Der Beruf des Tischlers oder Schreiners ist als Ausbildungsberuf sehr gefragt. Viele junge Menschen, zunehmend mit höherer Schulbildung und zunehmend auch junge Frauen, sehen im Umgang mit dem Werkstoff Holz, bei der Gestaltung von Lebensräumen Möglichkeiten, ihr kreatives Potential einzusetzen. Darüber sind wir Tischlermeister sehr erfreut, zeigt dies doch, daß unser berufliches Image positiv ist. Daraus entsteht für uns die Herausforderung, unser altes Gewerk jung zu halten, unseren Beruf ständig an den Kundenwünschen zu orientieren und insgesamt modern zu bleiben. Die Wünsche der jungen Menschen erzeugen jedoch auch eine Reihe von Problemen, die nicht unerwähnt bleiben sollen.
Zum ersten kann nicht jeder Bewerber auch eine Lehrstelle in seinem Traumberuf Tischler/ Schreiner bekommen. Die notgedrungen abgewiesenen sind natürlich frustriert. Daneben sind viele Bewerber in Bezug auf ihre sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten nicht oder noch nicht berufsreif. Die Betriebe können in einem solchen Fall nicht die Funktion einer Nachhilfeschule übernehmen. Damit würden sie sich, aber auch dem Bewerber keinen Gefallen tun. Für den Ausbildungsbetrieb sind die hochqualifizierten Bewerber mit Abitur ebenfalls problematisch, da deren Ausbildungswunschziel häufig mit dem Gesellenbrief noch nicht erreicht ist. Sie wollen Karriere machen, die über die eines Tischlergesellen hinausgehen.
Die jetzt im Tischlerhandwerk diskutierte Idee, die Aus- und Fortbildung modular zu organisieren und so eine höhere Durchlässigkeit hin zum Meister aber auch zum Designer oder Betriebswirt zu schaffen, könnte diese Situation entspannen. Teile der Meisterprüfung könnten in Modulen über einen längeren Zeitraum berufsbegleitend „erledigt“ werden. Das käme einer starken Integration im Sinne eines dualen Fortbildungssystems sehr entgegen.
Gleichwertige Module könnten zudem besser auf die Neigungen und die unterschiedlichen betrieblichen Gegebenheiten eingehen. Damit wäre es leichter auch den speziellen Wünschen weiblicher Auszubildender nahe zu kommen. Darüber hinaus würden mit einem solchen System vielschichtige Karrieremöglichkeiten geschaffen, die den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Lehrlinge, Gesellen und auch der Meister besser gerecht würden. Wir sollten die Vielfalt zulassen, ohne das hohe Niveau der Ausbildung zum Tischler aufzugeben.So könnten wir Tischler und Schreiner unser Image jung und modern halten.
gez. Guido Ossenkopp,
Präsident des Bundesverbandes des Holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks (BHKH), Wiesbaden
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