Nach wie vor ungebrochen ist die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart. 13 219 Lehrlinge werden derzeit in 87 Berufen ausgebildet. Erfreulich ist die Zunahme der von Mädchen besetzten Lehrstellen im gewerblich-technischen Bereich.
Im Rahmen der „Azubitage“, einer Ausbildungsmesse, die vom 11. bis 13. März 1998 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft stattfand, präsentierten sich das Handwerk mit 19 verschiedenen Innungen. Weit über 30 Berufe wurden den Schulabgängern an den lebenden Werkstätten vorgestellt. Neben der Ausbildungsberatung stand vor allem auch die Information zur umfangreichen Karriereleiter im Handwerk bis hin zum Betriebsmanager auf dem Programm. So wurden die Weiterbildungskurse zum Betriebsassistenten und Betriebswirt des Handwerks präsentiert, bei denen modernes Unternehmensmanagement und auch Wirtschaftsenglisch im Mittelpunkt stehen.
„Mit den jetzt vorliegenden Zahlen können die im Durchschnitt zehn Mitarbeiter großen Handwerksbetriebe mit Stolz behaupten, ihre Ausbildungspflicht erfüllt zu haben“, erklärte Ulrich Bär, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Stuttgart im Vorfeld der Azubi-Tage. Eine enorme gesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung sieht Bär in der Tatsache, daß die Zahl der Schulabgänger bis zum Jahr 2006 jährlich um 4 % wachsen wird. Dies bedeute, so Ulrich Bär, daß die Zahl der Ausbildungsbetriebe und damit die Ausbildungsplätze gesteigert werden muß. Während 1996 insgesamt 7249 Ausbildungsbetriebe gezählt werden konnten, waren es 1997 nur noch 6022. Jeder vierte Handwerksbetrieb im Bereich der HwK Stuttgart bildet damit aus. Die Gesamtzahl der Ausbildungsverhältnisse im Handwerk nahm gegenüber dem Vorjahr um 2,1 % auf 13 219 Lehrlinge zu.
Geeignete Bewerber fehlen
5068 Berufsausbildungsverhältnisse konnten im vergangenen Jahr neu abgeschlossen werden. Erstmals seit drei Jahren hat die Zahl der Berufsanfänger damit wieder leicht um 0,2 % zugenommen. Doch das Ergebnis hätte besser ausfallen können, wenn es genügend geeignete Bewerber gegeben hätte. Bei vielen Vorstellungsgesprächen waren die unzureichende Berufsreife der Jugendlichen und die mangelnde Kompetenz im persönlichen und sozialen Bereich die Gründe für das Nichtzustandekommen eines Lehrvertrags. „Gegenwärtig hat das Handwerk weniger quantitative als vielmehr qualitative Nachwuchsprobleme“, bewertete Ulrich Bär die Situation. Handwerker müßten heute nicht nur gut mit dem Werkzeug umgehen können, sondern aufgrund der komplizierten Materie sei immer mehr Köpfchen und Kundenorientierung gefragt.
Mit 67,1 % ist der Anteil der Hauptschüler an der Gesamtlehrlingszahl gegenüber dem Vorjahr um 4,4 % gestiegen. Der Anteil der Realschüler ging um 2 % auf 22,8 % zurück. Trotz besonderer Zusatzbildungsangebote haben sich im Kammerbezirk Stuttgart 1997 lediglich 221 Abiturienten (4,4 %) für eine Ausbildung im Handwerk entschieden. Auf nunmehr 24,6 % ist der Anteil von Mädchen und jungen Frauen im Handwerk gestiegen. Dies bedeutet einen Anstieg um 1,2 % nach oben. Dieses Ergebnis ist auch auf die permanente Informations- und Nachwuchswerbekampagne des Handwerks in Haupt- und Realschulen zurückzuführen. n
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