Liebe Leserin, lieber Leser, es gibt Momente, da ist selbst das Wort „fremdschämen“ noch untertrieben für das, was man empfindet. Haben Sie zufällig auch am Sonntagabend, den 18. Oktober die Sendung „Günther Jauch“ gesehen? Genau – das war jener Sonntagabend, an dem unter den Gesprächspartnern auch ein gewisser Björn Höcke (43, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag) saß. Lediglich einen Tag, nachdem in Köln die inzwischen neu gewählte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einem Messerangriff nur knapp dem Tod entging. Der Täter gab fremdenfeindliche Motive an, denn Reker war als Sozialdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig.
Im Rahmen der Sendung waren Einspieler zu sehen. Sie zeigten Höcke vor Hunderten Menschen. Dabei brüllt er ins Mikro: „Wir sind das Volk“ und „Schön deutsch soll Erfurt bleiben“. In exakt die gleiche Richtung gingen dann auch seine Redebeiträge in der Gesprächsrunde. Es war kaum auszuhalten, diesem rhetorischen Brandstifter zuzuhören.
Man könnte seine Äußerungen nun einfach abtun und sich denken, der IQ eines Björn Höcke liegt nur knapp oberhalb dem eines Akkuschraubers – doch ich befürchte, das ist nicht so. Typen wie er gehen her und begeistern Tausende von Zuhörern unter Applaus für ihr menschenverachtendes Gedankengut. Und befeuern damit eine ohnehin aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft auf unerträgliche Weise. Dafür schäme ich mich fremd. Und zwar nicht nur für den Redner, sondern auch auch für seine Beifall klatschenden, jubelnden und grölenden Zuhörer. Was für ein Deutschlandbild tragen wir hier nur in die Welt?
Die Flüchtlingsproblematik ist komplex und Stammtischparolen sicher am allerwenigsten geeignet, sie zu lösen. Doch bei all den Meinungsunterschieden, die dieses Thema natürlich mit sich bringt, muss immer eines gelten: Die Zehntausenden Menschen, die sich beispielsweise aus Kriegsgebieten aufmachen und für sich und ihre Kinder auf ein lebenswertes Leben mit Zukunftsperspektive hoffen, haben unseren Respekt und unsere Wertschätzung verdient. Das ist nämlich keine Frage von Herkunft, Religion oder Hautfarbe – hier geht es um die Achtung der Menschenwürde und um Anstand. Eigentlich selbstverständlich, oder?
Das ganze BM-Schreinerteam wünscht Ihnen eine nicht zu turbulente Vorweihnachtszeit und allzeit gute Geschäfte.
Es grüßt Sie herzlich
Christian Närdemann
Chefredakteur
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