„So richtig bewusst geworden, was Globalisierung für uns Handwerker bedeutet, ist mir, als ich einen Zeitungsartikel über Rekorddürren und Waldbrände im Westen der USA gelesen habe. Was mich vor zwei Jahren zwar traurig machte, aber ohne praktische Auswirkungen auf unser Geschäft war, ließ mich jetzt innerlich aufstöhnen. Mittlerweile dürfte jedem der Zusammenhang klar sein, je mehr Wälder in Amerika in Rauch aufgehen, desto angespannter wird die Lage auch auf dem deutschen Holzmarkt. Desto länger müssen wir damit rechnen, dass Preise nur noch tagesaktuell gelten und man froh sein darf, nicht allzu lange auf einfachste Plattenwerkstoffe wie OSB- oder Multiplex-Platten warten zu müssen.
Gleichzeitig fürchte ich, dass es nicht die einzige Herausforderung – vielleicht sogar nicht einmal die größte – für das Schreinerhandwerk bleiben wird, im schlimmsten Fall zieht gerade der „perfekte Sturm“ auf: So haben wir, wie viele erfolgreiche Schreiner, neues Personal eingestellt, um der Auftragsflut gerecht werden zu können. Vor allem unser Privatkundengeschäft boomt, verbunden mit langen Lieferzeiten und eben auch alten Materialpreisen als Kalkulationsgrundlage. Gerade im privaten Segment sehe ich zudem die Gefahr, dass durch Materialknappheit Neu- und Umbauten deutlich verzögert und teurer fertiggestellt werden. Zusammen mit dem Wiedererwachen des Tourismus wird das zu einem Einbruch der Nachfrage im Privatkundenbereich führen. Ob Gewerbekunden diesen Rückgang auffangen können, scheint mir zweifelhaft. Tritt dieses Szenario ein, wird das Schreiner-Handwerk gleichzeitig unter einer Auftragsflaute bei explodierenden Materialkosten und Personalüberhang leiden.
Wir haben deshalb angefangen, uns umfassend für schlechtere Zeiten zu wappnen, haben die Angebotsgültigkeit angepasst und geben Teile von Aufträgen an Kollegen und Lieferanten ab, statt neue Mitarbeiter einzustellen. Wir investieren in großem Umfang in die Digitalisierung unserer Firmenprozesse, um agiler und effizienter zu werden, und wir versuchen trotz langer Lieferzeiten und schlechter Verfügbarkeit keine Lagerhaltung zu etablieren, die Ressourcen, Personal und vor allem Werkstattfläche bindet. Wir haben kaum genutzte Maschinen abgegeben und neue Montageflächen eingerichtet, damit mehr Projekte montagefertig in der Werkstatt lagern können. Gleichzeitig haben wir unser Lieferanten-Netzwerk ausgebaut und diversifiziert. So können wir entspannter in die Zukunft schauen und flexibel reagieren, egal ob Sturm oder andauernde Hitzewelle.“ (hf)
Rabe Innenausbau GmbH
35117 Simtshausen
Materialmangel, Lieferengpässe, Preissteigerungen: Die aktuelle Situation ist für die meisten Betriebe eine echte Herausforderung. Lesen Sie, wie Tischler- und…