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Kluge Küche auf kleinem Raum

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Kluge Küche auf kleinem Raum

Kluge Küche auf kleinem Raum
Farblich ist bei über 100 Dekoren fast alles möglich – vom frischen Grün bis zum klassischen Anthrazit (Foto: www.clever-kitchen.de)
Die Wilhelm Wöhlke GmbH, Ladenbauspezialist aus Stuhr bei Bremen, hat mit dem Konzept der kleinen und flexiblen Rundküche „Clever Kitchen“ ein neues Unternehmensstandbein gegründet. Ausgezeichnet mit dem Reddot Design Award, bietet das innovative Küchenkonzept pfiffige Alleinstellungsmerkmale, die für unterschiedlichste Zielgruppen interessant sind.

„Purer Zufall“ war es nach Stephan Wöhlkes Worten, dass sich für seine Tischlerei ein weiterer Unternehmenszweig auftat. Beim Surfen durchs Internet stieß der Jungunternehmer im Frühjahr 2005 auf die Homepage von Alfred Averbeck. Das, was er auf den Seiten des Münsteraner Tischlermeisters sah, begeisterte ihn direkt: Averbeck stellte im Netz seine Idee einer drehbaren Rundküche vor und suchte einen Partner für die Umsetzung.

Der Kontakt zwischen den beiden Tischlern war schnell hergestellt, und es ging zügig an die Entwicklung des Produkts. „Mit zwei Technikern haben wir an der Umsetzung des Prototyps gearbeitet“, erzählt Wöhlke. Es sollte eine Hightech-Kompaktküche auf maximal 1,8 m2 Fläche werden, die sich um 180° drehen lässt und sämtliche Anforderungen einer herkömmlichen Küche erfüllt. Kurz nachdem die Entwicklung angelaufen war, meldete Wöhlke die „Clever Kitchen“ für den Reddot Design Award an – „in meinem jugendlichen Leichtsinn“, blickt er heute augenzwinkernd auf seine Bewerbung bei einem der größten Designwettbewerbe der Welt zurück. „Als die Techniker das erfuhren, wollten sie am liebsten gehen – unser Produkt gab es ja noch gar nicht.“ Trotz der verbliebenen Entwicklungszeit von gerade mal vier Monaten präsentierte das Familienunternehmen aus Stuhr bei Bremen 2006 seinen Prototyp in der Zeche Zollverein in Essen.
Auszeichnung beflügelt die junge Geschäftsidee
„Es war schon ein besonderes Erlebnis, als wir – als kleines Licht aus dem Norden – zwischen all den Großen aus der Branche unsere Clever Kitchen in der Alten Zeche aufbauten“, erinnert sich Stephan Wöhlke, der gemeinsam mit seinem Vater den 17-köpfigen Betrieb leitet. Zwischen den etwa 2000 Produkten wählte dann die Jury ihre Favoriten – und die kleine Rundküche war dabei. Er hätte nicht mit dem Preis gerechnet, sagt der Unternehmer: „Als der Anruf mit der Einladung zur Preisverleihung kam, hatte ich Tränen in den Augen.“
Der Reddot Design Award verschaffte der Wilhelm Wöhlke GmbH und dem Konzept gleich zu Anfang viel Aufmerksamkeit. Im darauffolgenden Jahr ließ Pro 7 Galileo eine Reportage über das Produkt drehen, im Januar 2009 lief derselbe Beitrag noch einmal im Fernsehen auf N24. Das konnte Stephan Wöhlke an den Klickzahlen auf die Clever-Kitchen-Website ablesen. „An meinen Statistiken kann ich nachvollziehen, wenn irgendein Beitrag zur Clever Kitchen erschienen ist. Nach dem Beitrag steigen die Zugriffe auf die Seiten“, berichtet er. Und diese Zugriffe sind wichtig, denn das Küchenkonzept verkauft sich noch hauptsächlich über das Web.
So auch die erste Küche. Als die telefonische Anfrage aus Spanien kam, kratzte Wöhlke seine Englischkenntnisse zusammen: „Wir haben vereinbart, dass ich die Küche schicke, wenn ich das Geld bekomme – und das hat dann tatsächlich funktioniert.“ In Deutschland sei ein solcher Verkauf nicht möglich, ist sich der Unternehmer sicher: „Die Deutschen müssen vorher sehen, was sie kaufen. Es reicht niemandem, das Produkt nur im Internet zu sehen.“
Die Erstellung einer Website zum Produkt war nicht nur die wichtigste, sondern auch nahezu die einzige Maßnahme, die das Unternehmen zur Markteinführung ergriff. Die Tischlerei präsentierte die Küche außerdem auf regionalen Messen, um zu sehen, wie sie beim Kunden ankommt, und stellte sie 2007 dann auf der internationalen Möbelmesse vor. „Durch die Möbelmesse öffneten sich weitere Türen – unser Produkt wurde bekannter“, sagt Wöhlke. Nach diesen Einführungsaktionen blieb nicht mehr viel Geld für Marketing übrig. Die Entwicklung hatte das Budget kräftig „geschrumpft“, nun musste die Clever Kitchen erst einmal ‘nebenher’ laufen.
