Der Wettbewerb Gestaltete Gesellenstücke wird alljährlich vom Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg durchgeführt und wendet sich an die über 800 erfolgreichen Absolventen der Gesellenprüfungen im Schreinerhandwerk im Land. Durch den Wettbewerb soll das Engagement gestaltungsinteressierter, junger Schreinerinnen und Schreiner bei der gewerkbezogenen Produktentwicklung anerkannt werden. Im Rahmen einer dreiwöchigen Ausstellung im Stuttgarter Haus der Wirtschaft ermittelte eine fünfköpfige Landesjury direkt an den Originalstücken die Gewinner des Wettbewerbes und vergab zwei Auszeichnungen und drei Erwähnungen. Die beiden Auszeichnungen nehmen im Mai 2019 auf der Leitmesse Ligna in Hannover am Gestaltungswettbewerb auf Bundesebene 2018 teil.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb stammen aus folgenden Schreinerinnungen: Biberach, Bodenseekreis, Böblingen, Calw-Nagold, Esslingen-Nürtingen, Freiburg, Freudenstadt, Göppingen, Heidelberg, Hohenlohe, Karlsruhe, Konstanz, Ludwigsburg, Main-Tauber-Kreis, Neckar-Odenwald, Ortenau, Ostalb, Pforzheim, Ravensburg, Rems-Murr, Rottweil, Stuttgart, Tübingen, Tuttlingen, Ulm/Alb-Donau-Kreis und Waldshut.
Filigranes Lesemöbel
Eine fein gestaltete Stehlampe für einen Leseplatz in gedämpftem Birnbaum, rotem Linoleum und Messing entwarf Marie Kolbeck
(AB: Schreinerei Anton Frei, 88353 Kißlegg,
SI Ravensburg) als Gesellenstück. Je nach Entfernung und Sitzhaltung kann mit dem Scherengitter die Lampe – denn die Glühbirne hängt ohne Schirm – passend geschwenkt und gezogen werden. Auf einem kleinen Korpus können Buch und Brille liegen. Das Scherengitter für den Auszug wirkt durch seine seitlichen Nutfräsungen sehr filigran, was sich auch in der Form des als Leiter ausgeführten Gestells widerspiegelt. Für die Verbindungen der Gitterelemente werden Hülsen mit Messingmuttern verwendet, groß genug, um das Kabel durchzufädeln. Die Jury lobte „die Zartheit der Konstruktion und die konsequente Materialwahl“ und vergab eine Auszeichnung.
Fein gegliedert
Eine weitere Auszeichnung vergab die Jury an Leonard Schulz (AB: Schreinerei Muny, 70806 Kornwestheim, SI Ludwigsburg) für seine Barvitrine in geölter Esche, Glas und Lack. Bei seinem Gesellenstück tritt das Licht durch das Glas der Türe und die Abstände zwischen den Leisten der Seiten aus dem Korpus aus und macht dieses so zu einer stimmungsvollen Leuchtlaterne. Der Korpus ist konisch und ruht auf einem Gestell, dessen Beine sich wiederum konisch auf den Boden stemmen. Eine ganz zart gearbeitete Türe schließt den Korpus gegen Zugriff, ihr Drehpunkt ist von der Seite abgelöst. „Feingliedrigkeit prägt dieses Möbel durch die zarten Dimensionierungen und die sensible Konstruktion“ urteilte die Jury.
Guten Appetit!
Mit einer durchdachten, mobilen Eventküche aus Ahorn, HPL (Fenix Cacao Orinoco) und Edelstahl trat Jonas Kittel (AB: Neumayer & Feller GmbH, 76275 Ettlingen, SI Karlsruhe) zum Wettbewerb an und erhielt von der Jury dafür eine Erwähnung zugesprochen. Bei seinem Gesellenstück lassen sich drei Korpusse übereinander stapeln und zum Transport fest miteinander verbinden. „Die Ausarbeitung der Details und die Wahl der Geräte zeigen, dass profunde Erfahrungen im Bereich transportable Küche vorliegen“, lobte die Jury und wertete „diese unübliche Thematik als äußert erfrischend“.
Reduzierte Formensprache
Eine weitere Erwähnung sprach die Jury Alexander Lange (AB: Holzmanufaktur Rottweil GmbH, 78628 Rottweil, SI Rottweil) zu für seine Kommode in Eiche und schwarzem HPL. „Sie zeigt sich in der Grundform und Durcharbeitung apart zurückgenommen“, lobte die Jury. „Markant ist auch die Ausarbeitung der Schubkastenvorderstücke – sie greifen in die Beine und verstärken damit optisch das Tragen“.
Flexibel nutzbar
Mit einem zum Stehpult wandelbaren Schreibtisch in Nussbaum trat Sarah Rudisch (AB: Schreinerei Hepperle, 73272 Neidlingen, SI Esslingen-Nürtingen) zum Wettbewerb an und erhielt ebenfalls eine Erwähnung. „Ob als Schreibtisch oder als Stehpult, beide Mal wirkt das Möbel sehr ausgewogen“, urteilte die Jury und lobte den pragmatischen Gebrauch des Mechanismus, der wohlüberlegt entwickelt wurde. (hf/Quelle: LV Schreiner Baden-Württemberg)