Der Papst saß hart. Gerade Linien, klare Kanten: Der Stuhl, auf dem Benedikt XVI. bei der Abschlussmesse des Weltjugendtages im letzten Jahr in Köln Platz nahm, war aus heimischem Eschenholz gefertigt – ohne jeden Schnickschnack. Nur ein kleines weißes Kissen machte dem Pontifex das Sitzen auf dem massiven Papstsessel ein bisschen bequemer.
Der Kölner Tischlermeister André Schümmer hatte das rund 50 Kilo schwere Sitzmöbel gebaut – nach einem Entwurf des früheren Diözesan-Baumeisters Josef Rüenauver, der das gesamte liturgische Mobiliar für die Papstmesse entwarf. Eines war ihm dabei wichtig: „Der Papst ist auch Pilger, also sollte er keinen Prunkstuhl bekommen.“
Schlicht, einfach, mit strengen Formen: So sehen die geölten Holzmöbel aus, die in der Schreinerwerkstatt Schümmer entstanden sind. Neben dem Stuhl sind das außerdem der drei Meter lange und 1,10 Meter hohe Altar, ein Lesepult, 40 Tische sowie der so genannte „Bittsteller“: Ein Möbelstück mit sieben Löchern, das eine zentrale Rolle während der Vigil am Samstagabend spielte. In den „Bittsteller“ wurden sieben Papierrollen gesteckt, auf die die Pilger all ihre Wünsche und Fürbitten eingetragen hatten.
Für Tischlermeister Schümmer war die Fertigung der Möbel eine besondere Herausforderung, kein einziger Nagel und keine Schraube sollte verwendet werden: „Wir haben uns für eine Verzinkung entschieden. Mit der CNC-Maschine haben wir die Einzelteile Zehntelmillimeter genau zugeschnitten.“
Beim Abschlussgottesdienst saß André Schümmer vor dem Bildschirm. Er war stolz, weil er wusste, dass der Papst und all die anderen Geistleichen an dem Altar standen, den er gemacht hatte.
(Quelle: Sonja Krohn, Express, Köln)
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