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Laß knacken!

Lock-Picking: Die Kunst der Schloßöffnung
Laß knacken!

Eigenartig geformte Metallteile liegen neben einer vor der Haustür knienden Person am Boden. Bei hellem Tageslicht macht sich ein unmaskierter Jemand daran, ein Schloß mit feinem Spezialwerkzeug zu öffnen.

Ungewöhnlich ist diese Situation für so manchen Handwerker nicht. Als „Türknacker“ werden oft Tischler, Metallbauer oder andere Gewerke gerufen, wenn die Haus- oder Wohnungstür zugeschlagen ist und der Schlüssel in der Wohnung liegt.

Bei der Frage, wer sich da am Schloß zu schaffen macht, fiel einem bis vor einiger Zeit nur zwei Möglichkeiten ein: Einbrecher oder Schlüsselnotdienst.
Seit kurzer Zeit gibt es aber einen weiteren Personenkreis, welcher für das „Knacken“ bzw. zerstörungsfreie Öffnen von Schlössern in Frage kommt, nämlich „Sportler!“
In Hamburg gibt es schon seit ca. 2 Jahren eine Gruppe, die im Überwinden und Überlisten von Schließsystemen eine sportliche Herausforderung sieht und hierin sogar Meisterschaften durchführt. Ziel der „Sportfreunde der Sperrtechnik-Deutschland e. V.“ 1) ist dabei das zerstörungsfreie Öffnen eines Schlosses.
Wie schnell und unkompliziert die Öffnung von Schlössern vonstatten geht, fasziniert und wundert den Zuschauer. Selbst Fachleute staunen, wie schnell selbst teure Schlösser mit wenigen Werkzeugen zerstörungsfrei geöffnet werden.
Die Werkzeuge
Für das Öffnen von Schlössern benötigt man spezielles Werkzeug. Bei einfachsten Schlössern reicht ein krumm geschlagener Nagel als Dietrich. Bei Zylinderschlössern kommen u.a. z.B. Pick-Sets zum Einsatz. Feine, aus Federstahl gearbeitete Werkzeuge, die geeignet sind, die einzelnen Stifte im Schließzylinder herunterzudrücken. Diese Werkzeuge können vom SSDeV oder von der Fa. Wendt käuflich erworben werden. Das Angebot reicht vom Anfänger-Set für 60,- DM bis zur Profi-Ausstattung für knapp 600,- DM.
Je intensiver das Schloßöffnen betrieben wird, desto mehr Werkzeug kann zum Einsatz kommen. Im Bereich der zerstörungsfreien Öffnung von Schlössern kommen neben den Hand-Pick-Sets beispielsweise Drehspannwerkzeuge zum Einsatz, welche die einfachen Federstahlspanner ersetzen.
Statt die Hand-Pick-Sets zu verwenden, besteht auch die Möglichkeit, eine Sperrzeug-Pistole einzusetzen, deren Handhabung aber vom Anwender ebenfalls viel Feingefühl verlangt. Am schnellsten lassen sich Schlösser mit dem Elektro-Pick-Set zerstörungsfrei öffnen. Die Schläge des Elektro-Pick-Sets werden über einen Exzenter ausgelöst. Durch den elektrischen Antrieb erzielt man eine hohe Schlagfrequenz, die ein einfaches Öffnen von mehrstiftigen Stift- und Scheibenzuhaltungs-Schließzylindern ermöglicht. Laut Aussage des Herstellers ist man dort selbst immer wieder erstaunt, wie vielseitig dieses Gerät genutzt werden kann. Wer den Umgang mit dem Gerät beherrscht, kann neben den gebräuchlichen Schließzylindern auch Kreuzbartschlösser, Fahrzeugschlösser, Vorhangschlösser usw. zerstörungsfrei öffnen.
Know-how der Schloßöffnung
Erste Hilfe beim Öffnen eines Schlosses bietet das „Handbuch zur Schloßöffnung“, welches der Sportverein gegen Gebühr an die Mitglieder weitergibt 2). In dem Handbuch wird das grundlegende Prinzip von Zylinderschlössern erläutert und durch Skizzen veranschaulicht. Die Grundtechniken des „Harkens“ werden beschrieben und Techniken erklärt, wie man die einzelnen Stifte des Schließzylinders richtig „setzt“.
Die hier abgebildeten Skizzen sind diesem Handbuch entnommen. Der Original-Titel des Werkes lautet:
MIT Guide to Lock Picking
Copyright 1987, 1991 Theodore T. Tool. Es wurde durch die Sportfreunde der Sperrtechnik – Deutschland e. V in die deutsche Sprache übersetzt.
Kein Hexenwerk – aber für Ganoven zu aufwendig
