Sein 75jähriges Bestehen hat im Mai der Elektrowerkzeug-Hersteller Metabo mit Sitz im schwäbischen Nürtingen gefeiert. Aus dem kleinen, feinen Fertigungsbetrieb von einst, ist eine Unternehmensgruppe mit 2600 Mitarbeitern, 7 Fertigungsstandorten und 17 Vertriebsniederlassungen im Ausland entstanden. Das erste Gerät war 1924 eine handbetriebene Bohrmaschine, ein sogenannter Metallbohrdreher. Aus dieser Bezeichnung ist der Name Metabo abgeleitet. Heute präsentiert das Unternehmen ein Produktprogramm von über 200 verschiedenen Werkzeugen in den Segmenten handgeführte Elektrowerkzeuge sowie stationäre und halbstationäre Maschinen.
Der schwäbische Tüftler Albrecht Schnizler und der Nürtinger Brauereibesitzer Julius Closs gründeten 1924 die Schnizler GmbH, Vorgängerin der Firma Metabo. Dazu stieß der Hamburger Kaufmann Walter Rauch. Albrecht Schnizler entwickelte die Geräte, Julius Closs stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung (eine stillgelegte Brauerei) und Walter Rauch verkaufte die Geräte zunächst nach England. Nachfahren der drei „Gründerväter“ besitzen heute die Firma.
Die ersten Geräte waren handbetrieben
Erstes Gerät war eine handbetriebene Bohrmaschine: Der „Metall-Bohr-Dreher“ wurde letztlich auch zum Namensgeber.
Ende der 20er Jahre „entdeckte“ das Unternehmen die Kü-che. Es entstanden Brotschneide-Maschinen, Kirschentkerner und andere Küchenhelfer. Anfang der 30er Jahre verdienten 150 Menschen bei Metabo ihr Geld.
1934: Erste elektrische Bohrmaschine
- 1934 kommt mit dem Typ 750 die erste elektrische Metabo Bohrmaschine auf den Markt. Sie hatte eine Leistung von 120 Watt und war mit 2,5 Kilo nicht gerade ein Leichtgewicht.
- 1939 liegt die Zahl der Mitarbeiter bei über 400, sie schrumpft bis Kriegsende auf 122. Das Werk Herrenbreitungen in Thüringen und damit die Küchengeräteproduktion gehen durch den Krieg verloren. Das Werk Nürtingen übersteht den Krieg ohne größere Schäden. Ein Großbrand vernichtet es jedoch im November 1945 zu drei Vierteln. Der Wiederaufbau zieht sich bis 1948 hin.
Dann bringt Metabo Schlag auf Schlag Neuentwicklungen auf den Markt: Handschleifer, Supportschleifer (1950), Sander (1951), Futuro-Schnellspann-Bohrfutter und Bandschleifmaschinen-Transferstraßen zum Schleifen und Polieren (1953).
1957: Erste Schlagbohrmaschine in Serie
1957 geht die erste Bohrmaschine mit eingebautem Schlagwerk in Großserie. Die Neuheit mit der Typ-Bezeichnung 76108 besitzt Mehrstufenschaltung und eine kunstharzumpreßte Ankerwelle, die richtungsweisend für die Schutzisolation beim Bau von Elektro-Werkzeugen ist.
Die Produktgruppe Schlagbohrmaschinen ist auch heute noch wertmäßig die wichtigste im Sektor der Elektrowerkzeuge.
Über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind 1960 bei Metabo beschäftigt. Die Antriebsmaschine 7512/S kommt 1963 heraus. Sie bleibt für lange Zeit die stärkste ihrer Art auf dem Markt.
Neue Akzente setzt Metabo 1966 im Bereich Sicherheit für Mensch und Maschine mit der Sicherheits-Automatik beim Einhandwinkelschleifer Typ 6160.
1969: Elektronische Drehzahlregelung
1969 bringt einen Standortwechsel: Die Firma zieht aus der zu eng gewordenen Innenstadt Nürtingens ins neue Gebäude am Stadtrand. Im gleichen Jahr bringt Metabo die erste Schlagbohrmaschine mit elektronischer Drehzahl-Regelung auf den Markt.
Die Sicherheits-Automatik wird ab 1970 in weitere Metabo Maschinen eingebaut. Bis 1980 steigt die Personalstärke auf 2451 Personen, der Umsatz auf rund 250 Millionen Mark.
