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Einheitliche Standards erwünscht

CNC-Ausbildung im Berufsschulunterricht
Einheitliche Standards erwünscht

Neue Anforderungen, zu wenig Zeit, große Unterschiede in der Ausstattung und bei den vermittelten Inhalten: Eine Studie an niedersächsischen Berufsschulen macht klar: Die CNC-Grundausbildung für Tischler muss im Sinne einheitlicher Konzepte neu definiert werden.

Mit der Novellierung der Tischlerausbildung wird die Frage nach dem Umfang und der generellen Ausrichtung einer CNC-Ausbildung neu gestellt.

Die Bedeutung der CNC-Technik in der Tischlerausbildung ist weitgehend unbestritten. Kontrovers diskutiert werden Umfang und Schwerpunkte dieser Technologie in der betrieblichen und schulischen Ausbildung sowie die Zuständigkeit der dualen Partner.
Eine Studie im Rahmen einer Examensarbeit hat niedersächsische Berufsschulen zu ihren CNC-Ausbildungskonzepten und ihrer Geräteausstattung in diesem Bereich befragt. Von 47 angefragten Schulen nahmen 26 an der Studie teil.
Maschinelle Ausstattung
Von den 26 Schulen nutzen 16 eine vorhandene Tischmaschine und sieben ein Bearbeitungszentrum. Auf die Frage, welche Maschine für den berufsschulischen Unterricht als sinnvoll erachtet wird, geben 16 der befragten Lehrkräfte an, dass Bearbeitungszentren hierfür besser geeignet seien als Tischmaschinen. Begründet wird diese Meinung hauptsächlich mit der Möglichkeit, praxisnah und realistisch zu fertigen. Als weitere Gründe werden die Steigerung der Akzeptanz der berufsschulischen Ausbildung bei den ausbildenden Betrieben, die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Bearbeitungszentren und die höhere Motivation der Auszubildenden bei der Arbeit mit diesen Maschinen genannt. Sieben der befragten Lehrkräfte geben an, dass Tischmaschinen für den Unterricht ausreichend sind. Vor allem die hohen Kosten, die der Einsatz von Bearbeitungszentren mit sich bringt, sprechen aus ihrer Sicht für die kleineren Tischmaschinen.
Keine einheitlichen Konzepte
Bei der Auswertung der Fragebögen werden vier verschiedene Ansatzpunkte deutlich. In einer der befragten Schulen wird kein CNC- Unterricht durchgeführt. Insgesamt 10 der Schulen vermitteln CNC-Technik anhand der DIN-Programmierung, 8 nutzen CAD-Programme und 9 Schulen wenden WOP (Werkstattorientierte Programmierung) an. Ein Abgleich der Vermittlungsansätze mit der maschinellen Ausstattung der Schulen verdeutlicht, dass die vermittelte Programmiertechnik von der vorhandenen Maschine abhängig ist. Dass die Unterrichtsinhalte vor allem von der in der Schule vorhandenen Software abhängig sind, wird durch die Betrachtung eines Beispiels deutlich. Eine der befragten Schulen verfügt über ein Bearbeitungszentrum (BAZ), vermittelt im Unterricht aber überwiegend CAD-Kenntnisse, da die vorhandene Software nur eine Programmierung der Maschine mit DIN Programmierung ermöglicht. Ein BAZ garantiert also noch keine „realitätsnahe“ Ausbildung. Dies ist nur möglich, wenn entsprechende Software die CNC-Ausbildung unterstützt und eine Einbindung der Maschinen ermöglicht.
Die Zeit reicht nicht aus
CNC Technik wird an den Schulen in unterschiedlichen Formen und Zeitumfängen unterrichtet. 16 der 26 Schulen planen für den Inhalt 2 Stunden pro Woche über einen längeren Zeitraum ein, während acht Schulen CNC-Kurse in Blockform durchführen.
