Ginkgo im Gegenlicht

Der Ginkgo ist ein in China heimischer, heute weltweit angepflanzter Baum. Die Verwendung der Blätter als Heilmittel ist bereits in alten, chinesischen Büchern über Ackerbau und Heilpflanzen belegt, die zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. entstanden sein sollen. Heute wird dem Ginkgo (Samen und Extrakte aus Blättern) vornehmlich eine durchblutungsfördernde Wirkung und eine Verbesserung der Gedächtnisleistung zugesprochen. Die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten bei Demenz und Alzheimer wurden zwar untersucht, aber nie eindeutig bestätigt.

Dass man beim Einrichten einer Arztpraxis auch an Medizin, an Heilkräuter oder Pflanzen mit kurativen Wirkungen denkt, ist fast logisch und liegt auf der Hand. So ist es verständlich, dass die Architektin Daniela Konzi beim Umbau einer Arztpraxis für Allgemeinmedizin auf Ginkgoblätter aufmerksam wurde, die in einer transluzenten Trennwand eingesetzt wurden. Eine lichtdurchlässige Wand war erforderlich, weil der Empfangsbereich nach hinten verlegt wurde und somit ohne Tageslicht war. Das Wartezimmer hingegen erhielt eine große Fensterfront und eine transluzente Trennwand, die aus Platten aus der „3form Varia-Collection“ hergestellt wurden. Bei diesen lichtdurchlässigen Platten sind Ginkgoblätter in ein Kunststoffharz eingebettet. So entstand ein lichtdurchfluteter Empfangsraum, wobei die hellgrünen Blätter attraktive und reizvolle Akzente setzten. Die relativ dünnen Varia-Platten werden in schlanken, gefalzten Rahmen aus massivem Zebranoholz mit Falzleisten gehalten. Auch die Eingangstür zum Wartezimmer wurde aus einer Varia-Platte rahmenlos gefertigt und schlägt stumpf in einen Falz des senkrechten Rahmens aus Aluminium ein. Die Maße des Alurahmens wurden bei den Holzrahmen übernommen und ergeben so ein einheitliches Gesamtbild. Um diese Ansicht zu perfektionieren, wurde auch der Alurahmen mit Zebranofurnier belegt. Der lange Stoßgriff wurde ebenfalls aus massivem Zebrano hergestellt.

Ein schöner Eyecatcher bildet auch die halbrunde Empfangstheke, die den Empfang platzsparend unterteilt und eine logische Patientenführung gewährleistet. Über den Windfang gelangt man in einen langen Flur, der geteilt wurde und mit einer halbrund ausgebildeten Trennwand direkt zur Theke führt. Schön gemacht ist das Furnierbild der Thekenplatte: Hier wurden die Furniere segmentartig – entsprechend dem Radius der Theke – zugeschnitten und verarbeitet. Aufwändig, aber nett dabei ist, dass das Furnier exakt auf den Kanten weiterläuft.

Komplett in Zebrano gehalten sind auch die Wandverkleidungen, die Einbau- und Trennschränke hinter und neben der Theke. Alle Türen und Vollauszüge sind grifflos ausgebildet. Interessant konzipiert wurde der Schrank, der Empfang und Büro trennt. Ein langer Einschnitt – der mit einer Glasschiebetür geöffnet und geschlossen werden kann – ermöglicht der Arzthelferin aus der Sitzposition den Einblick zum Empfang. So musste der Arbeitsplatz nicht an der Theke integriert werden und die Theke bleibt frei von störenden Akten und Arbeitsunterlagen.

Die auffällige Maserung des Holzes gibt dem Raum eine besondere Note und die angenehme Grundfarbe des Holzes schafft eine angenehme Arbeitsatmosphäre, wobei die flächenbündige Deckenbeleuchtung alles ins rechte Licht rückt. (Werner Pfeifer) ■

Planung: Konziarchitekten, Architekten Marc und Daniela Konzi

70192 Stuttgart

Ausführung: Schreinerei Schad GmbH, 70496 Stuttgart

Kunstharz-Platten: 3Form Deutschland, www.3form.eu

Fotos: BM-Fotos: Frank Herrmann