. . . und noch mehr Entwicklungen
1981 erobert die neue Schlagbohrmaschine Duotronic Sb EDV 1000/2 S-automatic R+L den Markt – 1000 Watt Leistung und dabei doch handlich und leicht.
Der Schnellstop bei Heckenscheren und Kettensägen sorgt ab 1984 für mehr Sicherheit beim Benutzer.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre folgen weitere Entwicklungen: z. B. das Wicklungs- Schutzgitter und Metabo Quick (erster Scheiben-Schnellwechsel).
1990 wird das Superschnell-Ladegerät ICS 10 präsentiert, mit dem das Aufladen von Akkus in 10 Minuten möglich ist. Bis 1995 wächst die Metabo Familie um weitere Ländervertretungen. Der Umsatz steigt auf fast eine halbe Milliarde Mark – auch dank der guten Ideen von Mitarbeitern: Als zentral organisiertes System wird das betriebliche Voschlagswesen eingeführt.
Die Schlagbohrmaschine Sb E 800 Impuls von 1996 ist eine Weltneuheit. Besonders der zuschaltbare Impuls-Betrieb begeistert. Eine weitere Weltneuheit 1997 – die neue Lackfräse. Ab 1998 gibt es „intelligente“ Bohrmaschinen und Bohrhämmer: Sie sind mit „Contact“- Elektronik ausgerüstet, um Wasserschäden zu verhindern.
Metabo heute
Metabo ist heute ein Vollsortimenter auf dem Gebiet der Elektrowerkzeuge. Die Firma produziert rund 200 verschiedene Werkzeuge in mehr als 2000 Varianten.
Das Unternehmen ist in mehr als 100 Ländern vertreten und beschäftigt ca. 2000 Mitarbeiter, davon etwa 1600 in Deutschland. Die Fluktuation beim größten Arbeitgeber Nürtingen ist gering, wozu eine Standort- und Beschäftigungs-Sicherungsvereinbarung beiträgt.
Die Internationalisierung der Firma ist ein wichtiges Unternehmensziel. Derzeit bestehen 17 Vertriebs-Tochter-Unternehmen im Ausland. Als Siebzehnte wurde im März Metabo do Brazil gegründet. Am Jahresende 1999 sollen es 20 sein (siehe Grafik). Der Export- Anteil beträgt 70 Prozent – mit steigender Tendenz.
Einrichtungen sozialer und auch sportlicher Art werden gefördert, wie beispielsweise der TTC Metabo Frickenhausen, ein Tischtennis-Club in der 1. Bundesliga, weitere Sportvereine in der Umgebung Nürtingens und verschiedene Organisationen, wie z. B. die Deutsche Krebshilfe oder SOS-Kinderdörfer. Einer ganzen Reihe von gemeinnützigen Einrichtungen stellt die Firma entweder kostenlos oder zu Sonderkonditionen Maschinen zur Verfügung. Metabo vergibt Aufträge an Behinderten-Werkstätten. Eine in Reutlingen demontiert beispielsweise defekte Geräte für das Recycling.
Die Metabo Gruppe
Zur Metabo Gruppe gehören die Elektra-Beckum AG in Meppen, die Firma Mafac, ein Spezialist für die Oberflächenbearbeitung im Bereich Metabo Schleif- und Polieranlagen, sowie die österreichische Firma PHM (Profi-Heimwerker-Maschinen). PHM war aus dem Zusammenschluß der Holzbearbeitungs-Spezialisten Emco (Holz- und Hobbymaschinen), Knapp und Lurem entstanden.
Die Metabo-Gruppe steuert in diesem Jahr einen Umsatz von 820 Mio. Mark an und beschäftigt weltweit an sieben Produktions-Standorten 2600 Personen, davon 2000 in Deutschland.
Die Zukunft in der Hand
Paul Adams (41) Geschäftsführer Technik von Metabo:
„Wenn wir in diesem Jahr auf unser 75jähriges Bestehen zurückblicken, so stand und steht der Name Metabo als Synonym für qualitativ hochwertige Elektrowerkzeuge für den Profianwender. Unsere langjährigen Erfahrungen müssen wir heute mehr denn je einsetzen, um den Erwartungen unserer Kunden auch in Zukunft gerecht zu werden.“ n
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