Die Anzahl der für den CNC-Unterricht vorgesehenen Stunden ist von Schule zu Schule teilweise sehr unterschiedlich. Die angegebenen Zeiten reichen von 10 bis zu 240 Stunden verteilt über die gesamte Ausbildung und liegen im Durchschnitt bei etwa 46 Stunden. In einem Materialentwurf des Landes Niedersachsen zu Lernfeldern im Berufsfeld Holztechnik werden für die Vermittlung von CNC-Technik etwa 44 Stunden veranschlagt, ein nach den Ergebnissen der Studie zu urteilen, realistischer Wert.
Die Einschätzungen der Lehrkräfte ergeben jedoch, dass unbedingt etwa doppelt soviel Zeit, also etwa 80 Stunden für die Vermittlung von CNC-Technik vorgesehen werden sollte. Nur drei der 26 befragten Lehrkräfte gaben an, mit der zur Verfügung stehenden Zeit auszukommen.
Lernfeldunterricht mit neuen Anforderungen
Obwohl der Unterricht nach dem Lernfeldkonzept noch nicht verbindlich ist, wird er am überwiegenden Teil der befragten Schulen bereits umgesetzt. In der Regel greifen die Schulen hierbei auf die vom Kultusministerium herausgegebenen Materialien zurück. Der Unterrichtsinhalt CNC-Technik stellt die Lehrkräfte dabei vor besondere Anforderungen. Als Problembereiche werden neben dem Zeitmangel die Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften und der abstrakte Charakter des Unterrichtsinhalts CNC-Technik genannt.
Ziele des CNC-Unterrichts
Die Lehrkräfte wurden nach den von ihnen verfolgten Lernzielen befragt. Eine Lehrkraft beantwortete die Frage sehr umfassend: Ziel des Unterrichtes sei es „Grundwissen und Fertigkeiten zu vermitteln, die dem Schüler die realistische Chance bieten, bei entsprechenden Anforderungen des Betriebes, sich in der Arbeit an einer CNC-Maschine einzuarbeiten und vor allem sich diese Arbeit zuzutrauen.“
Der überwiegende Teil der Lehrkräfte gab an, im CNC-Unterricht vorrangig kognitive Lernziele zu verfolgen. Die Vermittlung von Grundlagenwissen steht dabei im Vordergrund, wobei keine einheitliche Einschätzung darüber vorhanden ist, was als Grundlagenwissen zu verstehen ist.
Lehrerexpertise erforderlich
Der technologische Wandel erfordert von den Lehrkräften eine fortlaufende Anpassung ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich CNC-Technik. Für Lehrkräfte, die sich in sämtlichen Handlungsfeldern des Tischlerhandwerks auf dem Laufenden halten müssen, kann dies zu einem zeitlichen Problem werden. Etwa die Hälfte der befragten Schulen reagieren auf diese Problematik, indem sie spezialisierte Lehrkräfte im Bereich CNC-Technik einsetzen. Diese Lehrkräfte verfügen über tiefergehende Kenntnisse und ausgereiftere Routinen, die einen besseren Unterricht ermöglichen.
Die Konzepte der Berufsschulen unterscheiden sich in vielen Punkten voneinander. Neben den bereits erwähnten Merkmalen können noch weitere, wie die Fertigung von Handlungsprodukten oder die Methodenwahl angeführt werden. Eine einheitliche Bewertung der Konzepte ist dementsprechend nicht möglich. Während an einigen Schulen sehr gute Bedingungen für CNC-Unterricht herrschen, gibt es an anderen Stellen dringenden Nachholbedarf.
Veränderungen durch die neue Ausbildungsordnung
Ob von der novellierten Ausbildungsordnung ein Impuls zu einer Vereinheitlichung in der CNC-Ausbildung an Berufsschulen ausgehen wird, ist fraglich. Alle neuen Rahmenlehrpläne folgen dem Lernfeldkonzept. Wesentliche Merkmale der Formulierung von Lernfeldern sind eine knappe handlungsbezogene Beschreibung der Kompetenzen sowie eine sehr allgemein gehaltene Festlegung der Inhalte. Die Konkretisierung von Kompetenzen und Inhalten erfolgt in der schulischen Lehrplanarbeit, wobei die regionalen Strukturen im Tischlerhandwerk sowie die vorhandene Ausstattung der Berufsschulen Berücksichtigung finden sollen. Hier werden die Kompetenzen und Inhalte konkret beschrieben und der Stellenwert der CNC-Technik in der Tischlerausbildung festgelegt. Insofern dürfte die neue Ausbildungsordnung die regionalen Besonderheiten in der CNC-Ausbildung eher stärken als zu einer Harmonisierung führen.
CNC-Grundbildung muss definiert werden!
Die Studie zeigt kein einheitliches Bild einer Grundbildung zur CNC-Technik in der Tischlerausbildung. Während in klassischen Themengebieten wie Möbelbau weitgehend Einigkeit über ein Grundwissen zu Konstruktion und Fertigung herrscht, wird in der CNC-Technik dieses Grundwissen eher durch die schulische Ausstattung und die damit verbundenen Bildungsmöglichkeiten bestimmt.
In der Definition dieser Grundbildung liegt der Ansatz für einheitliche Standards in der Tischlerausbildung. Die Entwicklung von WOP-Systemen macht die Bedienerführung wesentlich einfacher, aber eben auch herstellerspezifisch. Dies schafft einerseits Potenziale für eine handlungsorientierte Ausbildung an den Schulen, andererseits werden potenziell herstellerspezifische Besonderheiten vermittelt, die auf Maschinen anderer Hersteller oder andere Maschinentypen nur begrenzt übertragbar sind. Hier gilt es Wege zu finden, die eine systematische Grundbildung sicherstellen, die schulische Maschinenausstattung exemplarisch nutzen und die intensivere Einarbeitung den maschinenbezogenen Anwenderschulungen überlassen. Ein solches Kerncurriculum – schul- und länderübergreifend vereinbart und mit Maschinenherstellern abgestimmt – würde Orientierung für alle Beteiligten in der grundständigen Tischlerausbildung sowie in der Fortbildung und in Herstellerschulungen ermöglichen.Mit diesem Kerncurriculum erhalten Auszubildende eine Basis für spätere Herstellerschulungen – dies dürfte eine geringere Anzahl betreffen – und erkennen die Konsequenzen des CNC-Einsatzes für die betrieblichen Fertigungsprozesse – dies gilt für alle. Ersteres ist z. B. durch einen Lehrgang relativ leicht vermittelbar. Die Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe werden realistisch nur in einem Betrieb mit CNC-Fertigung erfahrbar. Hier stoßen Lehrgangsformen an ihre Grenzen. Komplexe, an betrieblichen Abläufen orientierte Lernarrangements in der Berufsschule bieten am ehesten Möglichkeiten der Umsetzung.
Neue Kooperationsformen suchen
Die Abhängigkeit der CNC-Ausbildung von der schulischen Ausstattung ist in der Studie nachgewiesen. Auch wenn die Finanzierung einer Erstausstattung bereits an zahlreichen Berufsschulen gelungen ist, überfordert eine flächendeckende, ständig aktualisierte Ausstattung die zur Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten der Träger.
Unabhängig von der Frage, welcher der dualen Partner welche Anteile an der Ausbildung in der CNC-Technik übernimmt, sind hier kreative, auch überregionale Kooperationen zwischen Schulen, Tischlereien mit Erfahrung im CNC-Einsatz, überbetrieblichen Ausbildungsstätten und auch mit Maschinenherstellern gefragt, die die Qualität in der CNC-Ausbildung weiter verbessern.
Die an der vorliegenden Studie beteiligten Berufsschulen nutzen im Rahmen ihrer derzeitigen Maschinenausstattung die Möglichkeiten zu einer grundständigen CNC-Ausbildung. Optimierungspotenziale liegen in einer verbesserten überregionalen Abstimmung und der Weiterentwicklung der Ausbildungskonzepte. ■
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