Ein wahres Innovationsfeuerwerk zündeten die Systemhäuser für Fens-ter-Profilsysteme aus Kunststoff auf der Nürnberger Fachmesse fensterbau/frontale 2000.
Motiviert durch die zu erwartende Energie-Einsparverordnung, die vielleicht gar nicht so heiß gegessen, wie derzeit gekocht wird, ging es vor allem um die thermische Aufwertung der Fenstersysteme in Richtung der magischen „Null Komma Acht“.
Allein für die Nische Passivhaus kann der immense Entwicklungsaufwand wohl nicht sein: Experten rechnen lediglich mit rund 1000 Häusern in diesem Jahr. Auch wenn der Markt der Passiv- und Niedrigenergiehäuser derzeit noch nicht all zuviel hergibt, signalisiert die neuerliche „Entwicklungsthermik“ doch den erwarteten Zukunftsstandard mit Rahmen-k-Werten zwischen 0,8 und 1,2 W/m²K.
Neben völlig neuen Technologien konzentrieren sich die Konstrukteure auf die thermische Optimierung der bekannten Mehrkammersysteme in vielfältiger Art und Weise.
Die auf den folgenden Seiten unseres Messereports im Detail vorgestellten Entwicklungen der Systemhersteller, lassen sich prinzipiell auf folgende wärmetechnische Verbesserungsansätze zusammenfassen:
• Ein völlig neuer Systemansatz substituiert den thermisch ungünstigen Verstärkungsstahl durch einen konstruktiven und hochdämmenden Kern aus einer völlig neuen Materialkombination. Weiterer Vorteil dieser Neuentwicklung von Dyna (Seite 28) ist die modulartige 3-Schalenbauweise mit attraktiven Gestaltungsmöglichkeiten auf der Innen- und Außenseite.
• Die Schüco-Studie „Super-Isolation“ verfolgt einen ebenso interessanten Ansatz (Seite 32). Anstelle der Stahlaussteifung sind die Profile mit formschlüssig einextrudierten Alu-miniumbändern verstärkt. Ein wesentlicher Vorteil ist die Verarbeitungsmöglichkeit mit konventioneller, bei klassischen Kunststoffprofilen, bewährter Fertigungstechnik.
• Durch eine spezielle „Warm-Armierung“ lassen sich sehr gute Dämm-effekte erzielen. Kömmerling nutzt dafür ein Profil aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einer innenliegenden, metallbedampften Folie (Seite 26). Dieses Konzept lässt sich auch bei den bisher bekannten Systemkonstruktionen anwenden.
• Der thermisch getrennte Verstärkungsstahl ist ein weiterer Lösungsansatz, der sich an der wärmetechnischen Verbesserung klassischer Systeme orientiert und auf relativ einfache Weise realisiert werden kann (u. a. Thyssen Polymer, Seite 33).
• Ausgeschäumte Hohlkammern und eingeschobene Dämmkeile werden bereits seit längerem sowohl von Systemanbietern als auch von Nischenspezialisten zur Verbesserung der Wärmedämmung praktiziert. Auf der fensterbau/frontale 2000 wurden dazu neue Varianten vorgestellt.
• Hochdämmende Schäume kommen auch bei einer weiteren, „passiv-haustauglichen“ Entwicklungslinie zum Tragen: Vorsatz- Dämmprofile, die auf der Außenseite in Verbindung mit dem Blendrahmen auch den Flügelrahmen komplett überdecken (u. a. Kömmerling, Seite 26; Veka, Seite 27 und Rehau, Seite 29). Einige dieser Entwicklungen zielen auf eine komplette thermische Entkoppelung des Vorsatzdämmrahmens vom Blend- und Flügelrahmen.
• Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Wärmedämmung und Isothermenverläufe ergibt sich durch eine detaillierte, thermische Optimierung der Profilgeometrie. Trotz Standard-Stahlaussteifung können auf diesem Wege bei einer 5-Kammer-Konstruktion KR-Werte von guten 1,2 bis 1,1 W/m²K erreicht werden (Gealan, Seite 30). Für den Massenmarkt könnte dieser Wert durchaus reichen und möglicherweise liegen in der Profilgeometrie und der Anordnung der Stahlaussteifung noch weitere Reserven. Den Verarbeiter würde es zweifellos freuen, denn dieser Weg für das Standardgeschäft hat einen wesentlichen Vorteil: Er kommt ohne teure Sonderlösungen und zusätzliche Fertigungseinrichtungen aus.
Manfred Maier
Teilen: