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Lernen in der Fremde

Auf der Walz
Lernen in der Fremde

Eine Möglichkeit ganz besonderer Art Land und Leute kennenzulernen, bieten die Gesellenzünfte mit der Wanderschaft. Heute sieht man wieder immer häufiger junge Gesellen oder Gesellinnen auf der „Walz“. Trotz Multimedia und Internet macht die Wanderschaft Sinn, da handwerkliches Können nicht allein durch Theorie erlernbar ist, sondern erst durch Kennenlernen anderer Arbeitstechniken zur vollen Reife gedeiht.

Gewandert wird übrigens seit über 700 Jahren. Die Wanderschaft war bis 1870 Voraussetzung zur Ablegung der Meisterprüfung. In Zeiten, in denen nicht jeder lesen und schreiben konnte, Radio und Fernsehen noch nicht existierten, war diese Art der Fort- und Weiterbildung äußerst sinnvoll und nützlich.

Drei Jahre und ein Tag
Die Wanderschaft dauert nach wie vor „drei Jahre und einen Tag“. Eine Zeit, die dem jungen Gesellen zur wahren Schule des Lebens wird. Dabei lernt er nicht nur Land und Leute, sondern insbesondere die regional unterschiedlichen Arbeitsmethoden kennen. Ganz im Sinne Europas und der Völkerverständigung haben sich die rechtschaffenen Fremden und Compagnonnages (FNCMB) bereits seit 1951 in der C.C.E.G. Confédération Européens/Europäische Gesellenzünfte zusammengeschlossen. Somit praktiziert die C.C.E.G. als eine der ersten Vereinigungen den europäischen Einigungsgedanken. Die Mitgliedsvereinigungen der C.C.E.G. stehen jedem gelernten Bauhandwerker mit Rat und Tat beim Reisen zur Seite und bieten eigene Ersatzkrankenkassen oder Herbergen an. Sie geben Auskunft über den „Charlottenburger“, jenem Tuch, in welchem sich das Hab und Gut des Wandernden befindet und stellen bestimmte Regeln auf, die der Geselle / die Gesellin zu beachten hat. Sie tragen dazu bei, aus den Reisenden erstklassige Handwerker zu machen.
Erwandern (Mitglied werden und auf die Walz gehen) können sich Gesellen aus den Berufen Zimmerer, Dachdecker, Tischler, Betonbauer, Maurer, Steinmetze, Gipser, Fliesenleger und Steinsetzer.
Informationen dazu gibt es bei den Mitgliedervereinigungen der C.C.E.G.:
Vereinigung der Rechtschaffenen Fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands:
Herrn Nils-Peter Linderoth Unzerstr. 18
D-22767 Hamburg
Telefon 0 40/38 23 18
Gesellschaft der Rechtschaffenen Fremden Maurer und Steinhauergesellen
Herrn Wilhelm Kühn
Vogelhüttenberg 2b
D-21077 Hamburg
Telefon 0 40/7 60 26 62
Diese ältesten, mitgliederstärksten Gesellenzünfte verfügen über eine große Zahl an Gesellschaften und Herbergen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Skandinavien, Afrika, USA, Kanada und Australien. Typisches Erkennungszeichen der Rechtschaffenen Fremden ist die schwarze Ehrbarkeit (ein krawattenähnlicher Binder im obersten Hemdenknopf) und schwarze Biesen an den Hosen.
Der Rolandschacht
Werner Kirscht
Fröbelweg 12
D-04425 Taucha
Telefon 03 42 98/3 56 92
Rolandsbrüder gehören der zweitältesten Zunft an. Gegründet in Nürnberg 1891 und benannt nach ihren Gründern, welches 6 Maurer aus Bremen waren (Bremer Roland, Symbol bürgerlicher Freiheit). Als Zeichen der Rechtschaffenheit tragen sie eine blaue Ehrbarkeit und blaue Biesen an der Kluft.
Fremder Freiheitsschacht
Herrn Mathias Gubelmann Dorfstr. 15
CH-8311 Brütten/Winterthur, Telefon 00 41/5 23 45 10 00
oder:
Fremder Freiheitsschacht
Herrn Wolfgang Steinmetz Kölnstr. 38
D-50354 Hürth-Hermülheim.
Telefon 0 22 33/70 92 67
Weltoffenheit und Toleranz werden bei den Freiheitsbrüdern großgeschrieben.
Gegründet wurde diese Zunftvereinigung am 1. Mai 1910 in Bern von dem Maurer Hermann Schäfer aus Heidelberg und 22 weiteren Maurer-, Zimmerer- und Dachdeckergesellen, die die rote Ehrbarkeit als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Arbeiterbewegung wählten.
Gesellschaft Freier Vogtländer Deutschlands
Herrn Hans Walter Tafelski Nordlandweg 89
D-22145 Hamburg
Telefon 0 40/6 79 32 62.
Noch vor der Jahrhundertwende waren die Vogtländer die frei umherreisenden Handwerker. Sie organisierten sich: 1921 fand in der Schweiz ein Treffen des Vogtlandschachtes mit Gesellen aus Deutschland und Dänemark statt. Auf den Freien Vogtländer von heute warten mindestens zwei Jahre Wanderschaft. Die Vogtländer tragen keinen Binder als Ehrbarkeit, lediglich eine goldene Anstecknadel mit einem Wappenemblem am oberen Hemd.
Fédération Compagnonnique des Métiers du Bâtiment FNCMB
Secrétariat: 145 Av. Jean Jaures, F-75019 Paris
Telefon 1/42 02 06 23
Union Compagnonnique des Devoirs Unis
Monsieur Gauducheau Pierre Rue des Carmes
F-44000 Nantes
Telefon 40 47 68 32
Forenede Berejste Skandinaviske Händaekere FBSH
Herrn Jorn Petersen
Sturegatan 26
S-25227 Helsingborg,
Telefon 042/11 62 59
Fédération Compagnonnique des Métiers de Belgique FCMB
Monsieur Bernhard Girard
Rue Godefroid Kurth 4a
B-1140 Bruxelles
Telefon 02/21 66 729
Lernort: Die Walz
Wolfgang Steinmetz, Einheimischer Freiheitsbruder aus Hürth bei Köln berichtet uns aus der Zeit seiner Wanderschaft als Tischlergeselle:
„Die Wanderschaft ist gerade auch für Tischler eine hervorragende, wenn auch ungewöhnliche Art der beruflichen Weiterbildung, die zwar viel Kraft und Durchhaltevermögen fordert, die aber auch die verschiedensten und vielfältigsten Möglichkeiten bietet, in seinem Handwerk ein echter Fachmann zu werden.
Seit ca. 15 bis 20 Jahren nimmt der Anteil der Tischlergesellen unter den reisenden Handwerkern der traditionellen Schächte immer stärker zu: Da die schwarze Kleidung, der große Schlapphut und die Schlaghosen bei den meisten Leuten mit der Assoziation ‚Zimmermann‘ belegt ist, ist auch der Träger dieser Kleidung automatisch ein Zimmermann. Ich selber habe mich auch sehr selten bei zufälligen Kontakten bemüht, richtigzustellen, daß ich ein Tischler bin; meistens aus Bequemlichkeit. Bei der Arbeitssuche jedoch ist der reisende Tischler gezwungen, in wenigen Minuten seinem zukünftigen Arbeitgeber zu erklären, daß er nicht nur kein Zimmermann ist, sondern außerdem willens und bereit ist, z.B. Arbeiten, die er nicht beherrscht oder nicht kennt, zu erlernen oder sein Wissen zu vertiefen, um produktiv mitarbeiten zu können.
Ich selber habe in einigen Betrieben erlebt, daß ich – als allererster Wandergeselle, der jemals dort um Arbeit vorgesprochen hat – erst mal nur zur Probe eingestellt wurde, weil der Meister neugierig war, was denn ein Wandergeselle überhaupt so kann. Ich habe bei dieser Methode nur gute Erfahrungen gemacht, bei den meisten Betrieben bin ich dann auch ein Vierteljahr geblieben, und es haben sich über die Arbeit hinaus sehr gute Freundschaften ergeben, die bis zum heutigen Tage noch erhalten sind. Jedoch bin ich auch stets so verfahren, daß ich von Anfang an ein Maximum an Leistung gezeigt habe.“
Les Compagnons du Devoir
im Fettenhof, Venloer Str. 1203, D-50829 Köln Bocklemünd, Telefon 02 21/50 47 60
(gehören dem europäischen Dachverband nicht an.)
Die hier aufgeführten Schächte nehmen i. d. R. Tischlergesellinnen in ihre Gemeinschaft auf.
Über die Wanderschaft in Frankreich informiert auch die
Carl Duisberg Gesellschaft e.V.
Weyerstraße 79-83
D-50676 Köln
Telefon 02 21/20 98/102
Der Buchtip:
„Mit Gunst und Verlaub!“
Wandernde Handwerker: Tradition und Alternative
Anne Bohnenkamp/Frank Möbus (Hersg.)
Wallstein Verlag 1989
ISBN 3-89244-006-9
„Zehntausend Meilen“
von Axel Schultz-Gora
1998, 1. Auflage, 372 Seiten, Format 14,5 x 21 cm, geb.,DM 44,80.
Bruder Verlag Albert Bruder GmbH & Co KG,
76133 Karlsruhe
ISBN 3-87104-098-3
Mit Gunst und Verlaub:
Obligatorische Anrede im Zunfthandwerk
Felleisen: Charlottenburger/ Wanderbündel, Ränzel
Kiesgeselle: Geselle mit Geld
Kluft: Kleidung
Platte reisen: irgendwo übernachten
Schallern: Singen
Latte anballern: Schulden machen
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

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