger im Tischler- und Schreinerhandwerk. BM sprach mit Experten über diese neue Form von Ausbildung und Studium.

BM: Herr Prof. Eierle, eine Ausbildung absolvieren und diese mit einem Studium kombinieren – wie ist der Ablauf geplant?

Prof. Dr. Eierle: Hochschulzu-gangsberechtigte (Fachabi oder Abi) haben den Vorteil, dass sie eine Berufsausbildung in nur 24 Monaten absolvieren können. Beim dualen Studium ist der Ablauf so organisiert, dass diese 24 Monate teilweise in das Studium integriert sind. Konkret: Die Ausbildung beginnt ca. 13 Monate vor Beginn des Studiums, so dass die Auszubildenden mehr als ein Jahr ununterbrochen betrieblich ausgebildet werden. In dieser Zeit besuchen sie auch die Berufsschule. Die verbleibende Ausbildungszeit von rund 11 Monaten wird z. B. in den Semesterferien und während eines Praktikums absolviert.
BM: Wie viel Zeit ist für das Verbundstudium vorgesehen und welche Abschlüsse sind möglich?
Prof. Dr. Eierle: Das Studium „Innenausbau“ schließt mit dem Abschluss „Bachelor of Engineering“ ab und hat eine Regelstudiendauer von 7 Semestern (3,5 Jahre). Am Ende der handwerklichen Ausbildung steht die Gesellenprüfung. Die Gesellenprüfung zum Tischler/Schreiner sollte im 6. Semester abgelegt werden. Rechnet man die vorgeschaltete Ausbildungszeit mit den ca. 13 Monaten und die 3,5 Jahre Verbundstudium zusammen, können beide Abschlüsse in ca. 4,5 Jahren erreicht werden. Ein vergleichbares Modell planen wir auch in Kombination mit dem klassischen Studium der Holztechnik.
BM: Prof. Betz, der Ablauf scheint für das „Studentenleben“ nicht viel Raum zu lassen.
Prof. Betz: Es ist sicherlich richtig, dass Teilnehmer/innen am Verbundstudium die vorlesungsfreie Zeit mehr verplant haben, als der „normale“ Student. Eine hohe Einsatzbereitschaft wird vorausgesetzt. Daher fühlt sich sicherlich der leistungsstarke und leistungswillige Nachwuchs angesprochen. Aber – Urlaubszeiten bzw. Arbeits- und Lernpausen haben wir eingeplant.
BM: Der Studiengang „Innenausbau“ ist noch relativ jung. Erste Absolventen werden im Sommer die Hochschule verlassen. Mit welchen Qualifikationen werden die Absolventen in die Wirtschaft entlassen?
Prof. Betz: Unsere Absolventen erhalten eine praxisorientierte und vielseitige Ausbildung, die zur Übernahme vielfältiger Funktionen in den Unternehmen des Innenausbaus befähigt. Sie sind in der Lage, Aufgaben im Produktdesign zu lösen, Fertigungsprozesse zu planen, funktionsgerechte Konstruktionen zu entwickeln und diese praxisgerecht unter wirtschaftlichen und baurechtlichen Aspekten umzusetzen und zu vermarkten. Für die Planung von Innenräumen und die damit verbundenen baulichen Änderungen von Gebäuden sind sie in Bayern bereits bauvorlageberechtigt. Um hierfür das notwendige Rüstzeug zu haben, werden die Studenten auch in Bereichen wie Gebäudetechnik, Baurecht oder Statik qualifiziert, um nur einige Bereiche zu nennen. Die generalistische, innovative Ausbildung schafft die Basis, um später Führungsfunktionen zu übernehmen oder die Betriebsnachfolge anzutreten. Die Absolventen sollen in der Lage sein, auch größere Betriebseinheiten des Innenausbaus (z. B. bis zu 50 Mitarbeiter) technisch als auch organisatorisch zu führen. Sie sollen große, komplexe Bauvorhaben konstruktiv, baurechtlich und kaufmännisch korrekt abwickeln.
Neben Betriebspraktika müssen die Studenten auch in Planungsseminaren, in denen konkrete aktuelle Bauvorhaben des Innenausbaus von Angebot bis Abrechnung virtuell „nachgebaut“ werden, das Erlernte praxisnah anwenden.
Dass wir hiermit auf dem richtigen Weg sind, zeigt die gerade erhaltene Auszeichnung für herausragende Lehre, die uns für das Planungsseminar Organisation 1 vom bayer-ischen Wissenschaftsministerium überreicht wurde.
BM: Herr Dr. Wenzler, im Schreinerhandwerk gilt die Meisterprüfung immer noch als die Königsdisziplin. Nun unterstützen die Fachverbände ein Hochschulstudium, um den Nachwuchs zu qualifizieren. Wie passt das zusammen?
Dr. Christian Wenzler: Die Meisterausbildung an den vier Fachschulen in Bayern hat ein sehr hohes Niveau und ist auf die Bedürfnisse und Anforderungen unseres Handwerks hervorragend ausgerichtet. An dieser Ausbildung und dem damit verbundenen Abschluss zum Schreinermeister halten wir natürlich uneingeschränkt fest und sehen auch weiterhin den Bedarf. Das Studium „Innenausbau“ ergänzt das Angebot und ist somit eine Bereicherung – keine Konkurrenz. Es gab und gibt Nachwuchs, der studieren möchte. Für diese künftigen Führungskräfte existiert nun ein sehr gut auf die Branche abgestimmtes Studienangebot, welches die Chance bietet, sonst für das Handwerk verloren gegangenes Potenzial zu gewinnen. Darüber hinaus fördert der Studiengang „Innenausbau“ das Image des Schreinerhandwerks und zeigt, welche Berufs- und Karrieremöglichkeiten unser Gewerk bietet.
