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Mehr als bella Italia

Erfahrungen einer Teilnehmerin am Projekt„Leonardo da Vinci 2000“
Mehr als bella Italia

Was machen Deutsche im Januar in der Toskana? So früh im Jahr sind Ausländer für die Stadt Volterra ein ungewohntes Bild. Aber die Einwohner wussten Bescheid: auch dieses Frühjahr arbeiteten 21 Junghandwerker an der renovierungsbedürftigen Villa Giardino. Zum dritten Mal organisierte die Handwerkskammer Region Stuttgart einen Arbeits- und Lernaufenthalt in der Toskana, der durch das EU-Programm Leonardo da Vinci gefördert wird.

Im vergangenen Jahr wurde mir und anderen Junghandwerkern das Angebot einer Weiterbildung im Ausland gemacht. Um an dem Projekt teilnehmen zu können, musste man zwischen 18 und 27 Jahren alt sein, eine handwerkliche und mit gutem Erfolg abgeschlossene Berufsausbildung haben und darf nicht im Besitz der italienischen Staatsbürgerschaft sein. Die Maßnahme wird im Rahmen des Programms „Leonardo da Vinci“ von der europäischen Kommission gefördert und finanziert. Bezahlt wurde der Sprachkurs, die Unterkunft und Verpflegung; des weiteren erhielten wir einen Fahrtkosten-zuschuss. Die Organisation und Durchführung des Sprach- und Auslandspraktikums erfolgte durch die Handwerkskammer Region Stuttgart.

Vorbereitungen
Mitte November des vergangenen Jahres wurde es für uns Ernst. Wir – 20 frisch ausgelernte Handwerker – unterschrieben den Vertrag für einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt. Dazu waren sogar zwei Bürgermeister aus Italien angereist, die mit ihrer Unterschrift den Abschluss besiegelten. Zur Projektvorbereitung gehörte zuerst ein Übungswochenende in Stuttgart, dessen Ziel ein gutes Zusammenleben in der Gruppe war. Unter anderem lernten wir Konflikte in der Gruppe zu bewältigen aber auch Einkaufslisten zu erstellen und italienisch kochen. Die Absicht dabei war natürlich auch, dass sich die Projektteilnehmer kennen lernten und erste Kontakte aufbauten. Zur Vorbereitung wurde auch ein freiwilliger Sprachkurs angeboten.
Start im Januar
Am 3. Januar 2000 war es dann endlich so weit: Fünf Maler/innen, drei Maurer, zwei Steinmetze, eine Fensterbauerin, eine Kunstglaserin, eine Buchbinderin, eine Keramikerin, zwei Damenschneiderinnen und fünf Schreiner/innen hatten ihre Koffer gepackt, um nach Volterra, Italien, zu fahren. Wir, die fünf Schreiner –Andreas Adam, Andreas Kost, Jens Weishaar, Susanne Zeile und ich – wurden im Januar in dem interkulturellen Zentrum, der „Villa Palagione“ untergebracht. Die anderen Junghandwerker richteten ihr „Zuhause“ für die nächsten drei Monate in dem Naturfreundehaus „Il Vile“ ein. Beide Gebäude liegen außerhalb der Stadt Volterra und sind ca. 8 km voneinander entfernt.
Nach einer offiziellen Begrüßung durch die italienischen Projektpartner und dem anschließenden Fest, begann der Aufenthalt mit einem Intensivsprachkurs in der Villa Palagione. In den ersten drei Wochen hieß es für uns alle Vokabeln pauken und die Grundlagen der italienischen Sprache erlernen. Dann schloss sich eine Woche lang der Besuch an der Kunstschule an, um während des handwerklichen Arbeitens die fachspezifischen Wörter kennen zu lernen. Diese Schule ist eine Art Realschule, die Schwerpunkte auf handwerkliche Arbeiten mit Holz, Alabaster und Metall setzt. Im Januar lernten wir aber nicht nur italienisch. Kultur sowie erste Besprechungen und Besichtigungen für unsere Arbeiten in der „Villa Giardino“ standen auf dem Programm. Dass dabei das Feste feiern mit Italienern nicht zu kurz kam, sei nur nebenbei erwähnt.
Nach einem Abschlussfest des Sprachkurses zogen meine Schreinerkollegen/innen und ich Ende Januar in das nördlich von Volterra gelegene Ponsacco auf’s Land um.
Ein Windfang für die Villa
Dann ging’s mit dem Arbeiten endlich los! An der Villa Giardino waren die Außenfassade und die Fenster an der Westseite zu renovieren bzw. restaurieren, außerdem wurden diverse Maurer- und Malerarbeiten in dem Gebäude durchgeführt. Die Aufgabe der Schreiner war es, einen Windfang für die Villa Giardino zu entwerfen, zu konstruieren und zu fertigen. Zuerst skizzierten, überlegten und besprachen wir unsere Ideen untereinander und mit dem italienischen Architekten – gemeinsam entstand so ein für alle ansprechender Entwurf. Dabei waren auch die Kunstglaserin und die Steinmetze gefragt und beteiligt, da Füllungen aus Glas und Alabaster geplant waren. Nachdem wir die Konstruktion festgelegt und Schnittzeichnungen auf dem Papier hatten, ging es an die Materialliste und Bestellung. Geliefert wurde das Eichenholz, die Beschläge und sonstiges Zubehör nach dem Motto: „Kommt’s heute nicht, kommt’s morgen – vielleicht!“ Und wieder hatten wir etwas von der „geduldigen“ (oder besser gemütlichen) Lebensweise der Italiener gelernt!
Nun ging’s zum praktischen Teil unseres Auftrags als „Botschafter des deutschen Handwerks“. In einer kleineren, aber gut ausgestatteten Schreinerei fertigten wir unseren Windfang. Die Oberflächenbehandlung wie Schleifen, Beizen und Lackieren wurden von uns in einer größeren Firma durchgeführt. Dann ging es zum Einbau in das Objekt nach Volterra. Innerhalb von fünf Tagen stellten wir unseren Windfang auf, hängten die Türen ein und richteten sie aus. Zu guter Letzt verglasten wir gemeinsam die Rahmen der Seitenflügel, Türen und der Oberlichter.
Aber auch die Freizeit kam nicht zu kurz: wir machten einen Ausflug nach Carrara zu den Marmorsteinbrüchen, besuchten Florenz, Pisa, San Gimignano und Lucca, feierten einige Feste und hatten viel Spaß miteinander. Drei Mitglieder der Gruppe – so auch ich – verlängerten den Aufenthalt in der Toskana um einen Monat.
Mein Fazit: Wir gewannen viele und gute Freunde, was auch auf die Offenheit der Italiener zurückzuführen ist. Nicht nur auf beruflicher Ebene, sondern auch im sozialen bzw. zwischen-menschlichen Bereich wurden viele gute Erfahrungen durch das Zusammenleben in der Gruppe und dem Leben in einer anderen Kultur gemacht.
Jedem, der eine Möglichkeit hat ins Ausland zu gehen, sei gesagt: Er sollte sie nutzen. o
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