Mit dieser Fragestellung ist der Leserbrief des BM-Lesers Christian Zander überschrieben, den wir im folgenden wiedergeben:
„Immerhin: Laut Berichterstattung in BM 1/2012 diskutierte der Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland auf seiner letzten Mitgliederversammlung im November 2011 über das Thema der CNC-Ausbildung. Das ist doch schon mal was. Die CNC-Technik gehört schon seit Jahren zur Standardausstattung mindestens in allen Innenausbaubetrieben, in der Schweiz nehmen alle Schreinerlehrlinge an einem einwöchigen Praxiskurs CNC teil, in Österreich gibt es seit vier Jahren einen spezialisierten CNC-Abschluss für Auszubildende des Tischlerhandwerks – in Deutschland diskutiert der Bundesverband. Das ist doch schon mal was. Immerhin!
Weniger erfreulich ist, dass angesichts zurückgehender Lehrlingszahlen ein Hickhack um die Frage entsteht, wer Träger des praktischen CNC-Kurses sein soll: Berufsschule oder überbetriebliche Ausbildung. Am unerfreulichsten aber ist, dass die wichtigste Frage der an sich notwendigen CNC-Ausbildung in unserem Beruf nicht aufgeworfen wird: Sollen die CNC-Kurse wirklich für alle Lehrlinge des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks verpflichtender Bestandteil der Lehre sein, oder nicht? Vielleicht sollte man besser formulieren: Können wir auf die bisher bereits umfassenden Ausbildungsinhalte noch ein komplexes Gebiet für alle Auszubildenden draufsatteln? Man muss sich nur die Prüfungsergebnisse der theoretischen Kenntnisse der letzten Jahre vor Augen führen, um den Wissensbrei zu erkennen, den die praktizierte Überforderung der Mehrzahl unserer Lehrlinge mit der gültigen Ausbildungsordnung angerichtet hat.
Hier rührt die Frage einer zukünftigen CNC-Ausbildung unserer Tischlerlehrlinge plötzlich an ein Grundtabu. Dieses besteht darin, dass nach bestimmender Sicht des Bundesverbandes – und leider auch der bei der Berufsbildung einbezogenen Gewerkschaft – der deutsche Schreinerlehrling ein Generalist zu sein hat. Motto: Ein deutscher Geselle hat alles zu können – damit er flexibel einsetzbar sei. Die Praxis zeigt schon heute, dass viele Lehrlinge mit diesen Anforderungen überfordert sind und das Niveau der Ausbildung gesunken ist. Nicht umsonst haben sich andere Nachbarländer von diesem Modell verabschiedet.
Wenn also tatsächlich eine intensivere, auch praktische CNC-Ausbildung im deutschen Tischlerhandwerk umgesetzt werden soll – dann ist die entscheidende Frage über Erfolg oder Misserfolg dieser Maßnahme, ob endlich ein veränderter Ausbildungsgang eingeführt wird, der Abschied nimmt vom Ideal des Generalisten und stattdessen nach einer Grundausbildung eine Spezialisierung ins Auge fasst.“
Teilen: