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Kontra T-Nut

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Kontra T-Nut

Kontra T-Nut
Kulisse, seitlich gehalten mit eingeschraubten Metallplättchen. Die Abstoppung bleibt auf diese Weise völlig verdeckt
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt 1001 bessere und wirtschaftlichere Möglichkeiten, Schubkästen zu führen als mit einer Führungskonstruktion aus dem inhomogenen und insbesondere hygroskopischen Werkstoff Holz, der dazu noch wenig abriebfest ist. Trotzdem sind derartige Führungen bei Meister- und Gesellenstücken von Prüfungskommissionen gern gesehen – verdeutlichen sie doch die handwerklichen Fähig-keiten des Prüflings auf besondere Weise. Der Hildesheimer Dozent Hermann Sielaff zeigt eine interessante Alternative auf.

Bei der Anfertigung von Gesellen- und Meisterstücken gelten als Auswahlkriterium für eine Konstruktion – vorgegeben durch die Prüfungskommissionen der Handwerkskammern – nicht immer die werkstoffspezifischen Eigenschaften, sondern die vermeintliche Schwierigkeit, bei der Herstellung der Teile.

Gerade in einer Zeit der schlichten Formgebung, kann es deshalb wichtig sein, die Genehmigung durch das Vorschlagen eines Kulissenauszuges zu erreichen. Schubkästen mit mechanischen Führungen werden von Kammerbezirk zu Kammerbezirk sehr unterschiedlich bewertet: bei den einen verpönt, beim anderen Bezirk problemlos genehmigungsfähig. Gelegentlich wird auch – bei zu großer Einfachheit des Stückes – ein Kulissenauszug zur Steigerung des Schwierigkeitsgrades gefordert.
Manchmal kann aber der Holzkulissenauszug durchaus die einzige Alternative sein. Beispielsweise bei sehr geringer Schubkastentiefe in kleinen Dielen- oder Badezimmerschränkchen, wo keine Standardbeschläge auf dem Markt zu bekommen sind.
Die Konstruktion
Bei der Konstruktion von Kulissenauszügen trifft man fast ausschließlich auf die Hammerkopf-förmigen Kulissen, bei denen die Zwischenelemente, die zur Hälfte im Korpus verbleiben und zur anderen Hälfte als Kragarm den Schubkasten so weit tragen, dass er vollständig einsehbar und “begreifbar” ist.
Die Herstellung dieser Kulissen und insbesondere der T-förmigen Nuten in den Seiten von Korpus und Kasten stellen hierbei die größten Probleme dar. Das Einfräsen einer T-Nut in eine Schubkastenseite ist nur mit einem T-Nut-Oberfräser möglich – und beinhaltet meist mehrere Schwierigkeiten. Selbst wenn die Nut vorgefräst wird, kann es passieren, dass der T-Nutfräser durch das Stopfen der Späne in dem unterschnittenen Teil der Nut überhitzt und festklemmt. Ein Bruch des zwangsläufig dünnen Schaftes ist dabei nicht ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass der später sichtbare Nutgrund, der mit der Stirnschneide des Oberfräsers erzeugt wird, keine gute Oberflächenqualität aufweist und schnell verbrennt (Dunkelbraun) wird (aus Ahorn wird Nuss-baum). Da der Werkstoff Holz beim Vortrocknen innere Spannungen aufbaut, kann es durch die unterschnittenen T-Nuten leicht zum Verwerfen der auskragenden Nutlappen führen, was eine Fehlfunktion des Auszuges zur Folge hat. Die Verwerfungen der T-Nutlappen ließe sich durch das Einleimen rechteckiger Leisten verhindern – der Aufwand wird dadurch aber noch größer.
In der Regel müssen die Kulissenmaße relativ groß gewählt werden, so dass man u. U. einen oder mehrere Zinken anfräsen muss, was meist sehr hässlich aussieht. Dies könnte noch durch das Anordnen eines sehr breiten Schwalbens kompensiert werden.
Die Alternative
Um all diese Probleme zu umgehen, wurden für die Konstruk-tion eines Kulissenauszuges folgende Vorgaben gemacht:
• Es darf kein T-Nutfräser zum Einsatz kommen
• Es soll nicht stirnschneidend gefräst werden
• Es soll keine Fräsung ein- oder ausgesetzt werden
• Die Kulissenabstoppung darf nicht von innen sichtbar sein, möglichst gar nicht
• Zinken dürfen nicht angefräst werden
• Eventuell muss die Nut für die spätere Aufnahme einer mechanischen Auszugführung geeignet sein, wenn sich erste Verschleiß-erscheinungen eingestellt haben.
Aus diesen Vorgaben und den grundsätzlichen Konstruktionsprinzipien wurde ein Kulissenauszug konzipiert, der alle oben genannten Forderungen erfüllt.
Die Nuten können ganz normal auf der Tischfräse mit umfangsschneidenden Nutfräsern erzeugt werden. Der Prototyp ist sogar ausschließlich mit einer Kreissäge und einem Flachzahnsägeblatt gefertigt worden. Low-tech, die auch unter schlechteren Fertigungsbedingungen vorzufinden sein dürfte.
In der Mitte der eigentlichen Führungsnut bringt man nun noch eine kleine Mittelnut ein, in die man dann entweder kleine Klötzchen einleimt oder Zylinderkopfschrauben dreht, die dann die Funktion des Stoppens übernehmen können.
Die eigentliche Besonderheit, die das T-Nut-Fräsen überflüssig macht, besteht nun darin, dass die Funktion, die Kulissen gegen seitliches Herausfallen zu sichern, auf das Wesentliche beschränkt wird. Runde Plättchen werden in einfach zu bohrende Löcher eingeschraubt oder geklebt und übernehmen so die Haltefunktion. Gleichzeitig gibt es weniger Probleme mit der Laufeigenschaft der Kulisse. Wenn sie sich einmal verziehen sollte, hat die Führung zwischen diesen beiden Fixpunkten keine Berüh-rungspunkte mehr, die zum Klemmen führen könnten.
Die Plättchen können aus Vollholz oder Sperrholz sein. Die Vollholzvariante muss dann, um Abscheren zu unterbinden, mit dem Faserverlauf senkrecht zur Nut angeordnet werden.
Ebenso können Metallplättchen oder auch Kunststoffe (z. B. Polyamid) eingesetzt und eingeschraubt werden. Bei dieser Kombination können alle Stoppklötzchen in die Mittelnuten eingeleimt werden – die Auszüge werden eingesetzt und zum Schluss die Plättchen angeschraubt. Somit werden alle Stoppfunktionen unsichtbar untergebracht. In den letzten drei Jahren haben einige der Techniker der Fachschule Holztechnik und Gestaltung Hildesheim (HGH) dieses Konstruktionsprinzip in verschiedenen Varianten mit Erfolg umgesetzt. Die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend ausgefallen. Aber dennoch bleibt es dabei: Holz ist für diesen Zweck immer nur die schlechtere Wahl. Ein kugelgelagerter, unsichtbar montierter Vollauszug verspricht eine dauerhafte Funktionsfähigkeit bei höherer Lebenserwartung ohne Klimabeeinflussung. Dass die mechanische Führung wirtschaftlicher ist, dürfte auch klar sein, und schwieriger anzuschlagen ist die Holz-kulisse nun auch nicht, oder? o
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