Es kommt nicht oft vor im Leben, dass man etwas geschenkt bekommt, doch die Landesstiftung Baden-Württemberg macht hier eine Ausnahme. Steffen Jäger kam in den Genuss eines Stipendiums in der Weltstadt London. Er absolvierte ein Praktikum im Planungsstudio einer modernen Londoner Schreinerei.
Der heute 28-Jährige hatte sich nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Schreinergeselle im Möbel- und Innenausbau erst zum Schreinermeister und anschließend noch an der Fachakademie für Holzgestaltung in Cham zum staatlich geprüften Raum- und Formgestalter weiter qualifiziert. „Aber ich hatte schon immer den Wunsch, einmal in einem fremden Land zu arbeiten und zu leben. Für mich als „Landei” war die Weltstadt London eine aufregende Erfahrung“, erzählt Steffen Jäger, der in Gerstetten auf der schwäbischen Alb aufgewachsen war.
Als er an einem nebligen Septembermorgen in London ankam, führte ihn der erste Weg mit der „tube“, der Londoner U-Bahn, nach Clapham Common im Londoner Süden zu ELT, der Englischschule, in der er in den nächsten sechs Monaten jeweils vier Stunden pro Woche zubringen sollte. „Ich sah den Besuch des Kurses nur als kleine Ergänzung zum täglichen „learning by doing” während Arbeit, Freizeit oder in meiner Gastfamilie an. Das ist immer noch der einfachste Weg, sich eine Sprache anzueignen.“
Oft war es für Steffen Jäger schwierig, dem Unterricht zu folgen, da sein Kopf so manches Mal voll war mit geschäftlichen Dingen. Da hatte die trockene englische Grammatik wenig Platz. Steffen Jäger arbeitete im Planungsstudio der Firma Moss bespoke furniture and interiors, einer modernen Schreinerei in Clapham Commen. Sein Hauptarbeitsplatz war der Showroom, dem das kleine Büro angeschlossen war. Zum Kundenstamm des Betriebes zählten zumeist wohlhabende Kunden, mitunter waren auch berühmte Namen dabei wie zum Beispiel Tina Turner.
Die technische Ausarbeitung von Möbelentwürfen war in den ersten drei Monaten des Praktikums seine überwiegende Aufgabe. „Eine neue wichtige Erfahrung für mich war dabei die Zusammenarbeit mit namhaften auftraggebenden Architekturbüros. Wobei ich allerdings immer wieder bemerkt habe, dass diese auch nur mit Wasser kochen“, erzählt Steffen Jäger lächelnd. In der zweiten Hälfte des Praktikums eignete er sich ein für ihn neues CAD- und Rendering-Programm an. „Mit diesem war es möglich, von mir selbstentworfene Möbel fotorealistisch für die Kundenpräsentation darzustellen.“
Ein Fazit zieht Steffen Jäger aus seinen Erlebnissen während des Arbeitsalltags: „Die Engländer an sich haben eine völlig andere Arbeitseinstellung als der „gemeine” Deutsche. Es wird vieles lockerer und unverkrampfter gesehen und obwohl nur selten Stress-Situationen aufkommen, reden alle ständig davon, dass sie so „busy” seien. Außerdem wird Selbstdarstellung und Präsentation groß geschrieben.“
Steffen Jäger ist dankbar für die finanziellen Mittel des Baden-Württemberg Stipendiums. „Obwohl London ein richtig teueres Pflaster ist, hat das mir ausgezahlte Stipendium ausgereicht, um gut über die Runden zu kommen und dabei noch die Vielfältigkeit dieser Weltstadt zu erleben.“ ■
Info
Das Baden-Württemberg-Stipendium ist ein Programm zum internationalen Austausch von jungen Menschen – Schülerinnen und Schülern, Studierenden, aber auch von Berufstätigen am Beginn ihrer Karriere. Bewerben können sich Interessierte aus Baden-Württemberg.
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Eleganter Schwung