Variantenvielfalt für eine breite Zielgruppe
Als Zielgruppe sah das Unternehmen anfangs hauptsächlich Privathaushalte 30- bis 40-jähriger Berufstätiger, die häufig auswärts essen gehen, in ihrer Wohnung dem Kochen keinen großen Platz einräumen, aber trotzdem nicht auf eine gute Küche verzichten möchten. Jetzt zeichne sich ab, dass die Zielgruppe eine weit größere Bandbreite habe: Es seien ebenso Kunden Mitte 60 dabei, die ihren Zweitwohnsitz im Süden mit der Küche bestücken, wie große Firmen, deren Foyer eine Clever Kitchen schmücken soll. „Mit potenziellen Käufern treffen wir uns zur Produktbesichtigung und besprechen die individuellen Ausstattungsmerkmale“, erklärt Wöhlke.
Und derer gibt es viele: Der Kunde kann zwischen drei Maßen bis maximal 1,8 m2 wählen, aus über 100 Farbdekoren für Korpus und Fronten aussuchen, Material und Farbe der Arbeitsplatte bestimmen und schließlich die Grundausstattung mit Elektrogeräten seiner Wahl ergänzen. „Nur bei den Arbeitsplatten bieten wir lediglich zwei Farben an, denn die Platten müssen zwei Quadratmeter groß sein – das lassen wir entsprechend vorfertigen.“
Das System sei zwar für die Serienfertigung geeignet, biete aber größtmögliche Flexibilität. In der Grundausstattung gibt es die Küche zu einem festgelegten Preis. Wer spezielle Wünsche hat, die über das Angebot hinausgehen, kann diese – gegen Aufpreis – natürlich trotzdem umsetzen lassen. Nur die Auswahl der Elektrogeräte ist bewusst beschränkt: „Wir haben uns dabei auf Siemens als Lieferant festgelegt, damit auch der Service international stimmt. Außerdem eignet sich nicht jedes Gerät für die Clever Kitchen, weil die Belüftung von vorne erfolgen muss.“
Darauf, dass jede Küche in Stuhr gefertigt wird und wirklich „Made in Germany“ bleibt, legt der Unternehmer großen Wert. „Wir nennen uns bewusst Clever-Kitchen-Manufaktur.“
Nachfrage insbesondere aus dem Ausland
Was das Unternehmen nicht erwartet hat, ist, dass sich das Produkt im Ausland besser verkauft als im eigenen Land. Nur ein Drittel der Bestellungen kommt aus Deutschland. Daher versucht man zurzeit, Partner in anderen Ländern aufzubauen, die dann dort Clever-Kitchen-Ausstellungsräume betreuen sollen. Denn der Käufer aus Spanien, der ohne Produktbesichtigung über das Internet bestellt, ist eher die Ausnahme.
Nicht zu unterschätzen ist beim Verkauf ins Ausland der logistische und finanzielle Aufwand. Dabei schlagen nicht einmal die Transportkosten für die Küche selbst am meisten zu Buche, sondern die Flüge und Spesen für die Mitarbeiter, die vor Ort den Aufbau der Küche betreuen und die dortigen Handwerker schulen. „Mittlerweile liefern wir zu jeder Küche im Ausland auch einen eigenen Werkzeugsatz – in manchen Ländern gibt es einige Gerätschaften nicht, und der Transport kostet fast ebenso viel wie das Werkzeug selbst“, ergänzt Stephan Wöhlke.
In der ganzen Tischlerei Wöhlke sucht man übrigens vergeblich nach einer Clever Kitchen. Und das hat seinen Grund: „Man kann keinen Porsche im Kuhstall verkaufen“, schmunzelt Stephan Wöhlke und meint dies fast wörtlich.
Denn die „Urwerkstatt“, in der heute noch gefertigt wird, war früher ein Viehstall. An den Deckenbalken und der Fensteraufteilung ist das noch gut erkennbar. Den Raum möchte Stephan Wöhlke gerne irgendwann als geräumigeres Büro nutzen, da der Schwerpunkt der Produktion mittlerweile in die angrenzenden Gebäude verlegt wurde. Doch wo ist denn nun die vielbesprochene Clever Kitchen? Wir fahren mit dem Auto zu einer unscheinbaren Halle, vor der sich Euro-Paletten stapeln. Das Tor öffnet sich zum Showroom: In dem hellen großen Raum darf der Kunde zwischen Kompaktküchen in Grün, Rot, Anthrazit, Lila und Gestreift Platz nehmen. Oder doch lieber herumgehen, um die Küchen aus der Nähe zu betrachten? Eine Clever Kitchen in Grundausstattung ist ebenso zu besichtigen wie das „De-Luxe-Modell“ mit angebautem Apothekerschrank, dessen Front sich zur Seite drehen lässt. Hier ist ein Backofen in Augenhöhe eingebaut, dessen Rost samt Gegartem sich auf Anforderung durch den Boden senkt und den ergonomischen Zugriff in Armhöhe erlaubt. An dieser Küche sind die Schubladengriffe nur noch Schmuck: Die Laden lassen sich per Klick auf die Front öffnen und schließen auch ebenso soft. Und ein angebauter Garderobenschrank zeigt, dass sich auf kleinem Raum noch mehr verwirklichen lässt als eine Küche.