Das Öffnen von Schlössern ist keine Kunst sondern ein Handwerk, welches erlernt werden muß. Ganoven werden sich wohl selten die Mühe machen, die Funktion von Schlössern zu ergründen, um dann – mit Rücksicht auf die Eigentümer – das Schloß zerstörungsfrei zu öffnen. In dem oben aufgeführten Handbuch werden die grundsätzlichen Zusammenhänge der Schließtechnik erläutert und beschrieben. Um ein Schloß mit Hand-Picks zu öffnen, muß das Verständnis über die Funktion der Schlösser gegeben sein. Der Schlüssel wird in den Schloßkern eingeführt. In der Regel sind die Schlüssel auf einer Seite eingeschnitten. Wenn der richtige Schlüssel ganz im Schloßkern (Zylinder) sitzt, läßt sich dieser drehen. Der nicht rotierende Teil des Schlosses wird Schloßgehäuse genannt. Der Schlüssel drückt die Stifte im Kern des Schlosses herunter. Sie sind meist zweiteilig und bestehen aus dem Kernstift und dem Gehäusestift. Der richtige Schlüssel drückt oder hebt die Stifte derart, daß die Lücke zwischen Kern- und Gehäusestift genau mit der Lücke zwischen Schloßkern (Zylinder) und Schloßgehäuse fluchtet. In diesem Zustand kann der Zylinder rotieren (Abb. 2).
Das grundsätzliche Prinzip eines einfachen Schlosses kann am „Ebenenmodell“ erläutert werden (Abb. 3).
Bei diesem Beispiel sind zwei Platten vorhanden, die nicht gegeneinander verschoben werden können, da Stifte dies verhindern. Wenn nun ein entsprechender Schlüssel die Stifte auf eine bestimmte Position anhebt, wird die Stelle erreicht, in welcher die Lücke zwischen Kern- und Gehäusestift mit der Lücke zwischen den beiden Platten deckungsgleich ist. In diesem Zustand können die Platten gegeneinander verschoben werden.
Auf einen üblichen Schließzylinder übertragen sieht dieses Modell aus, wie in Abbildung 4 dargestellt.
Der Versuch, das Schloß mit einem falschen Schlüssel zu öffnen, führt zum „Klemmen“ eines Stiftes zwischen Zylinder und Gehäuse. Das Schloß läßt sich nicht öffnen.
Wird aber der passende Schlüssel verwendet, läßt sich das Schloß drehen und öffnen, da die Stifte alle in der richtigen Position sind.(siehe auch Abb. 2).
Beim Öffnen mit Hand-Picks (Abb. 1) muß es nun gelingen, alle Stifte (meist 5 oder 7) so in Position zu halten, daß das Rotieren des Zylinders möglich wird.
Die Grundtechnik
Das Öffnen von Schlössern mit Hand-Picks kann deshalb gelingen, weil im Regelfall bestimmte Toleranzen im Schloß vorhanden sind. So haben die Stifte ein bestimmtes Spiel und die Lage der Lochmittelpunkte ist meist nicht 100%ig ideal (Abb. 5).
Da die üblichen Schlösser dieses Spiels und diese Toleranzen haben, ist es möglich, die Stifte in einer unbekannten Reihenfolge zu setzen und durch äußerst geringfügiges Weiterdrehen des Zylinders das Zurückfallen der Stifte zu vermeiden. Damit sich der Zylinder tatsächlich minimal weiterdreht, muß am Zylinder ein Drehmoment angesetzt werden. Dies wird durch den „Spanner“ erzeugt.
Um nun ein Schloß durch „Harken“ zu öffnen, bedarf es in der Regel etwas Übung. So muß zunächst ein Gefühl für die notwendigen Kräfte entwickelt werden, die zum Setzen der Stifte oder für das Drehmoment erforderlich sind.
Zunächst wird mit dem Öffnungswerkzeug über die Stifte gefahren, um zu erkennen, welche Kräfte für das Herunter- oder Heraufdrücken der Stifte notwendig ist. Nun wird der Spanner angesetzt und ein leichtes Drehmoment am Zylinder erzeugt.
Das Öffnungswerkzeug wird jetzt von hinten nach vorn über die Stifte geführt. Sollte es gelingen, beim Überstreichen der Stifte einen oder mehrere Stifte zu setzen, so wird der Zylinder geringfügig rotieren. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis alle Stifte gesetzt sind und eine volle Rotation des Zylinders erfolgen kann.
Das Schloßöffnen ist ein Handwerk, keine Wissenschaft! Ohne Übung wird es nicht so leicht gelingen, in annehmbarer Zeit eine einfaches Zylinderschloß zu öffnen. Kriminelle Zeitgenossen werden aber kaum Spaß an dieser Art der Schloßöffnung gewinnen, da es i.d.R. einfachere Einbruchmethoden gibt. Das Risiko, ein Schloß nicht auf Anhieb zerstörungsfrei und in kurzer Zeit knacken zu können, wäre für Kriminelle zu hoch. Für Tischler und Schreiner aber, die aus Not von ihren Kunden gerufen werden, weil diese ihren Schlüssel verloren oder sich „ausgesperrt“ haben, wird das zerstörungsfreie Öffnen von Schlössern zur Pflichtübung und ist eine nicht zu unterschätzende Serviceleistung.
W. Heer
Hinweis:
Die im Katalog aufgeführten Werkzeuge sind nur gegen Vorlage eines Gewerbescheins bzw. des Handelsregisterauszuges erhältlich.
  • 1) SSDeV Die Sportfreunde der Sperrtechnik – Deutschland e. V.
  • 2) „Handbuch zur Schloßöffnung“ von Ted the Tool. Die deutsche Übersetzung ist erhältlich bei: SSDeV, Eppend-Land-Str. 165, 20251 Hamburg
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