BM: Hochschulen wird oft vorgeworfen, dass sie praxisfern ausbilden. Ist sichergestellt, dass im Studiengang „Innenausbau“ praxisnah gelehrt wird.
Dr. Wenzler: Der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern begleitet den Studiengang in einem Fachbeirat, so dass die Anregungen der Unternehmer aus dem Schreinerhandwerk direkt in die Arbeit der Fachhochschule einfließen können. Darüber hinaus war der FSH Bayern von Beginn an an der Konzeption des Studienganges beteiligt, so dass ein hohes Maß an Verbundenheit und Verantwortung besteht.
BM: Für das Verbundstudium müssen sich Ausbildungsbetriebe finden, die offen sind für Neues, die bereit sind sich auf diese spezielle Art der Ausbildung und Zusammenarbeit einzulassen. Wird die Branche Ausbildungsplätze im Verbundstudium bereitstellen?
Dr. Wenzler: Wir sind uns darüber im Klaren, dass es sicherlich zunächst eine überschaubare Zahl der Unternehmensnachfolger sein wird, die die Vorteile des Verbund-studiums nutzen werden. Diese künftigen Nachfolger haben einen Betrieb zu Hause und können daher problemlos einen Ausbildungsplatz im eigenen Unternehmen erhalten.
Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Betriebe die Vorteile nutzen. Betreffend der Bekanntheit des Verbundstudiums stehen wir am Anfang. Natürlich wird es für junge Menschen, die keinen elterlichen Betrieb haben, zurzeit nicht einfach, einen Ausbildungsplatz im Rahmen des Verbund- studiums zu finden. Diesen jungen Leuten versuchen wir individuell zu helfen.
BM: Herr Wiedmann, als Ausschussvorsitzender Berufsbildung im Fachverband Schreinerhandwerk Bayern und als Unternehmer haben Sie den Studiengang und das Verbundstudium ebenfalls sehr begrüßt. Treffen die Rosenheimer Angebote auf den Bedarf der Branche?
Friedrich Wiedmann: Ja, eindeutig. Mein Sohn hat in Rosenheim Holztechnik studiert – leider gab es den Studiengang „Innenausbau“ vor wenigen Jahren noch nicht. Von der Ausbildung in Rosenheim profitiert unser mittelständisches Unternehmen auf alle Fälle – es war die richtige Entscheidung. Hätte es damals allerdings bereits die Möglichkeit des Verbund-studiums gegeben, so hätten wir dieses Angebot genutzt. Die Verzahnung von Ausbildung und Studium wäre ideal gewesen. Durch die Möglichkeit, als Ausbildungsbetrieb intensiven Kontakt mit der Hochschule zu bekommen profitiert der Betrieb. Aktuelles Wissen fließt so unmittelbar in den Betrieb ein.
BM: Herr Jacobi, als Vorsitzender des Fachverband Tischlerhandwerk NRW haben Sie sich von Beginn an für den Studiengang „Innenausbau“ interessiert. Ihr Sohn wird nun einer der allerersten Absolventen dieses Studienganges sein. Was waren die Beweggründe für das Studium und geben Sie dem Verbundstudium eine Chance?
Alfred Jacobi: Wir führen in Bochum ein Unternehmen, welches ein sehr breites Leistungsspektrum des Innenausbaus abdeckt. Die Anforderungen steigen permanent. Mein Sohn hatte erkannt, dass es einer soliden Ausbildung bedarf, um ein solches Unternehmen zur gegebenen Zeit weiter zu führen. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit im Tischlerverband NRW wussten wir, dass erstmals ein Studiengang für unsere Branche im Entstehen war. Nachdem nähere Informationen vorlagen, war uns klar, dass dies genau das Richtige ist. Nun neigt sich die Studienzeit meines Sohnes dem Ende – unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt.
Das Verbundstudium sehe ich als weitere Chance an, die notwendigen qualifizierten Führungskräfte für das Tischler- und Schreinerhandwerk zu gewinnen. Und das wird in Zukunft für die ganze Branche immer wichtiger.
BM: Wenn sich junge Leute nun für das Verbundstudium interessieren, an wen wenden Sie sich, wer hilft weiter?
Prof. Dr. Eierle: Interessenten – ob Unternehmen oder mögliche Student/innen – können sich über die Homepage der FH-Rosenheim (siehe nebenstehenden Info-Kasten). Natürlich stehen wir auch persönlich für Rückfragen zur Verfügung. Im Fachverband Schreinerhandwerk Bayern steht mit Herrn Heer ebenfalls ein Ansprechpartner für Fragen – nicht nur aus Bayern – zur Verfügung.
BM: Sehr geehrte Herren, herzlichen Dank für das Gespräch. ■
Zu den Interviewpartnern
  • Prof. Dr. Eierle, Rosenheim, ist Studiengangsleiter des Studiengangs „Innenausbau“ an der FH Rosenheim
  • Prof. Andreas Betz, Rosenheim, ist Professor an der FH Rosenheim
  • Dr. Christian Wenzler, ist Hauptgeschäftsführer des Fachverband Schreinerhandwerk Bayern
  • Friedrich Wiedmann, Dietenhofen, ist Ausschussvorsitzender „Bildung“ des Fachverband Schreinerhandwerk Bayern, Schreinermeister und Betriebsinhaber
  • Alfred Jacobi, Bochum, ist Präsident des Fachverband Tischlerhandwerk NRW, Tischlermeister, Innenarchitekt und Inhaber eines Innenausbaubetriebes.
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