2010 sollen ein eigenes Logo und ein neuer Katalog die Küche richtig inszenieren. Als weitere Zielgruppe will das Unternehmen dann Architekten ansprechen, für deren Planungsmöglichkeiten sich mit der Clever Kitchen ganz neue Perspektiven ergäben. An Ideen mangelt es Wöhlke nicht. Er sieht die Küche als Raumteiler – und dann von zwei Seiten aus nutzbar. Hotels könnten die Rundküche in ihre Zimmer einbauen, da immer häufiger Appartements mit Pantryküche nachgefragt würden: „Wenn der Gast ein einfaches Zimmer will, bleibt die Küche eben geschlossen, wenn er ein Appartement nachfragt, erhält er den Schlüssel zur Clever Kitchen.“ Und hat damit Luxus auf kleinstem Raum.
An den Wänden des Ausstellungsraums reihen sich die bunten Dekore und Arbeitsplatten, den größten Besprechungsraum zieren der Reddot Design Award und der Clever-Kitchen-Markenschutz. „Hier haben wir auch unser 100-Jahre-Jubiläum gefeiert“, erzählt Stephan Wöhlke. Ein Fest in der Werkstatt hätte zwar auch viel Charme gehabt, aber hier habe man sich besser mit den Kunden austauschen können. Und dieser Austausch sei immer wichtiger. „Früher war es so, dass der Nachbar zu meinem Uropa kam und sagte: Wir brauchen im nächsten Jahr neue Fenster – und dann bekam er im nächsten Jahr irgendwann neue Fenster von uns.“
Das neue Standbein nahtlos integriert
Heute funktioniere das so nicht mehr. Die Rolle als Dienstleister, der sich mit den Kundenwünschen befasst, werde immer wichtiger. Und das nicht nur mit einem Produkt wie der klugen Küche. Denn der mit Abstand größte Teil – 90 Prozent – des sonstigen Umsatzes entfällt bei der Stuhrer Tischlerei auf den Ladenbau. Seit 1965 betreut das Unternehmen unter anderem eine Hamburger Drogeriekette, für die man heute bei der Inneneinrichtung teilweise das Corporate Design mitbestimmt.
Dafür spiele es eine große Rolle, dass die Organisation stimmt. „Es gibt immer noch Tischler, die einen riesigen Maschinenpark haben, aber niemanden, der ans Telefon geht, wenn der Meister in der Werkstatt ist. Oder Aufträge und Angebote werden noch per Hand geschrieben.“ Anders bei Wöhlke: Die Tischlerei arbeitet bereits seit rund 13 Jahren mit Branchensoftware aus dem Hause Pinncalc. Die effektive Organisation aller Abläufe – von der Planung und Arbeitsvorbereitung über die Fertigungsorganisation bis hin zur Zeitwirtschaft – hat oberste Priorität.
Stephan Wöhlke und sein Vater Wilhelm haben ihr Kerngeschäft (den Ladenbau) softwaretechnisch bestens organisiert. Beispielhaft sei hier die Übergabeschnittstelle zu mehreren Betrieben genannt, die fast ausschließlich für Wöhlke produzieren und entsprechend mit umfassenden Fertigungsinformationen (zum Beispiel für die CNC-Bearbeitung) aus der Branchensoftware heraus versorgt werden.
Diese Erfahrung kam dem Unternehmen besonders bei der Schaffung des zweiten Standbeins „Clever Kitchen“ zugute. Auch diese Produktwelt wurde softwaretechnisch nahtlos in die Pinncalc-Umgebung integriert, selbstverständlich wieder inklusive Übergabeschnittstelle für die Fertigung bei entsprechend ausgestatteten Kollegen. So kann „Clever-Kitchen“ als eigenständiger Geschäftszweig, von den gleichen Mitarbeitern und vor allem auch mit der gewohnten Software, durchgehend und effektiv organisiert werden.
„Die Clever Kitchen wird sich durchsetzen“
Danach gefragt, was außer Innovationsfreude bei der Entwicklung und Markteinführung eines solchen Projektes zu beachten sei, gibt Stephan Wöhlke mehrere Antworten. Er mahnt einerseits zur Vorsicht vor Leuten, die sich mit großen Versprechungen zur Vermarktung anbieten, und zu ebensolcher bei vermeintlichen Großaufträgen. Gerade als kleineres Unternehmen müsse man diese kritisch prüfen. „Es ist ein langer Weg zum Erfolg. Man muss 1000 Schritte tun und weiß nicht, wann man den letzten Schritt gemacht haben wird.“ Doch darauf, dass sich seine Ausdauer auszahlt, vertraut der Unternehmer fest. „Die Clever Kitchen wird sich durchsetzen.“ (Ulrike Preuß) ■
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